„Unverschämte Arbeitgeberforderungen“
„Unverschämte Arbeitgeberforderungen“
„Kein Respekt für Solidarität“, beklagt CGFP-Nationalpräsident Romain Wolff am Donnerstag in einem Schreiben und warnt vor einem wachsenden Risiko sozialer Konflikte. Zwei Monate vorher hatte CGFP-Generalsekretär Steve Heiliger seine Botschaft im Rahmen des Tripartite-Abkommens noch mit „Gelebte Solidarität“ überschrieben, wohl wissend, dass das Ergebnis „vielleicht nicht der ganz große Wurf für den Sozialstaat Luxemburg“ sei und, wie es in einer Mitteilung im April hieß, auch nicht für „Freudensprünge“ gesorgt hätte.
Wolff erinnerte in seinem Schreiben an die „gravierenden gesellschaftlichen Spaltungen“ im Kontext der Pandemie, um auf die explodierenden Energie- und Wohnungspreise zu sprechen zu kommen und schließlich die weiter bestehenden Steuerungerechtigkeiten anzuprangern.
Es fehlt an politischem Willen
Bereits im Februar habe die CGFP die Regierung dazu aufgefordert, endlich „im Interesse der Bürger“ aktiv zu werden. Es fehle an politischem Willen, die Steuertabelle an die Inflation anzupassen, stellt er ein halbes Jahr später fest. Forderungen der Gewerkschaften würden stets mit der Frage nach dem Kostenpunkt abgetan, dabei zögere die Regierung nicht, Steuergelder „völlig unbeschwert aus dem Fenster hinauszuwerfen“ etwa für „die Durchführung von sinnlosen externen Audits“.
Von der Zukunft zeichnet der CGFP-Nationalpräsident ein düsteres Bild: ständig wachsende Inflationsrate, rasant steigende Immobilien- und Energiepreise, Lieferengpässe … Gemeinsame vernünftige Lösungen müssten her, sonst würden Sozialkonflikte immer öfter auf der Tagesordnung stehen, warnt Wolff. Ganz klar sei Solidarität erforderlich, was aber nicht jeder richtig verstanden habe, stellt er fest – und zeigt mit dem Finger auf das Patronat.
Weniger Geld für Berufsanfänger
Besonders stört er sich an der im Rahmen des Europäischen Semesters getätigten Aussage der Spitzenvertreter der UEL, die 80/80/90-Regelung hätte beibehalten werden müssen. Zur Erinnerung: Nach einer Reform im Jahr 2015 bekamen Berufseinsteiger im öffentlichen Dienst während der ersten drei Jahre weniger Gehalt; in den ersten beiden Jahren 80 Prozent der vorgesehenen Entlohnung, im dritten 90 Prozent. Diese Regelung wurde 2019 wieder abgeschafft. Die Forderung von Arbeitgeberseite, sie nun wieder einzuführen, lehnt die CGFP vehement ab. Auch die Position, keine zusätzlichen Mitarbeiter bei Staat und Gemeinden einzustellen, sei der falsche Weg. Wolff spricht von „unverschämten Arbeitgeberforderungen“ und will wissen, wie die Dreierkoalition dazu steht. Reaktionen würden bislang fehlen.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
