So stark brach die Krebsdiagnostik in der Pandemie ein
So stark brach die Krebsdiagnostik in der Pandemie ein
Während der Pandemie, vor allem in der Zeit des Lockdowns, wurden die Aktivitäten der Krankenhäuser drastisch heruntergefahren und quasi nur noch Notfälle versorgt. Eine Vermischung der Patienten sollte vermieden werden, es ging aber auch um den Schutz des Personals, das in Kohorten eingeteilt war, um Reserven zu garantieren, wenn die Pandemie ihren Höhepunkt bekommt. Man wusste anfangs schlicht nicht, wie ansteckend die Krankheit ist und wie sie sich auf die stationäre Versorgung auswirkt. Man hatte aber auch die dramatischen Bilder der völlig überforderten Spitäler in Italien und dem französischen Grand Est vor Augen.
Zumal die Diagnostik und Früherkennung sowie die Behandlung von Krebserkrankungen litten darunter. Insgesamt schätzt die Fondation Cancer aufgrund der Zahlen des Staatslabors zu den pathologischen Untersuchungen bösartiger Tumore pro Monat, dass im Jahr 2020 zehn Prozent der erwarteten Krebserkrankungen nicht entdeckt und chirurgische Eingriffe nicht durchgeführt wurden.
Allein beim Brustkrebs beziffert die OECD den Rückgang bei der Früherkennung im Jahr 2020 mit sieben Prozent im Vergleich zu 2019. Zwischen dem 17. März und dem 3. Mai 2020 wurde das Mammografie-Programm für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren ganz ausgesetzt und lief erst wieder im Juni 2020 richtig an. Dasselbe gilt für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, die um sechs Prozent einbrach.
Auch die Zahl der Mastektomien (Brustentfernung) sank während des ersten Lockdowns und erreichte dann allmählich wieder ein Niveau, das sich dem Jahr 2019 annäherte. Ab September 2020 lag das Aktivitätsniveau wieder über dem, das 2019 im gleichen Zeitraum verzeichnet wurde. Diese Angaben macht Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) in der Antwort auf eine parlamentarische Frage von Mars Di Bartolomeo (LSAP).
Auswirkungen auf die Überlebensraten noch nicht bekannt
Verzögerte Früherkennungen und Diagnosen bringen immer auch eine schlechtere Heilungsprognose mit sich. Zu den Überlebensraten kann das nationale Krebsregister allerdings derzeit noch keine Angaben machen. Es fehle am nötigen Abstand, um die Quoten zu ermitteln, erklärt die Ministerin. Generell werde ermittelt, wie hoch die Überlebensrate ein Jahr, drei Jahre und fünf Jahre nach der Krebsdiagnose liegt. Demnächst sollen aber zumindest die Zahlen für Brustkrebs veröffentlicht werden.
Das nationale Krebsregister nahm im Mai 2013 seine Arbeit auf. Es ist eine Datensammlung, mit allen in Luxemburg diagnostizierten oder behandelten neuen Krebsfällen und ihrer Versorgung. Das Krebsregister soll dazu dienen, die Entwicklung der Krebszahlen und -arten zu verfolgen und die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsformen zu verfolgen. Entsprechend sollen auch die Patientenversorgungsmodelle besser beurteilt werden können und neue Krebsursachen ermittelt werden.
Auf die Frage, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um verspäteten Behandlungen vorzubeugen und sie zu bekämpfen, verweist Ministerin Lenert auf die Empfehlungen des wissenschaftlichen Rats für den Gesundheitsbereich während der Pandemie. Sie betreffen zum einen im Juli 2020 veröffentlichte Kriterien, welche Covid-Patienten stationär aufgenommen werden sollen, um Betten disponibel für andere Patienten zu halten.
Im Dezember 2020 folgten Kriterien zur Priorisierung der bildgebenden Verfahren, um Termine für alle Patienten verfügbar zu halten und die Empfehlung, dass in jedem Krankenhaus ein pluridisziplinäres Komitee gebildet werden soll, das über die (Krebs-)Patienten bestimmt, die prioritär behandelt werden sollen.
Krebs hat sich vor den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur häufigsten Todesursache in Luxemburg entwickelt. 25,3 Prozent aller Todesfälle gingen 2021 auf diese Diagnose zurück. Während bei Männern Lungenkrebs, Prostatakrebs und Darmkrebs die häufigsten Krebserkrankungen sind, sind es bei Frauen Brustkrebs, Lungenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
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