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Zeitzeuge aus Luxemburg: So erlebte Gerd Klestadt den Horror im KZ
Politik 1 2 Min. 26.01.2015 Aus unserem online-Archiv

Zeitzeuge aus Luxemburg: So erlebte Gerd Klestadt den Horror im KZ

Zeitzeuge aus Luxemburg: So erlebte Gerd Klestadt den Horror im KZ

Screenshot Video: wort.lu
Politik 1 2 Min. 26.01.2015 Aus unserem online-Archiv

Zeitzeuge aus Luxemburg: So erlebte Gerd Klestadt den Horror im KZ

Gut ein Jahr verbrachte Gerd Klestadt im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Anlässlich der Befreiung von Auschwitz vor 70 Jahren erinnert sich einer der letzten jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Luxemburg an diese Zeit.

(ks/MauFi) - Nach einigen Jahren im Versteck in den Niederlanden werden der in Deutschland geborene Jude Gerd Klestadt, seine Eltern und sein jüngerer Bruder 1943 ins niedersächsische Konzentrationslager Westerbork gebracht. Im Gespräch mit dem "Luxemburger Wort" erinnert sich der heute im Großherzogtum lebende 82-Jährige an die Deportation, die er als Elfjähriger erlebte:

"Jeden Dienstag ging ein Zug von Westerbork (Anm. d. Red.: ein Transitlager in den Niederlanden) in Richtung Osten. Es waren Viehwagen mit etwas Stroh auf dem Boden. Es gab zwei Fässer, eines mit Wasser, das andere war leer. Wir waren etwa 60 Personen in einem Waggon, Männer, Frauen, Kinder, Junge und Alte. Das leere Fass war dafür da, seine Notdurft zu verrichten und das vor allen anderen. Nach zwei Tagen in diesem Waggon hatten die Menschen ihre Würde verloren."

Vater stirbt im Konzentrationslager

In den folgenden Monaten lebt er mit seinem Vater in einem Teil des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, der den Männern vorbehalten ist. Zu essen gibt es morgens ein Stück Brot, nachmittags etwas Suppe. Wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Februar 1945, verliert Gerd Klestadt seinen Vater:

"Ich schlief Seite an Seite mit meinem Vater in einem Vier-Etagen-Bett. Wir schliefen Körper an Körper. Warum? Weil es warm hielt. Bis zum 4. Februar 1945. Wie jeden Morgen legte ich meine Hand auf meinen Vater und bemerkte, dass er gestorben war."

Im April 1945 - Gerd Klestadt befindet sich mit hunderten anderen Deportierten in einem Zug - findet er die Freiheit wieder. Amerikanische Soldaten befreien bei Magdeburg die Gefangenen. Auch seine Mutter und sein Bruder überleben den Zweiten Weltkrieg.

Seit 14 Jahren spricht Gerd Klestadt vor Schülern als Zeitzeuge, um die Erinnerung an diesen Teil der Geschichte wachzuhalten. In dieser Woche wird er mit Premierminister Xavier Bettel und der großherzoglichen Familie nach Auschwitz und Slonsk zu den offiziellen Gedenkfeiern reisen.

Mehr zum Thema:

- Lesen Sie hier unseren ausführlichen französischsprachigen Artikel.

- Unser Dossier zur Auschwitz-Befreiung.


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