Nadal holt den Titel nach Fünfsatzkrimi
Nadal holt den Titel nach Fünfsatzkrimi
(dpa) - Als auf dem großen Videowürfel im Arthur Ashe Stadium die Bilder von seinen bislang 19 Grand-Slam-Siegen gezeigt wurden, konnte Rafael Nadal (Weltranglistenposition: 2) seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Auf dem abgedunkelten Centre Court saß der Tennisstar auf seinem Stuhl und begrub sein Gesicht in den Händen. „Ich versuche eigentlich immer, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Aber in diesem Moment war es unmöglich“, sagte Nadal. Zuvor hatte der 33-jährige Spanier am Sonntagabend den Russen Daniil Medvedev (4) in einem hochklassigen und dramatischen Finale in 4.50' mit 7:5, 6:3, 5:7, 4:6, 6:4 besiegt und damit seinen 19. Grand-Slam-Titel gefeiert.
Nur der Schweizer Roger Federer (3) hat bislang einmal mehr bei einem der vier wichtigsten Turniere der Welt gewonnen. Für Nadal war es der zweiten Grand-Slam-Triumph in diesem Jahr. Zuvor hatte er im Juni bereits die French Open in Paris gewonnen. In New York triumphierte er zum vierten Mal und kassierte 3,85 Millionen US-Dollar für seinen Erfolg.
Große Zukunft
„Es war ein unglaubliches Finale. Daniil hat unglaublich gespielt und gezeigt, warum er schon die Nummer vier der Welt ist, obwohl er erst 23 Jahre alt ist“, sagte Nadal. „Er hat eine große Zukunft vor sich und wird sicher einige Grand-Slam-Turniere gewinnen.“ Medvedev zeigte sich nach der bitteren Niederlage in seinem ersten Grand-Slam-Finale als fairer Verlierer. „Was du für unseren Sport getan hast, ist unglaublich. 100 Millionen Kinder auf der Welt spielen deinetwegen Tennis“, sagte der Russe an Nadal gerichtet.
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Nadal hatte gegen Medvedev zweieinhalb Sätze lang alles im Griff. Doch dann drehte der Russe mit dem Rücken zur Wand stehend auf und zwang den Favoriten in den fünften Satz. Es war das erste Mal seit sieben Jahren, dass ein Endspiel in New York wieder über die volle Distanz ging und das drittlängste Endspiel in der Geschichte des Turniers. „Im dritten Satz habe ich mir schon Gedanken gemacht, was ich gleich bei der Siegerehrung als Verlierer so sage“, sagte Medvedev nach der Partie.
Bei den Frauen hatte am Samstag die 19 Jahre alte Kanadierin Bianca Andreescu (15) ihren ersten Grand-Slam-Titel gefeiert. Im Endspiel hatte sie die 37 Jahre alte Serena Williams (8) mit 6:3, 7:5 besiegt und der US-Amerikanerin damit den 24. Grand-Slam-Sieg und die Einstellung des Rekordes der Australierin Margaret Court verwehrt. Andreescu ist die erste in diesem Jahrtausend geborene Spielerin, die bei einem Grand-Slam-Turnier gewann.
Bei den Frauen stößt die junge Generation die Etablierten also immer mehr vom Thron, bei den Männern muss die Wachablösung dagegen noch ein bisschen warten, auch wenn Medvedev ganz nah dran war. Die letzten zwölf Grand-Slam-Turniere hieß der Sieger immer entweder Novak Djokovic (1), Nadal oder Federer. Der letzte Champion, der nicht aus dem Kreis der großen Drei kam, war der Schweizer Stan Wawrinka (19) bei den US Open 2016. Fast hätte er nun Medvedev geheißen. „Diese drei sind Legenden. Sie spielen unfassbares Tennis“, sagte Medvedev. „Es ist schon schwer, einen Satz gegen sie zu gewinnen.“
Als Geheimfavorit angereist
Der Russe war als Geheimfavorit nach New York gekommen und hatte dort seine starke Form in diesem Sommer bestätigt. In Washington und Montreal hatte er zuvor jeweils das Finale erreicht, die Generalprobe für die US Open in Cincinnati sogar gewonnen. 50 Siege hatte Medvedev vor dem Endspiel in diesem Jahr bereits errungen.
In Nadal fand er nun trotz einer bärenstarken Leistung aber seinen Meister. Kampflos wollte Medvedev die große Bühne jedoch nicht verlassen. Als er nach zwei verlorenen Sätzen auch im dritten Satz ein Break hinten lag und alle einschließlich ihm mit einem schnellen Ende rechneten, begann er plötzlich Alles oder Nichts zu spielen - und hatte damit Erfolg. Das Publikum tobte. Nadal wackelte, bekam mehrmals eine Bestrafung wegen Zeitspiels, aber er stürzte nicht.
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