Brittney Griner ist frei – zu einem hohen Preis
Brittney Griner ist frei – zu einem hohen Preis
Cherelle Griner schluckte einmal kurz, bevor sie im Roosevelt Room des Weißen Hauses über die Rückkehr ihrer Ehefrau „BG“ aus russischer Gefangenschaft sprach.
„Ich bin von Gefühlen überwältigt“, sagte Cherelle, die zehn Monate lang von Brittney getrennt war. Diese büßte nach einem Schauprozess wegen des Funds von weniger als einem Gramm Haschisch-Öl in ihrem Reisegepäck eine langjährige Strafe in einem notorischen Straflager außerhalb Moskaus ab. Sie blicke auf die „düsterste Zeit meines Lebens“ zurück und sei froh, dass ihre Familie nun wieder „ganz“ sei, dankte Cherelle dem US-Präsidenten, der sich persönlich für die Freilassung der Spitzensportlerin eingesetzt hatte.
Paul Whelan, ein weiteres Opfer
Leider könnten das die Angehörigen eines anderen US–Amerikaners in russischer Gefangenschaft nicht sagen. Die Familie Paul Whelans „ist in unseren Herzen“ und sie werde alles tun, diesen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nicht weniger als das versprach auch US-Präsident Joe Biden, der vor Reportern betonte, Moskau habe den Fall des ehemaligen Marines anders behandelt. „Es bestand keine Wahl, welchen US-Amerikaner wir nach Hause bringen.“
Im Umfeld des Präsidenten hieß es, die Russen hätten auf einen 1:1-Gefangenenaustausch bestanden. Die US-amerikanischen Unterhändler hatten versucht, den 2020 wegen Spionage verurteilten Whelan zusammen mit Griner freizubekommen. Die USA behaupten, die Vorwürfe gegen den auf einer Geschäftsreise in Moskau verhafteten Mann seien frei erfunden. Russland besteht dagegen auf die Freilassung einer weiteren Person in den USA. Biden versprach, alles Erdenkliche zu tun, damit auch Whelan wieder mit seiner Familie vereint sein könne.
Der Durchbruch im Fall Griner war unter Vermittlung Abu Dhabis zustande gekommen. Der Austausch der Basketballspielerin gegen den als „Händler des Todes“ bekannten Viktor But fand auf dem Flughafen von Abu Dhabi statt. US-Präsident Biden bestätigte in seiner kurzen Ansprache, dass die Sportlerin auf dem Weg zurück in die USA sei. „Ich habe mit Brittney Griner gesprochen. Sie ist sicher. Sie ist im Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause nach Monaten ungerechter Inhaftierung in Russland unter nicht tolerablen Bedingungen.“
In Moskau bestätigte das Außenministerium die Rückkehr Buts. „Hooray!!!“ kommentierte Sprecherin Maria Sacharowa den Austausch des Waffenhändlers, der mit elf Jahren nicht einmal die Hälfte seiner Strafe verbüßt hatte. Im Unterschied zu seinem Fall halten unabhängige Beobachter das Vorgehen der russischen Justiz gegen die schwarze Ausnahmeathletin für konstruiert. Griner war im August wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Haft in einem Frauenstraflager in der Großregion Wolga verurteilt worden.
Die 32-Jährige spielte seit 2015 beim russischen Spitzenclub UMMC Yekaterinburg und war nach einer Gepäckkontrolle am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Die Beamten hatten Vape-Kartuschen mit weniger als einem Gramm medizinisch verordnetem Haschisch-Öl gefunden. Das Gericht erkannte darin nach russischem Recht einen illegalen Drogenbesitz und hat den Fall als versuchten Schmuggel gewertet. Trotz Schuldeingeständnis sah das Gericht keinen Anlass auf mildernde Umstände. Der Fall hatte wegen der drakonischen Strafe für weltweites Aufsehen gesorgt.
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