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Warum eine Offensive gegen das Rauchen nötig ist
Politik 4 Min. 24.05.2023
Gesundheitsvorsorge

Warum eine Offensive gegen das Rauchen nötig ist

Der Umstieg auf E-Zigaretten vereinfacht entgegen herkömmlicher Meinung den Ausstieg aus dem Rauchen nicht.
Gesundheitsvorsorge

Warum eine Offensive gegen das Rauchen nötig ist

Der Umstieg auf E-Zigaretten vereinfacht entgegen herkömmlicher Meinung den Ausstieg aus dem Rauchen nicht.
Foto: DPA
Politik 4 Min. 24.05.2023
Gesundheitsvorsorge

Warum eine Offensive gegen das Rauchen nötig ist

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Der Anteil der Raucher in der Gesellschaft bleibt hoch, vor allem die Jungen, aber auch verschiedene Produkte bereiten Sorgen.

Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) redete am Mittwoch nichts schön, als die neuesten Umfragewerte zum Rauchen vorgestellt wurden: „Luxemburg platziert sich nicht gut, was das Rauchen anbelangt, wir kommen nur schleppend voran und sind weit von unseren Zielen entfernt.“ Ein erster Schritt wurde kürzlich vom Regierungsrat gebilligt: Das Päckchen wird 20 Cent teurer. Nun soll eine neue Kampagne helfen, den Ausstieg zu schaffen.  


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Die Situation, die die Fondation Cancer diesmal gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium von Ilres erheben ließ, ist tatsächlich ernüchternd: 28 Prozent der Bevölkerung rauchen - 20 Prozent greifen täglich zur Zigarette, Zigarre, E-Zigarette oder zur Shisha, acht Prozent tun es nur gelegentlich. Von den 72 Prozent Nichtrauchern sind 14 Prozent Ex-Raucher. 

„Jeder Fünfte raucht jeden Tag, da hat sich nichts bewegt. Die Zahlen sind langsam, aber konstant gestiegen“, erklärte Lucienne Thommes, Direktorin der Fondation Cancer, die die Umfrage zu den Rauchgewohnheiten jedes Jahr durchführt. 

Wir kommen nur schleppend voran und sind weit von unseren Zielen entfernt.

Paulette Lenert

2019 waren die Raucherzahlen von 21 auf 27 Prozent abrupt gestiegen. Man kann nur vermuten, dass es etwas mit der Abfragemethode zu tun hat, die seit 2019 nur noch online möglich ist. Vielleicht ist man dann ehrlicher als einem Interviewpartner gegenüber. 

Die Altersgruppe mit den meisten Rauchern ist die der 25- bis 34-Jährigen mit 36 Prozent. Sie sanken verglichen mit 2021 um einen Prozentpunkt, dafür ging es bei den 35- bis 49-Jährigen und den über 65-Jährigen hoch. „Erfreulich ist, dass der Raucheranteil bei den jungen Leuten zwischen 16 und 24 Jahren um zwei Prozentpunkte auf 34 Prozent gesunken ist“, sagte Thommes. Zu beobachten ist auch, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen seit zehn Jahren sinkt: Betrug er 2014 noch zehn Prozentpunkte, so liegen die Geschlechter mit 27 und 29 Prozent mittlerweile nahe beieinander. 


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„20 Prozent der Bevölkerung, die täglich rauchen, ist viel, das sind 130.000 Personen. Das war die letzten zehn Jahre nicht mehr der Fall. Wir müssen etwas machen, nicht zuletzt um die jungen Leute und die jungen Frauen, die Mütter werden, zu schützen“, sagte Thommes und deutete damit auf das Problem des Passivrauchens bei Kleinkindern an. „Die Preiserhöhung von 20 Cent wird keinen vom Rauchen abhalten, Wirkung erzielt man laut WHO erst ab 20 Prozent Preiserhöhung auf einen Schlag.“ 

E-Zigarette ist stark im Kommen

Das Gesundheitsministerium hatte sich zusätzlich noch mit Fragen zu den Produkten, zum Entzug und erstmals auch zum Passivrauchen befasst. Dabei kam heraus, dass 24 Prozent klassische Zigaretten rauchen, elf Prozent Shisha und 13 Prozent E-Zigarette. „Die Shisha als spezielle Form der Wasserpfeife ist das schädlichste Produkt, denn Wasser ist als Filter ineffizient“, erklärte Pedro Marques vom Gesundheitsministerium, und zeigte sich besorgt, weil 26 Prozent der 16- bis 24-Jährigen dieses Produkt konsumieren. 

Sorgen bereiten auch die E-Zigaretten, die es nun seit elf Jahren im Handel in Luxemburg gibt. „Innerhalb von einem Jahr stieg der Anteil der E-Zigaretten von neun auf 13 Prozent und bei den 16- bis 24-Jährigen von elf auf 21 Prozent. Diese Produkte enthalten Nikotin. Sie sind stark aromatisiert und locken mit ihrem aggressiven Marketing der bunten Farben und mit ihrem erschwinglichen Preis vor allem die Jungen, die denken, dass die E-Zigaretten nicht schädlich sind. Wir müssen etwas tun“, mahnte er. 


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Denn sagen 53 Prozent, sie würden E-Zigaretten zum Genuss rauchen, so liegt an zweiter Stelle die Motivation weniger zu rauchen und an dritter, um aufzuhören. „Das ist aber nicht belegt“, betonte Marques und verwies auf Erkenntnisse, dass man von der E-Zigarette viel schneller stark abhängig wird und es sehr schwer ist, einen Entzug zu machen. 

Man wird von der E-Zigarette viel schneller stark abhängig und es ist sehr schwer, einen Entzug zu machen.

Pedro Marques, Gesundheitsministerium

Fast die Hälfte der befragten Nichtraucher gab an, dem Passivrauchen ausgesetzt zu sein - in Innenräumen sind es vier Prozent täglich mehr als eine Stunde, 13 Prozent weniger als eine Stunde und 16 Prozent jede Woche mindestens einmal. 

Die Krux mit dem Aufhören

Weiterhin hoch ist die Zahl der Raucher, die in den nächsten sechs Monaten mit dem Rauchen sicher (17 Prozent) oder wahrscheinlich (33 Prozent) aufhören wollen. „Die Hälfte der Raucher will etwas ändern. 44 Prozent haben es im Vorjahr probiert, 46 Prozent davon ohne Hilfe. Im Schnitt brauchte es drei bis vier Anläufe“, resümierte Marques. „32 Prozent wollen es über den Umstieg auf E-Zigaretten schaffen. Wir meinen, dass es helfen kann, aber bei starken Rauchern Zigaretten durch E-Zigaretten zu ersetzen, funktioniert nicht.“

Nun soll der 31. Mai, der Weltnichtrauchertag für die Kampagne „Eine Woche ohne Tabak“ genutzt werden. Zusätzlich laufen Gespräche mit der CNS, das medizinische Hilfsprogramm zum Tabakentzug von administrativen Hürden zu befreien, es zu verbessern und bekannter zu machen. Denn nur 26 Prozent kennen das 2008 eingeführte Programm, mit dem eine gratis Sprechstunde zur professionellen Begleitung sowie teils die Kosten von Ersatzprodukten, wie Nikotinpflaster übernommen werden. „Wir hoffen, dass die CNS sich noch vor dem Sommer bereit erklärt, etwas zu machen“, erklärte Lenert.   

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