Kovac muss liefern
Kovac muss liefern
(dpa) - Der frisch rasierte Niko Kovac war bester Laune. Das Lächeln behielt der viel kritisierte Münchner Coach sogar bei, als er gleich zu Beginn der Pressekonferenz zu seiner möglicherweise letzten Woche als Bayern-Trainer befragt wurde. "Och, das ist aber eine harte Frage", sagte der überraschte Kovac. Dann wies er ausweichend auf die nächste sportliche Aufgabe und die gute Atmosphäre im Starensemble hin. Alles andere als ein Sieg seines FC Bayern in der Champions League am Mittwoch gegen das punktlose Team von AEK Athen würde den Münchner Trainer drei Tage vor dem deutschen Clasico gegen Borussia Dortmund noch mehr in die Bredouille bringen.
"Wir müssen zusammenhalten. Das ist der springende Punkt", warb der 47-Jährige. Intern sei die Unterstützung "absolut" da, sagte Kovac, dem die Interna in der Öffentlichkeit nicht gefallen. "Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob das für ihn der richtige Weg ist. In der Geschichte gibt es genug Beispiele, ob das Troja war oder ob das Cäsar war", führte Kovac im Rückblick auf die Antike aus.
Im Idealfall winkt gegen einen perfekten Aufbaugegner auch ohne besonderen Geistesblitz sogar das vorzeitige Achtelfinalticket. Doch in turbulenten Tagen, in denen selbst eine kleine Instagram-Stichelei gegen Kovac schon für großen Wirbel beim deutschen Fußball-Rekordmeister sorgt, würde das im Vorfeld des BVB-Gipfels kaum für Ruhe sorgen. "Eine Qualität ist es auch, wenn es mal nicht läuft, dass man als Bayern-München-Spieler mit Selbstvertrauen in das Spiel geht", forderte der deutsche Nationalspieler Kimmich am Dienstag.
Ein Torfest soll her
Nach vier Heimspielen ohne Sieg soll endlich mal ein Torfest her. "Wir brauchen mal so ein Spiel, das wir mit drei, vier Toren gewinnen. Sollte das passieren, öffnet sich hoffentlich der Knoten", sagte Kovac. Seine Stars glauben nicht so recht daran, dass die Torfabrik von 0 auf 100 durchstartet. "Wir marschieren gerade nicht durch die Spiele und können uns aussuchen, ob wir 3:0 oder 4:0 gewinnen“, sagte Thomas Müller. "Aber wir wollen begeisternder auftreten, um Schwung nach Dortmund mitzunehmen."
Einfach den Schalter umlegen? Das klappt seit Wochen nicht beim kriselnden Branchenprimus, der gegen Athen auf den verletzten Robben wegen einer Blockade im Knie und vielleicht auch auf den angeschlagenen James Rodriguez (Wadenblessur) verzichten muss.
Die Bayern-Beine sind schwer in schwierigen Zeiten, wie sie der Club zuletzt vor gut einem Jahr kurz vor der Trennung von Carlo Ancelotti erlebte. Kovac darf sich bei seiner schwierigen Mission nicht mehr viele Fehlschläge leisten. Noch schimpfen die Kovac-Vorgesetzten über "blödsinnigen Fragen" zur Jobgefahr des früh von den Chefs hochgelobten Coaches. Weitere Enttäuschungen - speziell im Liga-Gipfel samt drohenden sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze - könnten aber schnell ungeliebte Antworten bringen. Das Vertrauen in den Trainer sei "absolut" da, betonte Kimmich. "Wir Spieler sind es, die auf dem Platz stehen, wir haben die Verantwortung."
Kovac ist nicht zu beneiden
Kovac ist um seine Aufgabe auch nicht zu beneiden. Einige (Alt-)Stars sind mit ihren Rollen nicht zufrieden, die denkwürdige Pressekonferenz der Bosse hat für weitere Unruhe gesorgt. Selbst mit dem Internet-Post einer Spielerfrau muss sich der 47-Jährige in aufreibenden Tagen auseinandersetzen. "Eines kann ich sagen, ich bin kein nachtragender Mensch", sagte Kovac und legte ein besonders breites Lächeln auf. "Lassen Sie uns über andere Sachen reden."
Die nackten Zahlen klingen mit elf Siegen, drei Unentschieden und zwei Niederlagen in 16 Pflichtspielen gar nicht schlecht. Aber es knirscht und knarrt an vielen Stellen. Das Spielkonzept ist nicht klar, die Rotation passt nicht mit den Befindlichkeiten im Kader zusammen, überzeugende Auftritte gab es zuletzt keine. Kovac verweist immer wieder auf die schlechten Chancenverwertungen, aber das alleine kann nicht die Erklärung für lahmende Bayern sein. "Es wäre zu leicht, wenn man es alles erklären könnte", sagte Kovac.
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