Wenn Geld keine Rolle spielt
Wenn Geld keine Rolle spielt
Am Freitagabend beginnt im Mutterland des Fußballs die 31. Premier-League-Saison. Abermals scheuten die 20 Vereine im englischen Oberhaus weder Mühen noch Kosten, um ihre Teams zu verstärken. Für insgesamt 176 Neuzugänge wurden zusammen 1,26 Milliarden Euro ausgegeben, lediglich die Hälfte davon durch Spielerverkäufe – 149 an der Zahl – wieder eingenommen.
Spitzenreiter in puncto Ausgaben ist in diesem Sommer mit Arsenal (132 Millionen Euro) kein Team, das in der jüngeren Vergangenheit in der Spitzengruppe vertreten war. Die Gunners verpassten am Ende der vergangenen Saison zwar nur knapp, jedoch schon zum sechsten Mal in Folge die Champions-League-Qualifikation. Nach einer dennoch recht stabilen Runde will es der 13-malige englische Meister nun wissen. Einen Großteil der Transferausgaben überwies Arsenal für Gabriel Jesus (52 Millionen Euro) und Oleksandr Zinchenko (35 Millionen Euro) an Manchester City. Für den offensiven Mittelfeldspieler Fabio Vieira kassierte der FC Porto 35 Mio.
Zwei Clubs verprassen 218 Millionen
Jeweils 109 Millionen Euro gaben Manchester City und überraschenderweise Leeds United für neues Personal aus. Bemerkenswert ist dabei, dass der Titelverteidiger, bedingt durch zahlreiche Spielerverkäufe, nach aktuellem Stand sogar einen Überschuss von 51 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Neben Gabriel Jesus und Zinchenko verließ auch Stürmer Raheem Sterling die Citizens für 58 Millionen Euro in Richtung FC Chelsea. Der 37-jährige Routinier Fernandinho kehrt derweil ablösefrei in seine brasilianische Heimat zurück. Die entstandenen Lücken sollen der englische Nationalspieler Kalvin Phillips (Leeds, 49 Millionen Euro) sowie Königstransfer Erling Haaland (Dortmund, 60 Millionen Euro) schließen.
In Leeds wiederum sorgte neben dem Verkauf von Phillips auch der Transfer von Rechtsaußen Raphinha zum FC Barcelona (58 Millionen Euro) für einen warmen Geldregen, den die Whites umgehend in eher wenig bekannte Akteure investierten. Mit elf Saisontoren hatte Raphinha maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt von Leeds, ein adäquater Ersatz wird nur schwer zu finden sein.
Auch das Londoner Duo Chelsea und Tottenham knackte die 100-Millionen-Grenze. Beide werden in der neuen Saison in der Champions League vertreten sein und sind auf einen wettbewerbsfähigen Kader angewiesen. Chelsea musste die Abgänge von Innenverteidiger Antonio Rüdiger (ablösefrei zu Real Madrid) und Stürmer Romelu Lukaku (an Inter Mailand ausgeliehen) hinnehmen. In Kalidou Koulibaly (Neapel, 38 Millionen Euro) und Sterling hofft man an der Stamford Bridge gleichwertigen Ersatz gefunden zu haben.
Tottenham leistete sich den Brasilianer Richarlison (58 Millionen Euro) vom FC Everton sowie Mittelfeldakteur Yves Bissouma (Brighton, 29 Millionen Euro) und konnte zur Zufriedenheit von Coach Antonio Conte seine Stammelf weitestgehend zusammenhalten. Nichtsdestotrotz lassen die ständig wiederkehrenden Wechselgerüchte um Torjäger Harry Kane kaum einmal Ruhe bei den Spurs einkehren.
Wie schon in den vergangenen Jahren sollte der FC Liverpool der Hauptkonkurrent von Manchester City im Titelrennen sein. Zwar dürfte Trainer Jürgen Klopp der Abschied von Sadio Mané zum FC Bayern (32 Millionen Euro) wenig geschmeckt haben, mit Stürmer Darwin Nunez von Benfica Lissabon (75 Millionen Euro) haben die Reds indes ihren absoluten Wunschspieler bekommen.
Zurück zu altem Glanz
Rekordmeister Manchester United läuft seit dem letzten Triumph in der Premier League vor mittlerweile neun Jahren den eigenen, hohen Ansprüchen hinterher. Nachdem 2013 die 27 Jahre währende Regentschaft von Alex Ferguson endete, wechselten sich nicht weniger als sieben Nachfolger auf der Trainerposition ab, dies zumeist mit überschaubarem Erfolg. Nun soll es Erik ten Hag richten, der in den vergangenen fünf Jahren bei Ajax Amsterdam sein Können unter Beweis stellte.
Der 52-Jährige brachte zum Einstand aus der niederländischen Eredivisie die beiden Abwehrspieler Lisandro Martinez (Ajax, 57 Millionen Euro) sowie Tyrell Malacia (Feyenoord Rotterdam, 15 Millionen Euro) mit nach Old Trafford. Sie sollen die wackelige Defensive um den viel kritisierten United-Kapitän Harry Maguire stabilisieren – nicht die einzige Baustelle für ten Hag, den zudem das ständige Theater um den wechselwilligen Cristiano Ronaldo auf Trab hält.
Gespannt darf man auch auf das Abschneiden von Newcastle United sein. Die Magpies sorgten im vergangenen November für Aufregung, als die Übernahme des Traditionsvereins durch ein saudi-arabisches Konsortium bekannt wurde. Mit einigen punktuellen Verstärkungen in der Winterpause schaffte das Team, nach desaströsem Saisonstart, am Ende recht mühelos den Klassenerhalt. Wenngleich Newcastle wegen seiner schier unerschöpflichen finanziellen Möglichkeiten als reichster Club der Welt bezeichnet wird, scheint man vorerst (noch) auf Kontinuität zu setzen und bei Neuverpflichtungen mit Bedacht vorzugehen.
In der Ausgabentabelle rangiert Newcastle zurzeit mit vergleichsweise bescheidenen 66 Millionen Euro „nur“ auf Rang zehn. Trainer Eddie Howe legte in der laufenden Transferperiode den Schwerpunkt auf Verstärkungen für die löchrige Abwehr. Der von mehreren Topvereinen umworbene Niederländer Sven Botman (Lille, 37 Millionen Euro), Matt Targett (Aston Villa, 17 Millionen Euro) und der englische Nationalkeeper Nick Pope vom Absteiger Burnley (zwölf Millionen Euro) sollen ihren Beitrag leisten, dass die 62 Gegentore der vergangenen Saison möglichst deutlich unterboten werden.
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