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Mutis: 15000 Euro für eine Niederlage
Sport 2 Min. 16.04.2018 Aus unserem online-Archiv

Mutis: 15000 Euro für eine Niederlage

Olivier Mutis spricht über die Eregnisse aus dem Jahr 2003.

Mutis: 15000 Euro für eine Niederlage

Olivier Mutis spricht über die Eregnisse aus dem Jahr 2003.
Foto: Screenshot
Sport 2 Min. 16.04.2018 Aus unserem online-Archiv

Mutis: 15000 Euro für eine Niederlage

Joe GEIMER
Joe GEIMER
Vermeintliche Spielabsprachen und Manipulationsvorwürfe im Tennis sind kein neues Phänomen. Immer wieder tauchen Verdachtsmomente auf. Ein Journalistenteam von France 2 recherchierte und war dabei auch in Luxemburg zu Gast um mit FLT-Trainer Olivier Mutis zu sprechen.

Im Tennis ist eine Menge Geld im Spiel. Und überall dort, wo eine Menge Geld bewegt wird, existiert ein reelles Risiko von Tricksereien und Betrügereien. Wetten sind auch dank des Internets eine gängige Praxis. Die Gefahr von Manipulationen ist umso allgegenwärtiger.

Man kann praktisch auf alles setzen: komplette Matches, einzelne Sätze, verlorene Aufschlagspiele, abgewehrte Breakbälle bei Challenger-, ATP- und Grand-Slam-Turnieren. An jeder Straßenecke gibt es Wettbüros und im Internet finden sich Hunderte von Anbietern.

Schwierige Beweislage

Man benötigt keine allzu blühende Phantasie, um sich vorzustellen, dass der ein oder andere Tennisprofi schwach werden und seine Einkünfte mit Wettgewinnen aufbessern könnte. Warum nicht ein Match abschenken, wenn man sich nicht fit fühlt? Wenn die Niederlage in der Weltrangliste kaum Punkte kostet? Oder wenn der nächste Gegner Roger Federer oder Rafael Nadal heißt und man ohnehin chancenlos ist? Es ist einfach: Man serviert einen Doppelfehler und schon sind das Spiel und der Satz futsch. Wer soll da etwas beweisen?

Und wer kontrolliert ähnliche Praktiken bei den kleineren Challenger- und Futureturnieren, bei denen viele der anwesenden Spieler auf jeden Euro angewiesen sind und nur vom großen Geld bei den wichtigsten Turnieren der Welt träumen können?

Für Aufregung sorgte vor einigen Jahren ein Beitrag der Sendung Sport inside, die im WDR ausgestrahlt wurde. Dort erklärte ein deutscher Tennisprofi, den man nur im Schattenprofil sah, dass einer seiner Kollegen ihn gebeten habe, Geld auf dessen Matches zu setzen. Auch in der ARD-Sendung Report hatte ein anonymer Tennisprofi von Wettmanipulationen berichtet.

Besuch im Escher CNT

Auch Journalisten der französischen Sportsendung Stade 2 (France 2) ermittelten nun in eine ähnliche Richtung. Dabei machten sie auch in Luxemburg Station, genauer gesagt im Escher Centre National de Tennis. Nicht etwa, weil sie dort Manipulationen vermuteten, sondern um sich mit Olivier Mutis zu unterhalten. Der ehemalige französische Profispieler (71. der Welt im Jahr 2003) arbeitet mittlerweile als Trainer beim nationalen Tennisverband (FLT). Der 40-Jährige gab zu, dass er auch der Versuchung widerstehen musste: "Ein Mann kam vielleicht eine halbe Stunde vor dem Match zu mir und erklärte mir, dass ich in zwei Sätzen verlieren solle. Dann würde er mir eine größere Summe Cash überreichen. Es handelte sich um 15000 Euro. Natürlich denkt man darüber nach. Nicht einmal wenn man die nächsten zwei Runden im Turnier übersteht, streicht man so viel Geld ein."

Mutis ergänzt: "Ich erinnere mich, dass ich derart durcheinander war, dass ich die Partie mit 0:6, 6:7 verlor." Mutis lehnte ab, fragt sich aber auch heute noch, warum er eine Partie verloren sollte, in der er ohnehin nicht der Favorit war. Bei dem Turnier handelte es sich um die Veranstaltung von Stuttgart aus dem Jahr 2003. Mutis, Gewinner der Juniorenturniers von Wimbledon 1985, ist die damalige Nummer 75 der Welt. Gegner: Nikolay Davydenko, die damalige Nummer 25 im Ranking. Interessant: Gegen den Russen gibt es seit Jahren Manipulationsverdachte. Verdächtigungen sind nichts Neues.

Immer wieder Davydenko

2007 in Sopot verlor die spätere Nummer drei der Welt sein Zweitrundenmatch gegen die Nummer 87, den Argentinier Martin Vasallo Arguello. Beim Stand von 1:2 im dritten Satz gab Davydenko auf. Begründung: ein Ermüdungsbruch im Fuß, der auch von verschiedenen Ärzten attestiert wurde. Insgesamt sollen bei dieser Partie 7304210 US-Dollar gesetzt worden sein, ein Großteil auf den Außenseiter Arguello. Das entspricht dem Hundertfachen einer üblichen Wette. Handfeste Beweise gab es dennoch nie.



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