Staatliche Bauprojekte: später und teurer als geplant
Staatliche Bauprojekte: später und teurer als geplant
In der parlamentarischen Budgetkontrollkommission wurden die Abgeordneten am Montag von Vertretern der Bâtiments publics und Ponts et chaussées über den Stand der Dinge bei den wichtigsten Infrastrukturprojekten informiert. Wegen des coronabedingten Lockdowns waren über mehrere Wochen hinweg sämtliche Baustellen geschlossen, so dass es bei etlichen Bauprojekten zu Verzögerungen kommt. Doch auch unabhängig vom Virus läuft nicht auf jeder staatlichen Baustelle alles nach Plan. Bei mehreren Projekten übersteigen Dauer und Kosten die anfänglichen Schätzungen auch ohne den Einfluss der Covid-19-Pandemie.
Für André Bauler (DP) ist auffällig, dass vor allem Projekte im Norden des Landes betroffen sind. So öffnet beispielsweise die neue Ackerbauschule oberhalb von Gilsdorf ihre Türen erst zur Rentrée im September 2021 und Vianden soll seine neue Jugendherberge nicht vor Anfang 2023 erhalten. Die Renovierungsarbeiten an der Militärkaserne auf dem Herrenberg sollen sich gar bis Mitte 2026 erstrecken.
20 Millionen Euro mehr für Ettelbrücker Bahnhof
Während sich zwar mehrere Projekte der Bâtiments publics verzögern, liegen sie bei den Kosten dennoch im vorgesehenen Rahmen. Anders bei der Straßenbauverwaltung, wo es teilweise zu beachtlichen Preisüberschreitungen kommt. So wird der Umbau des Ettelbrücker Bahnhofsviertels rund 20 Millionen Euro teurer als ursprünglich veranschlagt, was bei einem Initialpreis von 156,5 Millionen Euro einer Steigerung von rund 13 Prozent entspricht. Hier wird die Chamber ein zweites Gesetzesprojekt zur Finanzierung stimmen müssen.
Die Kostenexplosion ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass beim vorgesehenen Tunnel unterhalb von Alzette und Sauer zusätzliche Drainagearbeiten nötig sind, da andernfalls ein Verdrängungseffekt einzusetzen und das Wasser die Keller der Anwohner zu überschwemmen droht. Außerdem muss die neue Pattonbrücke von 150 auf 170 Meter verlängert werden, was ebenfalls mit Mehrkosten verbunden ist.
Verständnis statt Kritik
Für die Ausschussvorsitzende Diane Adehm (CSV) spielt der Lockdown bei den Verzögerungen eine zu vernachlässigende Rolle. „Diese Projekte laufen über mehrere Jahre, da fallen drei Monate nicht weiter ins Gewicht.“ Für sie handelt es sich zudem um ein landesweites Problem, das nicht auf den Norden, ja nicht einmal auf staatliche Baustellen beschränkt sei. „Wegen des Bauindex haben die Firmen kein Interesse, schnell fertig zu sein.“ Oftmals werde bewusst gebummelt, um die Kosten in die Höhe zu treiben. Eine Entkopplung der Preise vom Index ist für sie dennoch keine realistische Option, denn „dann kommt es zur Revolution“.
In Bezug auf die Straßenbauverwaltung halten sich Adehm und Bauler mit Kritik zurück. Ein Großteil der Arbeiten finde unterirdisch statt, weswegen viele Probleme im Vorfeld nicht abzusehen seien und erst während der Arbeiten entdeckt würden. Die christlich-soziale Politikerin gibt zudem zu bedenken, dass die Mitarbeiter der Verwaltung oft nicht über die nötigen Ortskenntnisse verfügten, um alle Eventualitäten einzukalkulieren.
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