Wählen Sie Ihre Nachrichten​

"Unsere Geduld ist am Ende"
Politik 03.05.2016 Aus unserem online-Archiv
Konflikt im Gesundheits- und Sozialsektor

"Unsere Geduld ist am Ende"

Die Gewerkschaften wollen, dass die Gehälterreform im öffentlichen Dienst auch im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen umgesetzt wird.
Konflikt im Gesundheits- und Sozialsektor

"Unsere Geduld ist am Ende"

Die Gewerkschaften wollen, dass die Gehälterreform im öffentlichen Dienst auch im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen umgesetzt wird.
Foto: Marc Wilwert
Politik 03.05.2016 Aus unserem online-Archiv
Konflikt im Gesundheits- und Sozialsektor

"Unsere Geduld ist am Ende"

Michèle GANTENBEIN
Michèle GANTENBEIN
Im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen schwelt ein jahrelanger Konflikt. Dabei geht es um Lohnforderungen. Den Arbeitnehmervertretern reißt der Geduldsfaden. Am 4. Juni laden der OGBL und der LCGB zu einer gemeinsame Protestaktion ein.

(mig) - Mit einer großen Protestaktion wollen der OGBL und der LCGB am 4. Juni auf die Missstände im Zusammenhang mit den Kollektivvertragsverhandlungen im öffentlichen Gesundheits-, Pflege- und Sozialsektor hinweisen. Betroffen sind zwei sektorielle Kollektivverträge: der FHL-Vertrag im Krankenhauswesen und der SAS-Vertrag im Sozial- und Pflegewesen.

Die Verhandlungen um einen neuen FHL-Kollektivvertrag sind inzwischen gescheitert und werden demnächst vor dem Schlichter stattfinden. Im SAS-Bereich wurden die Verhandlungen noch nicht ergebnislos abgebrochen, sie schreiten aber auch nicht wirklich voran.

Stein des Anstoßes ist die im vergangenen Jahr umgesetzte Gehälter- und Statutenreform im öffentlichen Dienst. Während die Karriere- und Gehälteraufwertung für die Staatsbediensteten Wirklichkeit geworden ist, gingen die Beschäftigten im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen bisher leer aus.

Die Gewerkschaften bestehen darauf, dass die Reform auch in diesen öffentlichen Bereichen umgesetzt wird. Sie berufen sich auf einen Artikel in den Kollektivverträgen, der besagt, dass sich die Gehälter der Beschäftigten im öffentlichen Gesundheits- und Sozialbereich in gleichem Maße entwickeln müssen wie bei den Staatsbediensteten.

Das Patronat wehrt sich gegen die Forderungen. Die Commission paritaire ASFT, ein tripartite-ähnlicher Ausschuss mit Vertretern des Staates, des Patronats und der Gewerkschaften, die das Gesamtbudget berechnen, das anschließend in weiterführenden Lohnverhandlungen von den Sozialpartnern weiterverteilt wird, ist in den vergangenen Jahren nicht ein einziges Mal zusammengekommen.

Protestaktion am 4. Juni

"Die Geduld der Menschen ist am Ende", sagten die OGBL- und LCGB-Vertreterinnen Nora Back und Céline Conter am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus den betroffenen Bereichen.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, organisieren der OGBL und der LCGB am 4. Juni eine gemeinsame Protestaktion in der Hauptstadt.

Im Vorfeld, am 10. Mai, findet in der Hauptstadt zwischen 12 und 14 Uhr eine Verteileraktion statt, bei der die Gewerkschaften Flyer verteilen, um die Bevölkerung zu informieren und zu sensibilisieren. Um 14 Uhr steht ein Treffen mit dem Chamberpräsidenten Mars Di Bartolomeo auf dem Programm, bei dem die  Gewerkschaftsvertreter ihm ein Schreiben mit ihren Anliegen überreichen.

Das Krankenhauswesen beschäftigt laut OGBL und LCGB rund 9.000 Mitarbeiter, im Pflege- und Sozialsektor sind es zwischen 12.000 und 15.000 Beschäftigte.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Konflikt im Gesundheits- und Sozialsektor
In Juni hatten mehr als 6.500 Krankenschwestern, Pfleger und Erzieher in der Hauptstadt für eine Aufwertung ihrer Karrieren demonstriert. Fünf Monate später gibt es kleine Lichtblicke für die Beschäftigten.
"Unsere Diplome werden in den Gehaltstabellen nicht entsprechend honoriert", hatten Teilnehmer der Demo im Juni 2016 beklagt.
Großdemo am Samstag in der Hauptstadt
Hunderte Krankenschwestern, Pfleger und Sozialarbeiter werden am Samstag, den 4. Juni, auf Aufruf der Gewerkschaften in der Hauptstadt demonstrieren. Hier sind die wichtigsten Eckpunkte zur Demo.
Die Gewerkschafterinnen: Céline Conter (LCGB) und Nora Back (OGBL) haben zur Mobilisierung aufgerufen.
Großdemo im Gesundheits- und Sozialbereich
Für Samstag, den 4. Juni, haben die Gewerkschaften mehr als 20 000 Arbeitnehmer des Gesundheits- und Sozialbereichs zum Protestmarsch in der Hauptstadt aufgerufen. Personalvertreter sprechen im Vorfeld von der lang ersehnten Aufwertung der Karrieren.
Ihre Vorstellungen haben die Gewerkschaften Anfang Mai dem Kammerpräsidenten Mars Di Bartolomeo übermittelt.
Kollektivvertrag im Krankenhauswesen
Das Tauziehen um einen neuen Kollektivvertrag im Krankenhauswesen nimmt kein Ende. Die Gewerkschaften lehnen die Vorschläge der "Fédération des hôpitaux" ab. Das Schlichtungsamt wird sich nun mit dem Dossier beschäftigen.
Für die rund 8000 Beschäftigten im Krankenhauswesen besteht weiterhin Ungewissheit.
Umsetzung der Beamtendienstrechtsreform
Der 1. Oktober ist der Stichtag für die Umsetzung der Reform im öffentlichen Dienst. Sechs Monate hatten die Verwaltungen Zeit, ihre Bestimmungen anzupassen, dennoch ist nicht zu erwarten, dass alles sofort reibungslos klappt.
Die Erzieher, Sozialpädagogen und Lehrbeauftragte protestierten am 24. März 2015, weil sie sich durch die Reform benachteiligt fühlen.
Wenn das Gehälterabkommen im öffentlichen Dienst in Kraft tritt, gilt für die heutigen Sozialarbeiter und Sozialpädagogen eine Übergangsregelung, die sie im Vergleich zu ihren neuen Berufskollegen finanziell stark benachteiligt. Die Gehaltsunterschiede können bis zu 1.620 Euro betragen.
Sozialpädagogen mit Berufserfahrung ziehen nach Inkrafttreten des Gehälterabkommens im öffentlichen Dienst gegenüber künftigen Kollegen den Kürzeren.