Studenten und Referendare in Aufruhr
Studenten und Referendare in Aufruhr
(mig) - Die Vertreter der Lehramtsstudenten aus Luxemburg, Belgien und der Schweiz haben sich mit der Lehrergewerkschaft SEW zusammengetan, um gegen die neuen Rekrutierungsmaßnahmen im Fondamental zu protestieren. Gut 200 Studenten, Referendare, aber auch ein paar erfahrene Lehrer haben sich am Samstag im Bonneweger Casino syndical zur Protestveranstaltung eingefunden.
Die Studenten und die Referendare fühlen sich von den neuen Maßnahmen benachteiligt. Sie müssten nun dafür büßen, dass der Bildungsminister den Lehrernotstand so spät erkannt hat, so die einhellige Meinung.
Der SEW begrüßt zwar, dass der Minister die Probleme endlich anerkenne, wehrt sich allerdings gegen die zusammen mit der anderen Lehrergewerkschaft (SNE) beschlossenen Korrekturmaßnahmen.
In erster Linie bezieht sich das auf die Rekrutierung von Bachelor-Absolventen (drei Jahre Studium), die kein Lehramtsstudium gemacht, sondern ein Fach studiert haben, das in der Grundschule unterrichtet wird. Die Lehrerausbildung an der Uni Luxemburg dauert vier Jahre.
Verschlechterung der Unterrichtsqualität
Um der Komplexität des Lehrerberufs gerecht werden zu können, sei eine umfassende vierjährige Ausbildung notwendig, meinte der Sprecher der Luxemburger Studenten, David Moos. "Wir haben über 6.000 Stunden Ausbildung plus 600 Stunden Stage." Bachelor-Absolventen sollen nun in einer 240-stündigen Fortbildung fit für den Unterricht gemacht werden. "Wie soll das gehen?", fragte David Moos.
Neben den ressourcenintensiven Reformen wie die Schaffung von Regionaldirektionen sieht der SEW die Hauptursache für den Lehrernotstand in der Einführung des dreijährigen Stage. Die Aussicht nach dem vierjährigen Studium noch drei Jahre als Stagiaire zu arbeiten, Kurse besuchen, Tests bestehen und Bewertungen über sich ergehen lassen zu müssen, habe der Attraktivität des Lehrerberufs enorm geschadet, sagte SEW-Präsident Patrick Arendt.
Der leichte Weg
Das Interesse werde zusätzlich sinken, wenn die Uni auf der vierjährigen Ausbildung beharrt, andererseits aber Wege geschaffen werden, die einem Bachelor-Studenten erlauben, nach drei Jahren Studium Zugang zum Schulsystem und zum Lehrerdiplom zu bekommen. Studenten, die sich die schwierige vierjährige Lehrerausbildung nicht antun möchten, werden den kürzeren und leichteren Weg gehen, so die Annahme.
Um die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen, fordern der SEW, die Studenten und Referendare die Abschaffung des Stage in seiner aktuellen Form. Sie wollen stattdessen eine Berufsbegleitung, die den jungen Lehrern in ihrem Berufsalltag wirklich etwas bringt statt sie zu Kursen zu zwingen, deren Inhalt sie schon aus ihrer Grundausbildung kennen.
Begleitung statt Bewertung
"Wir wollen begleitet und nicht bewertet werden", so David Moos. Das Ministerium sage zwar aufgrund von Umfragen, die Stagiaires seien zufrieden mit dem Stage. Das aber sei ein Trugschluss. "Die essenziellen Fragen, nämlich ob die Studenten mit dem Inhalt der Kurse zufrieden sind, werden nicht gestellt." Stattdessen würde gefragt, ob die Kurse gendergerecht seien oder wie die Referendare die Kompetenz der Kursleiter bewerten. "Das sagt nichts aus über die Zufriedenheit der Lehrer mit dem Stage.
Der SEW ist sich bewusst, dass in Sachen Lehrernotstand akuter Handlungsbedarf besteht und dass Maßnahmen unausweichlich sind. Die nun beschlossenen Maßnahmen aber müssten zeitlich begrenzt sein und dürften maximal zwei Jahre gelten. Dass man mit einem bildungsverwandten Bachelor-Studium - das kann auch Krankenpfleger oder Psychologe sein, so Patrick Arendt - systematisch Zugang zum Lehrerdiplom bekommt, lehnt die Gewerkschaft kategorisch ab.
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