Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Die Versprechen von FIFA-Präsident Gianni Infantino
Sport 3 Min. 16.12.2022
Fußball

Die Versprechen von FIFA-Präsident Gianni Infantino

Gianni Infantino zieht ein positives WM-Fazit.
Fußball

Die Versprechen von FIFA-Präsident Gianni Infantino

Gianni Infantino zieht ein positives WM-Fazit.
Foto: AFP
Sport 3 Min. 16.12.2022
Fußball

Die Versprechen von FIFA-Präsident Gianni Infantino

Ein Weltturnier für Vereine soll es geben, dazu viel, viel mehr Geld. Und der Schweizer darf länger im Amt bleiben.

(dpa) – Gianni Infantino schritt mit einiger Verspätung auf seine Bühne – und verlor dann keine Zeit bei der Verkündung großer Versprechen. Ab 2025 richtet die FIFA die Club-WM als Weltturnier mit 32 Mannschaften aus, im selben Jahr beginnt eine World Series für Testspiele, und bis 2026 erwartet der Fußball-Dachverband Umsatzerlöse im Bereich von elf Milliarden US-Dollar. Fast nebenbei berichtete der FIFA-Präsident bei seinem einstündigen Auftritt im Theatersaal des WM-Medienzentrums in Katar zudem, statutengemäß mit zwei Wiederwahlen bis 2031 im Amt bleiben zu können. Der ewige Infantino?

„Zehn Milliarden fließen direkt zurück in den Fußball“, sagte der Schweizer am Freitag während seiner Abschlusspressekonferenz und erklärte damit indirekt das Grundsatzprinzip bei FIFA-Wahlen. Der Weltverband schüttet enorme Summen aus und sichert damit die Zufriedenheit des Großteils der 211 Mitgliedsverbände, die ohnehin treu hinter Infantino steht. Er befinde sich in seiner „ersten Amtszeit“, sagte Infantino nach einer einstimmigen Klarstellung im FIFA-Council, was skurril wie korrekt ist.

Gianni Infantino, hier neben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r.), genießt die WM-Spiele.
Gianni Infantino, hier neben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r.), genießt die WM-Spiele.
Foto: dpa

Seine ersten drei Jahre an der FIFA-Spitze von 2016 bis 2019 hatte der Schweizer als Restamtszeit von seinem im Mai 2015 gewählten und kurz darauf zurückgetretenen Vorgänger Joseph Blatter übernommen. Die Bestätigung im Amt folgte vor dreieinhalb Jahren in Paris, im März tritt Infantino ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl in Kigali an. Ein FIFA-Präsident darf maximal drei Amtszeiten absolvieren.

„Mit Geld geht alles“, hatte zuletzt ein einst eng mit der FIFA verwobener Funktionär gesagt. Schon im Vierjahreszyklus bis Ende dieses Jahres liegt das Umsatzergebnis bei 7,5 Milliarden US-Dollar und damit eine Milliarde US-Dollar höher als erwartet. „In einer Zeit, die durch eine Pandemie hart getroffen war“, sagte Infantino. „Das ist außerordentlich.“ In die Prognose bis Ende 2026 sei die neue Mega-WM für Vereinsmannschaften noch gar nicht eingerechnet. Die Vermarktungsergebnisse dürften sich signifikant auswirken. Noch mehr Geld „zurück in den Fußball“, sagte Infantino.

Karim Benzema und Real Madrid sind als Kontinentalmeister bei der Club-Wm gesetzt.
Karim Benzema und Real Madrid sind als Kontinentalmeister bei der Club-Wm gesetzt.
Foto: Getty Images

Das neue, im Vierjahresrhythmus geplante Turnier löst die bisherige Mini-WM ab, die für 2022 im kommenden Februar in Marokko mit weiterhin noch sieben Mannschaften angepfiffen wird. Gesetzt sind die sechs Kontinentalmeister (für Europa Real Madrid) sowie der Gastgeber. Das neue Format verspreche, „wirklich wie eine Weltmeisterschaft“ zu werden, sagte Infantino. Über die Details werde noch gesprochen, dazu zählen Gastgeber und teilnehmende Teams. Die Einführung einer Club-WM für Frauenteam ist noch in der Planungsphase. 

Beschlossen wurde das alles im Grundsatz vom Council. In den geraden Jahren mit WM- oder EM-Ausrichtung sollen im Länderspielfenster im März Viererturniere von Nationalmannschaften verschiedener Kontinente veranstaltet werden, die World-Series-Spiele. Bekannt ist der Begriff aus dem nordamerikanischen Baseball. Die WM in Katar habe gezeigt, wie großartig Spiele von Teams verschiedener Konföderationen gegeneinander sein können, wie Infantino sagte.

Menschen im Grunde positiv sind und nicht negativ. Sie sind gut und nicht schlecht.

Gianni Infantino

„Viele Menschen sind nach Katar gekommen und haben die arabische Welt entdeckt, die sie nicht oder nur aus den Medien kannten“, sagte Infantino. „Gleichzeitig haben die Menschen in Katar viele Menschen aus der ganzen Welt in Empfang genommen.“ Die Welt habe gesehen, dass „Menschen im Grunde positiv sind und nicht negativ. Sie sind gut und nicht schlecht“, sagte Infantino. Er verwies darauf, dass die bis Freitag 62 WM-Spiele bislang ohne Zwischenfälle gespielt worden seien.

Auf die hitzige Debatte um die „One Love“-Kapitänsbinde, in der er selbst bislang nicht zitiert worden war, ging der Schweizer am Rande ein. „Es geht nicht darum, etwas zu verbieten, sondern darum, dass man die Regeln einhält“, antwortete der 52-Jährige auf eine Frage zur Binde. „Auf dem Fußballplatz wird Fußball gespielt. Jeder kann seine Meinung ausdrücken, aber wenn man den Platz betritt, müssen wir den Fußball respektieren. Das ist nichts Neues.“ Es gehe darum, den Fußball zu schützen.


30.11.2022, Katar, Al Wakrah: Fußball, WM 2022 in Katar, Australien - Dänemark, Vorrunde, Gruppe D, Spieltag 3 im Al-Dschanub Stadionin Al-Wakra, ein Fans aus Dänemark trägt eine "One-Love"-Binde. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Es reicht eben nicht, gelegentlich die Regenbogenfahne zu hissen
Die Geschlossenheit im Kampf für die Menschenrechte und Toleranz bröckelte schnell. Dabei sollten wir auch hierzulande wachsam bleiben.

Einige europäische Top-Teams wollten in Katar mit der „One Love“-Binde als Zeichen für Toleranz und Vielfalt auflaufen. Die FIFA untersagte das sehr kurzfristig und drohte sportliche Sanktionen an. Angesprochen auf die auch daraus resultierende Kritik und verweigerte Unterstützung aus Ländern wie Dänemark oder Deutschland für seine Wiederwahl sagte Infantino: „In der FIFA sind 211 Länder weltweit vertreten. Ich bin sehr dankbar und stolz auf diese über 200 Verbände, die mich unterstützen. Ich danke auch den anderen.“ 

Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Sieben Redakteure des „Luxemburger Wort“ erklären, ob und weshalb sie sich die Spiele in Katar anschauen beziehungsweise warum sie wegschauen.
TOPSHOT - This picture taken on November 16, 2022 shows a woman walking past a sign along the Corniche in Doha, ahead of the Qatar 2022 World Cup football tournament. (Photo by Mariana SUAREZ / AFP)
FIFA-Präsident Gianni Infantino setzt sich dafür ein, dass ab der WM 2026 48 Teams um den Titel kämpfen sollen. Er will die Idee noch in diesem Monat diskutieren.
Gianni Infantino macht sich mit seiner Idee bei den großen Fußballnationen keine Freunde.