Wie Selbsttests in den Schulen Infektionen verhindern sollen
Wie Selbsttests in den Schulen Infektionen verhindern sollen
In den Schulen beginnt im Anschluss an die Osterferien der großflächige Einsatz von Covid-19-Selbsttests, um einen besseren Einblick in die Infektionsketten zu bekommen und noch früher Infektionen und Cluster zu entdecken. Ab dem 19. April sollen bis zu 120.000 Tests pro Woche an allen Schulen und an allen Schülern und Lehrern durchgeführt werden. Es sind genug Tests vorhanden, um bis zu den Sommerferien zu kommen.
In der ersten Woche bekommen die Schüler ihren Selbsttest mit nach Hause, danach führen sie ihn in der Schule durch - mit Ausnahme der Schüler im ersten Zyklus, die ihn weiter zu Hause mit den Eltern machen. Die Tests sind freiwillig und die Zustimmung der Eltern ist erforderlich. An all den anderen Maßnahmen zur Entdeckung von Infektionen ändert sich nichts.
Das kündigte Bildungsminister Claude Meisch (DP) am Donnerstag an, als er mit dem für den Sekundarunterricht zuständigen Direktionschef, Romain Nehs den dritten Analysebericht zum Infektionsgeschehen an den Schulen vorstellte, der die Entwicklung seit den Weihnachtsferien abbildet, die Maßnahmen evaluiert und Empfehlungen gibt.
Varianten bereiten weiter Sorgen
Meisch blickte aber auch darauf, wie bis zu den Sommerferien eine größtmögliche Normalität gewährleistet werden kann. Denn noch immer sind es die neuen Covid-Varianten mit vorab der britischen, die Sorge bereiten. Und die dazu führten, dass aufgrund der rasant gestiegenen Infektionen eine Woche vor den Karnevalsferien bereits auf Homeschooling gesetzt werden musste.
Der Analysebericht basiert auf den Zahlen der Sanitätsinspektion, wurde im Ministerium erstellt und vom Comité de pilotage, in dem auch die Santé vertreten ist, validiert. „Wir wollen Transparenz über das Infektionsgeschehen in den Schulen - das ist eine wichtige Voraussetzung, um Vertrauen in den Umgang mit der Pandemie zu schaffen“, sagte Meisch. „Wir wollen auch, dass die Eltern zunächst sehen, wie die Schnelltests funktionieren, bevor sie ihre Zustimmung erteilen“
Mehr Cluster in Grundschulen
Nehs teilte mit, dass sich die neuen Varianten mit rasanter Geschwindigkeit verbreitet haben und die britische Variante seit den Karnevalsferien mit 74 Prozent die Infektionen dominiere. „Das Originalvirus ist mit einer Prävalenz von neun Prozent quasi komplett verdrängt.“
Da die neuen Varianten leichter übertragbar seien, traten in den Schulen, vor allem in den Grundschulen, vermehrt Cluster auf. Denn stieg bislang die Inzidenz mit dem Alter der Schüler, so gibt es nun keine Unterschiede mehr zwischen Grund- und Sekundarschülern. Warum, wisse man auch in der Wissenschaft nicht.
„Wir stellten fest: Wenn das Virus in einer Schule auftritt, nimmt es sehr schnell zu. Das Infektionsgeschehen in den Schulen ist allerdings ein Spiegel der Entwicklung in der Bevölkerung“, so Nehs, der sich zufrieden darüber zeigte, dass die Schulschließungen im Anschluss an die Weihnachtsferien und vor den Karnevalsferien zur Stabilisierung der Situation beitrugen. Sie müssten aber Ausnahmen bleiben. „Das Wohlbefinden der Kinder ist am noch am höchsten, wenn sie in die Schule gehen können und Präsenzunterricht haben.“
Maßnahmen waren richtig
Nehs schlussfolgerte auch, dass die Maßnahmen des Szenario 1 die richtigen waren: Dabei wird ein einzelner positiv getesteter Schüler, der sich demnach nicht in der Klasse ansteckte, isoliert und die Klasse darf sich nicht mehr mit anderen Schülern mischen. „Das Virus verbreitete sich so nicht weiter und 90 Prozent der Infektionsfälle blieben im Szenario 1.“
Auch die mobilen Testequipen hätten sich bewährt. Insgesamt liegen die Schulen mit einer Positivitätsrate von 1,47 Prozent unter der Rate, die im Large Scale Testing für die Bevölkerung festgehalten wird. „Wir stehen gut da“, meinte Nehs. Die Einführung der Maskenpflicht ab dem 2. Zyklus ließe sich dagegen schwer evaluieren, sie habe aber - genau wie das Verlangen eines negativen Tests nach einer Quarantäne - wohl dazu beigetragen, dass Cluster sich nicht verbreiten konnten.
„Die Situation hat sich nach den Karnevalsferien stabilisiert, wir müssen aber wachsam bleiben und die Entwicklung in der Gesellschaft im Auge behalten“, so Nehs Resümee. Inwiefern die Impfkampagne und die Selbsttests sich auswirken, werde der nächste Bericht zeigen.
Hohe Zustimmung der Eltern zu Tests
Von den neuen, kinderleicht auszuführenden Selbsttests erwartet sich der Minister nun mehr Sicherheit, mehr Präsenzunterricht und mehr soziale Kontakte, um dem Schulbetrieb mehr Normalität zurückgeben zu können. Dabei werde den Schulen eine gewisse organisatorische Flexibilität gelassen, ob sie jeden Tag ein Fünftel einer Klasse testet, was empfohlen wird, oder an einem Tag alle.
Zufrieden zeigte sich Meisch damit, dass im Gegensatz zum Ausland das Schuljahr bis auf wenige Wochen normal ablief. „Wir hatten quasi über die ganze Zeit Präsenzunterricht.“ Zufrieden ist er auch mit der bisherigen Testbeteiligung: Sie lag in den Grundschulen bei den Schülern bei 97 Prozent und bei den Lehrern bei 89 Prozent.
Wir hatten quasi über die ganze Zeit Präsenzunterricht.
Claude Meisch
In den Sekundarschulen waren es 85 Prozent beim Personal, 87 Prozent bei den Schülern der unteren Klassen und 83 Prozent bei denen der höheren. Grund könne der dort noch praktizierte alternierende Präsenzunterricht mit Homeschooling sein, so Meisch. Den möchte er zunächst beibehalten. „Wir erhöhen sonst die Risiken. Wenn wir das Gefühl haben, die Situation weiter im Griff zu haben, können wir ihn abschaffen.“
Wann Kinder geimpft werden können, sei noch nicht bekannt. Man sei aber im Kontakt mit der Santé, um Lehrer eventuell prioritär zu impfen. Meisch betonte: „Ich habe Sorge, dass die Schule hinterher der einzige Bereich ist, wo ganz viele Ungeimpfte aufeinandertreffen: fast 100.000 junge Menschen und Kinder. Das Virus wird sich darauf konzentrieren, das müssen wir im Blick behalten.“
Die Regierung werde eventuell nach solchen sozioprofessionellen Kriterien vorgehen, wenn alle über 55 Jahren geimpft sind.
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