Wohlbefinden und Gesundheit hängen von der sozialen Herkunft ab
Wohlbefinden und Gesundheit hängen von der sozialen Herkunft ab
„Vielen Dank, dass ihr euch so vorbildlich an die Regeln gehalten habt“, sagte Chamberpräsident Fernand Etgen (DP) am Nationalfeiertag und sprach dabei von einer Generation Covid-19. Dies entspricht den Beobachtungen der Herausgeber des Jugendberichts 2020.
Im Fokus der ganzheitlichen Analyse stehen 140.000 Jugendliche zwischen zwölf und 29 Jahren. Damit haben die Wissenschaftler der Uni Luxemburg fast ein Viertel der luxemburgischen Bevölkerung analysiert. Die Daten zur Ermittlung des Wohlbefindens und der Gesundheit der Heranwachsenden wurden im Sommer 2020 erhoben.
Zumindest zu diesem Zeitpunkt wurden die Corona-Maßnahmen von einer großen Mehrheit der Jugendlichen gut geheißen. Laut Bericht gaben rund 60 Prozent der Befragten an, die Vorkehrungen absolut angemessen zu finden. 20 Prozent waren der Meinung, dass diese nicht streng genug waren und zehn Prozent bezeichneten die Regeln als eher übertrieben. Darüber hinaus fühlen sich die Jugendlichen von der Nachrichten- und Informationsflut zu Covid-19 teilweise überfordert, sodass sie ihren Nachrichtenkonsum gezielt einschränken, um sich selbst zu schützen.
Etgen bedankte sich am Mittwoch für die Disziplin der Jugend: „In den letzten 16 Monaten mussten sie auf vieles verzichten, um andere zu schützen. Auch sie brauchen jetzt Unterstützung.“ Der 280 Seiten lange Bericht zeigt auf, wie präzise diese Hilfen ausfallen müssen, um bei denjenigen anzukommen, die sie am dringendsten benötigen.
Gute Startposition
An und für sich haben Jugendliche in Luxemburg gute Startbedingungen für das Leben. „Luxemburg weist insgesamt betrachtet einen hohen Lebensstandard und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit und staatlicher Unterstützung auf, was sich auch in der ökonomischen und sozialen Lage vieler junger Menschen widerspiegelt. Entsprechend berichten viele Jugendliche über ein – im internationalen Vergleich – recht hohes allgemeines Wohlbefinden, ein großes Vertrauen in die politischen und gesellschaftlichen Institutionen und ein hohes Maß an Zufriedenheit und Zuversicht mit der persönlichen Situation“, stellen die Autoren des nationalen Jugendberichts fest.
Allerdings müsse diese Aussage relativiert werden, da es auch in Luxemburg Zukunftsängste und Ungleichheiten zwischen Geschlechtern, Altersgruppen, Sozial- und Bildungsstatus sowie Migrationshintergrund gebe.
Zukunftsängste
Besonders die Ängste und Unsicherheiten, die die Übergangsphase zum Erwachsenwerden betreffen, haben in der jungen Generation zugenommen. Dabei spiele die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Armutsgefährdung, der die Jugendlichen ausgesetzt sind, eine wichtige Rolle. Die Autoren halten fest, dass die Jugendlichen in den beiden Bereichen „gegenüber den älteren Generationen deutlich benachteiligt“ sind. Die hohen Lebenshaltungskosten und die Wohnungsnot würden vor allem auch die junge Generation betreffen.
Bezogen auf die körperliche und psychische Gesundheit der Jugendlichen bestehe zudem die Sorge, dass die Veränderung der Lebensbedingungen, das hohe Lebenstempo und der zunehmende Leistungsdruck, dem die Jugendlichen ausgesetzt sind, zu einem Zuwachs an psychischen Störungen führen.
Auch die Ergebnisse der PISA-Studien weisen auf Probleme und Ungleichheiten im Bildungsbereich hin. „Zudem zeigt sich oftmals ein Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und Migrationshintergrund, der wiederum maßgeblich vom Bildungs- und Beschäftigungsstatus der Eltern beeinflusst wird“, erklären die Autoren. Dadurch drohe eine Spaltung der Gesellschaft.
„Der Glaube an den 'Caring State', an eine Gesellschaft, die nicht alles den anonymen Marktkräften überlässt, sondern sich aktiv um den einzelnen Jugendlichen und seine Integration kümmert, droht insbesondere bei benachteiligten Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund verloren zu gehen“, beschreiben die Experten die Situation. Die Krise habe die sozialen Ungleichheiten verstärkt, insbesondere bei sozial ohnehin benachteiligten Jugendlichen.
Chancengleichheit gezielt stärken
Die Sozialwissenschaftler erwarten von der Politik und der Gesellschaft, dass die bestehenden Fördermaßnahmen, Strategien und Programme stärker auf die besonders betroffenen Zielgruppen fokussiert werden. Dazu zählen insbesondere Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Milieus – „wo ein hohes Armutsrisiko, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, ein niedriges Einkommen, Migrationshintergrund und unzureichende gesellschaftliche Integration“ vorherrschen.
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