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Formel 1: Wettrennen mit dem Virus
Sport 2 Min. 09.03.2020 Aus unserem online-Archiv

Formel 1: Wettrennen mit dem Virus

Die Formel 1 beginnt am Wochenende in Australien.

Formel 1: Wettrennen mit dem Virus

Die Formel 1 beginnt am Wochenende in Australien.
Foto: dpa
Sport 2 Min. 09.03.2020 Aus unserem online-Archiv

Formel 1: Wettrennen mit dem Virus

Australien, Bahrain, Vietnam - mit diesem Trio will die Formel 1 ab Sonntag die Saison eröffnen. Allerdings wird schon die zweite Station zum Geister-Rennen. In Zeiten des Corona-Virus scheint nichts mehr sicher.

(sid) - Der Albert Park macht sich bereit, Corona hin oder her. Schon seit der vergangenen Woche rattern Gabelstapler durch die Grüne Lunge Melbournes, Tribünen werden installiert, Hunderte Helfer verwandeln das Erholungsgebiet in eine Formel-1-Strecke - denn am Sonntag (6.10 Uhr) soll hier die neue Saison starten.

"Der Corona-Virus ist für alle eine Herausforderung", sagt Ross Brawn, Sportdirektor der Königsklasse: "Und wir dürfen natürlich keine unnötigen Risiken eingehen. Aber wir können auch nicht einfach dicht machen."

Die Show muss eben weitergehen und in der Formel 1 muss sie überhaupt erstmal anfangen. Das vierte Saisonrennen in China (ursprünglich 19. April) fiel dem Virus längst zum Opfer, weitere Absagen will die Serie aber unbedingt vermeiden.

Geister-Rennen in Bahrain

Und so wurde die zweite Station in Bahrain (22. März) nun kurzerhand zum Geister-Rennen erklärt. Lieber ein WM-Lauf ohne Fans als gar kein WM-Lauf, denken die Macher, auch die Premiere in Vietnam soll am 5. April wie geplant stattfinden. So richtig selbstbewusst verkündet selbst Brawn das aber nicht: "Stand jetzt finden alle drei Rennen statt, aber wir haben eine Lage, die sich täglich ändert."

Und so schwangen sogar in Melbourne noch in den vergangenen Tagen Zweifel mit, während das Fahrerlager längst Gestalt annahm. Ein Geisterrennen wie in Bahrain soll es aber nicht geben. Dieses Szenario werde "überhaupt nicht" in Erwägung gezogen, sagte Andrew Westacott als Chef der Grand-Prix-Betreiberfirma dem Radiosender SEN.

Sorgen bereiteten lange Zeit vor allem die Einreisebeschränkungen. Denn viele Länder stellen mittlerweile auch Reisende unter Quarantäne, die kürzlich in Italien waren.


(FILES) In this file photo taken on March 31, 2019, drivers steer their cars during the Formula One Bahrain Grand Prix at the Sakhir circuit in the desert south of the Bahraini capital Manama. - Bahrain's Formula 1 Grand Prix scheduled for March 20-22 will be held without spectators, the organisers said on March 8, in the latest sporting event to be hit by measures to contain the new coronavirus. (Photo by Andrej ISAKOVIC / AFP)
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Und für die Formel 1 lauert genau da ein großes Problem. Schließlich kommt nicht nur Sebastian Vettels Ferrari-Rennstall aus dem stark betroffenen Land, auch Alpha Tauri, einst Toro Rosso, ist italienisch. Zudem beliefert die Scuderia die Teams Haas und Alfa Romeo mit Motoren - und auch die Einheitsreifen von Pirelli kommen aus Italien.

Zumindest für den Start am Sonntag sind diese Sorgen nun ausgeräumt. Australiens Regierung verzichtete in der vergangenen Woche darauf, die Beschränkungen auszuweiten. Bahrain und Vietnam dagegen haben Italien auf ihrer schon recht langen "schwarzen Liste".

  "Wir können nicht erst rausfinden, ob es ein Problem gibt, ob Quarantäne nötig ist, wenn wir ankommen."  

Die Teams machen daher schon seit einer Weile Druck, mit Ferrari an der Spitze. Was nötig sei, "sind Sicherheiten", sagte Mattia Binotto, Teamchef der Scuderia: "Wir können nicht erst herausfinden, ob es ein Problem gibt, ob Quarantäne nötig ist, wenn wir ankommen."


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Und was, fragte er zudem, "passiert überhaupt, wenn tatsächlich vier Teams nicht starten können?" Wie ginge man mit dieser Wettbewerbsverzerrung um? Darauf zumindest hat Brawn schon eine klare Antwort gegeben: Wird mindestens ein Team an der Einreise gehindert, dann gibt es kein WM-Rennen.

Eine Frage des Geldes

Und das will dann doch keiner. Die Verträge sind gemacht, es geht um viel Geld und auch um Prestige, entsprechend eifrig wird an Ausnahmeregelungen und an Alternativen gearbeitet. Und in Bahrain hieß die letzte Alternative: Geister-Rennen. Das Statussymbol Formel 1 möchte man dann eben doch nicht so schnell aussperren.

Dass auch die Königsklasse selbst eine Verantwortung trägt, als Wanderzirkus mit Tausenden Teilnehmern, das klingt da meist nur am Rande durch.


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