Zwischenbilanz Gesondheetsdësch: "Kommen gut voran"
Zwischenbilanz Gesondheetsdësch: "Kommen gut voran"
Vor einem Jahr begann der Gesondheetsdësch zu tagen, dann kam Corona und verzögerte die Arbeiten. Dennoch konnten Sozialminister Romain Schneider (LSAP) und Gesundheitsministerin Paulette Lenert, die auch beigeordnete Sozialministerin ist, eine positive Synthese der Arbeit der ersten drei von sechs Arbeitsgruppen vorlegen.
Zu den Themenblöcken der besseren Ergänzung des Spitalbereichs durch den ambulanten Bereich, der verbesserten Beziehung der Versicherten mit den Dienstleistern und zur Demografie der Pflegeberufe, die auf eine Mangelsituation zulaufen, gibt es 13 konkrete Projekte, die am Dienstag vorgestellt wurden.
In den kommenden zwei bis drei Wochen starten die drei Arbeitsgruppen zur Gesundheitsprävention, zur Medizin der Zukunft und zur Finanzierung des Gesundheitssystems. „Letzteres können wir erst angehen, wenn alle anderen Bereiche abgeschlossen sind und wir wissen, welcher Bedarf gedeckt werden muss“, sagte Schneider.
Ziel: Nationaler Gesundheitsplan
Der Gesondheetsdësch wurde auf Wunsch der Ärzteschaft eingerichtet und begann am 14. Februar seine Arbeit: Er soll eine Plattform bieten, um grundsätzliche Herausforderungen zu diskutieren, um eine Vision zu entwickeln, wie das Gesundheitssystem zukunftsfähig aufgestellt werden kann und um nicht zuletzt, einen Nationalen Gesundheitsplan erstellen zu können.
Lenert stellte die ersten acht Projekte vor. Zunächst geht es darum, eine juristische Form zu erstellen, wie freiberufliche Ärzte und andere Gesundheitsberufe künftig in landesweit verteilten, Patienten-nahen Strukturen außerhalb der Spitäler zusammenarbeiten können, sich die Arbeit, die Arbeitszeit und die Kosten aufteilen - auch um eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen.
„Wenn wir die Grundversorgung und die Prävention verstärken wollen, ist die Nähe zum Patienten wichtig“, sagte die Gesundheitsministerin, bekräftigte aber auch, dass dadurch Ärzte nicht zu Geschäftsleuten werden und auch keine Investoren in solchen Gesellschaftsformen zugelassen sind. „Es geht darum, die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, aber auch mit anderen Freiberuflern wie Pflegern oder Hebammen zu regeln, um bestmögliche Dienstleistungen anbieten zu können.“
Pflege-Bachelor: im April im Regierungsrat
Wenn wir die Grundversorgung und die Prävention verstärken wollen, ist die Nähe zum Patienten wichtig.
Paulette Lenert
Es sind auch Reformen des Collège médical und des Conseil Supérieur de Certaines Professions de Santé unterwegs. Gut vorangekommen ist man auch bei der Reform zu den Kompetenzen der einzelnen Gesundheitsberufe, die durch technische Fortschritte neu überdacht werden müssen.
Speziell geht es um die Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen Ärzten, Krankenpflegern, Hilfspflegern und spezialisierten Krankenpflegern, wozu auch die Ausbildung der Pfleger gehört. Stichwort Bachelor für Krankenpfleger. Im März/April könnte es dazu eine Entscheidung im Regierungsrat geben.
Auch ein digitales Register aller Gesundheitsberufler und der, die es werden wollen, mitsamt Projektionen für die Zukunft, ist in der Mache. Dazu gehört auch eine Werbekampagne, denn es geht auch darum, dem Ärzte- und Pflegermangel entgegenzuwirken.
Und zuletzt geht es darum, den idealen Parcours eines zukünftigen Patienten aufzuzeichnen. „Der Patient ist mit vielen Akteuren konfrontiert, aber sind die Berufsbilder auch auf den Patienten ausgerichtet?“, erklärte Lenert. „Wir stehen hier am Anfang und haben noch nicht richtig gestartet.“
Entschädigungsfonds soll kommen
Schneider erklärte die Projekte eines Kompensationsfonds für Patienten, die einen nicht verschuldeten Schaden im Rahmen einer Behandlung erfahren haben. In den Nachbarländern Belgien und Frankreich gebe es ein solches Entschädigungssystem, man sei sich dabei, sich ein eigenes System zu überlegen. „Wie werden wir ihn speisen, wie finanzieren - das muss noch geklärt werden“, betonte Schneider.
Natürlich gehört auch der Tiers payant zu den Projekten, für die es erste Ansätze gibt. Das Prinzip fällt in den Bereich der zunehmenden Digitalisierung: In einer ersten Phase sollen immer mehr Dokumente, demnächst auch Rezepte auf digitalem Weg an die CNS geschickt werden können. Dass Rechnungen in der Arztpraxis über eine App bezahlt werden können, der Patient nur das bezahlt, was seiner Eigenbeteiligung entspricht und der Arzt seine Vergütung direkt überwiesen bekommt, wird aber wohl frühestens 2023 Realität.
Eine bessere, einfachere und verständlichere Kommunikation ist ein weiteres Projekt, das läuft und ab September umgesetzt werden soll: Für den Patienten soll so der Zugang zu allen Bereichen der Sozialversicherung erleichtert werden. Auch an der Überarbeitung der Nomenklatur wird kräftig gearbeitet und schlussendlich wird ein Konzept erstellt für Hospitalisierungen im eigenen Zuhause. Hier werden die Pflege-Netzwerke eine wichtige Rolle spielen.
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