Probleme über Probleme beim FC Barcelona
Probleme über Probleme beim FC Barcelona
(jg/sid) - Machtkämpfe von Ausnahmekönner Lionel Messi und der Vereinsspitze, vier Liga-Partien ohne Sieg und die mehr als angespannte finanzielle Lage – beim FC Barcelona rumort es gewaltig. Und als wäre das nicht genug, kochen nun sogar Gerüchte um eine drohende Zahlungsunfähigkeit des spanischen Spitzenclubs hoch.
Die hängenden Köpfe nach dem Unentschieden bei Deportivo Alaves am Samstagabend waren bezeichnend für die aktuelle Stimmungslage bei den Katalanen. In der Liga steht die Elf von Trainer Ronald Koeman seit vier Begegnungen in Folge ohne Sieg da, die schmerzliche Clasico-Pleite beim Erzrivalen Real Madrid (1:3) hatte die sportliche Misere vergangene Woche zusätzlich verschärft.
Größtes Problem abseits des Platzes
Und doch scheint das größte Problem abseits des Platzes zu lauern. „Unsere Hauptsorge ist eine wirtschaftliche“, zitiert die spanische Zeitung „Marca“ Barças-Interimsboss Carles Tusquets. „Die Pandemie trifft Barcelona besonders hart.“
Die Gerüchteküche brodelt, denn schenkt man spanischen Medienberichten Glauben, soll die Lage noch viel angespannter sein als gedacht. Angeblich drohe sogar die Zahlungsunfähigkeit, sollten nicht entsprechende Schritte und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Bis spätestens am Donnerstag müssten demnach Gehaltskürzungen mit den Barça-Assen von 30 Prozent vereinbart werden, um rund 190 Millionen Euro einzusparen. Schon seit Freitag sollen die Verhandlungen laufen, laut „Mundo Deportivo“ seien die Spieler zum Dialog bereit.
Wunsch nach Ruhe
Es wäre dem katalanischen Renommierclub nach chaotischen Zuständen in den vergangenen Wochen und Monaten wohl recht, wenn endlich etwas zur Ruhe zu kommen. Hatten zuletzt doch erst die Machtkämpfe zwischen dem sechsmaligen Weltfußballer Messi und dem umstrittenen Ex-Präsidenten Josep Maria Bartomeu für Aufregung gesorgt.
Der 57-Jährige hatte vergangene Woche seine Konsequenzen aus dem Streit mit dem im Sommer noch abwanderungswilligen Argentiniers gezogen und seinen Rücktritt verkündet.
Koeman „sehr enttäuscht“
Die angespannte Lage rund um den Club kann die Mannschaft von Trainer Koeman derzeit auch nicht auf dem Feld beruhigen. Denn auch dort steht Barcelona unter Druck und liegt weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Mit acht Punkten nach sechs Spielen hat der Club in der Meisterschaft bereits einen beachtlichen Rückstand auf Spitzenreiter Real Madrid (16).
„Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Koeman nach der Partie bei Alaves. In der Champions League hingegen hatte Barcelona zuletzt bei Juventus Turin einen Sieg verbucht (2:0). Mit der Maximalausbeute von sechs Punkten befinden sich die Teamkollegen des ehemaligen Luxemburger Jugendauswahlspielers Miralem Pjanic auf Achtelfinalkurs.
Am Mittwochabend steht das nächste Spiel gegen Dynamo Kiew an und damit auch die Chance, zumindest der sportlichen Krisenstimmung ein wenig entgegenzuwirken. Doch ganz so einfach ist auch das nicht. „Ich hoffe wir können spielen“, sagte Koeman in der Pressekonferenz: „Dynamo plagt sich mit mehreren positiven Covid-Tests herum. Wir warten jetzt die letzten Resultate ab.“
Corona-Chaos bei Dynamo Kiew
Wegen neun Corona-Fällen ist der ukrainische Fußball-Rekordmeister Dynamo Kiew am Montagabend stark ersatzgeschwächt nach Spanien gereist und hat die Zelte im Hotel W Barcelona aufgeschlagen. Mehrere Stammkräfte zählen zu den infizierten Spielern: Torwart Georgiy Bushchan, die Verteidiger Vitaliy Mykolenko und Oleksandr Karavaev sowie Mittelfeldspieler Mykola Shaparenko laufen regelmäßig von Beginn an auf.
Die weiteren positiv getesteten Spieler heißen Oleksandr Karavayev, Denys Garmash, Tudor Baluta, Georgiy Tsitaishvili und Mikkel Duelund. Auch Torwart Denys Boiko ist betroffen. Weil die beiden Stammtorhüter somit ausfallen, wird mit Ruslan Neshcheret ein 18-Jähriger zwischen den Pfosten stehen. Darüber hinaus erbrachten auch die Tests von Co-Trainer Emil Caras und vier Betreuern positive Ergebnisse.
Verletzte und gesperrte Akteure
Bei einem Königsklassen-Aufgebot, das 25 Spieler umfasst, würden die Corona-Ausfälle alleine noch keinen Anlass zu großen Sorgen machen. Dynamo hat aber zudem einige verletzte und gesperrte Akteure zu beklagen. Kapitän Sergey Sidorchuk muss beispielsweise wegen einer Sperre aussetzen. Mit 19 Akteuren, teilweise aus den Nachwuchsteams, traten die Ukrainer den Trip in die katalanische Metropole an.
13 Spieler aus Kiews Rumpfaufgebot stehen auf der Champions-League-Liste. Weniger hätten es laut UEFA-Reglement nicht sein dürfen. Die Tests, die am Dienstag in Barcelona durchgeführt wurden, waren alle negativ, wie der Verein auf Facebook mitteilte. Dem Duell steht nichts mehr im Wege.
Rodrigues winkt die Startelf
Die Chancen auf einen Platz in der Startelf stehen für Gerson Rodrigues so gut wie lange nicht mehr. Luxemburgs Nationalspieler würde sich sicherlich auf das Kräftemessen mit Messi und Co. freuen. Es wäre eine Premiere für den 25-Jährigen. Denn gegen Juventus (30 Minuten) und Ferencvaros (eine Minute) wurde Rodrigues bislang jeweils nur eingewechselt.
Der interne Corona-Ausbruch trifft Kiew zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nach den ersten beiden Spieltagen steht für den Qualifikanten in der Gruppe G erst ein Punkt aus dem 2:2 bei Ferencvaros Budapest zu Buche, nachdem das Team von Trainer Mircea Lucescu sein Auftaktspiel gegen den italienischen Rekordtitelträger Juventus 0:2 verloren hatte. Dadurch steht Kiew in Barcelona schon fast unter Zugzwang, sollen die Chancen auf den erhofften Einzug ins Achtelfinale nicht frühzeitig auf ein Minimum zusammenschrumpfen.
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