Wie Senegals Küsten im Meer verschwinden
Wie Senegals Küsten im Meer verschwinden
(mig) - Der dritte und letzte Tag des offiziellen Besuchs im Senegal führte die Luxemburger Delegation von Dakar ins 260 Kilometer nördlich gelegene Saint-Louis, die frühere Kolonialhauptstadt von Französisch-Westafrika.
In Saint-Louis kann man sich davon überzeugen, dass Entwicklungshilfe kein Fass ohne Boden ist. 15 Minuten dauert die Fahrt vom Flughafen zum Berufsausbildungszentrum, das Luxemburg seit 2003 finanziell unterstützt. Hier werden jedes Jahr mehrere hundert Menschen ausgebildet: Köche, Krankenpfleger, Frisöre, Schneider, Töpfer, Gärtner. 90 Prozent der Auszubildenden sind junge Frauen. Manche wollen später als "agent de développement local" für eine Nichtregierungsorganisation oder die lokalen Behörden arbeiten und helfen, die lokale Entwicklung voranzutreiben.
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Hoffnung für die junge Generation
"Es gibt viele Berufsausbildungszentren in Saint-Louis", erzählt eine Schülersprecherin, "aber dieses Zentrum ist bei Weitem das Beste". Wer keine Anstellung finde, habe die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und so seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Das beste Zentrum der Region
Das Zentrum genießt offenbar einen exzellenten Ruf. Und das muss sich über die Grenzen von Saint-Louis hinaus herumgesprochen haben, denn viele Bewerber kommen von außerhalb. Aber nicht alle bekommen einen Ausbildungsplatz. Was zählt, sind die schulischen Leistungen. "Dieses Jahr mussten wir über 500 Bewerber zurückweisen", erzählt Fatou N'Diaye. Sie unterrichtet Englisch und Französisch. "Luxemburg tut sehr viel für uns, wir sind sehr dankbar", erzählt sie.
Cheikh Tidiane Dia ist glücklich, dass er im Zentrum einen Ausbildungsplatz bekommen hat. Und er hat klare Ziele vor Augen. Nach seiner Gärtnerausbildung möchte er ein eigenes Unternehmen aufbauen "und mein Leben so leben, wie ich es mir vorstelle."
Krankenhaus von Saint-Louis
Eine andere Struktur, die Luxemburg mit aufgebaut hat, ist das regionale Krankenhaus von Saint-Louis. Großherzogin Maria Teresa, damals noch Erbgroßherzogin, war vor Ort, als es 1987 eingeweiht wurde. Mit Luxemburger Hilfe werden nun die Prozeduren informatisiert. Die von Hand geschriebenen Karteikarten sollen endgültig der Vergangenheit angehören. In Saint-Louis soll so ein ganzes Netzwerk von Krankenhäusern entstehen, die alle elektronisch miteinander verbunden sind.
Küstenerosion und Wüstenbildung
So weit der angenehme Teil der Visite. Doch die Stadt hat auch schwerwiegende Probleme, für die es keine einfache Lösung gibt. Die Küstenstadt versinkt nach und nach im Meer. Grund ist die globale Klimaerwärmung, die die Meeresspiegel ansteigen lässt. Entlang des Küstenstreifens von Saint-Louis (Langue de Barbarie), der durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist, haben bereits viele Menschen ihre Häuser verloren.
Die Fischer, die hier leben, sind verzweifelt. Sie brauchen das Meer, um sich zu ernähren. Und gleichzeitig zerstört das Meer ihr Zuhause. Der Sandabbau verschärft die Küstenzerstörung zusätzlich. "Das Meer hat bereits viele Häuser zerstört", erzählt Birane Mbaye, ein Fischer, der hier in den Siebziger Jahren aufgewachsen ist. Das Phänomen der Küstenerosion habe sich seit der Jahrtausendwende massiv verschärft, sagt er.
Schutzwälle helfen nur bedingt
Die lokalen Autoritäten lassen - auch mit Luxemburger Hilfe - Dämme und Schutzwälle errichten, um das Meer zurückzuhalten und die Erosion zu stoppen. Doch eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Dennoch sind die Bewohner froh über die Hilfsmaßnahmen. Davor haben sie mit Sandsäcken, die sie vor die Häuser stapelten, versucht, sich selbst zu helfen.
Großherzog Henri, der sich vor Ort über die Lage der Küstenbewohner informierte, zeigte sich erschüttert über die dramatische Situation. Er begrüßte die Bereitschaft Luxemburgs, die Maßnahmen zu unterstützen, die unternommen werden, um die Bevölkerung zu schützen.
Industrieländer in Bringschuld
Schuld am Klimawandel sind die Industrieländer. Umweltministerin Carole Dieschbourg spricht von einer historischen Schuld der Industriestaaten. Dazu zählt auch Luxemburg. Die Umweltministerin sieht es als Pflicht an, Ländern wie dem Senegal beim Klima- und Umweltschutz zu helfen.
Und so wird Luxemburg zusätzlich zur Entwicklungshilfe auch Projekte unter anderem in den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltige Forstwirtschaft finanzieren, sozusagen als Wiedergutmachung für die Schäden, die die westlichen Länder zu verantworten haben.
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