Sexuelle und affektive Gesundheit: Plan gestartet
Sexuelle und affektive Gesundheit: Plan gestartet
Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden. Sie ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen. Sexuelle Gesundheit setzt eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraus sowie die Möglichkeit, angenehme und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen und zwar frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt.
Planning familial verwaltet das nationale Referenzzentrum
Sexuelle Gesundheit lässt sich nur erlangen und erhalten, wenn die sexuellen Rechte aller Menschen geachtet, geschützt und erfüllt werden. Das versteht die Weltgesundheitsbehörde unter sexueller und affektiver Gesundheit und darauf basiert auch der PAN-SAS. Er ist eine Folge des Aktionsplans 2013-2016, der bis 2018 verlängert wurde, sich aber ausschließlich an Kinder und Jugendliche richtet. Nun ist die gesamte Bevölkerung anvisiert, denn die sexuelle und affektive Gesundheit betrifft jeden – ab der Geburt.
Im Rahmen einer Konferenz wurden seine Aktionen und auch das nationale Referenzzentrum für die Förderung der affektiven und sexuellen Gesundheit Cesas (Centre national de Référence pour la Promotion de la Santé affective et sexuelle) vorgestellt. Dieses möchte die sexuelle Gesundheit durch Information, Sensibilisierung und Fortbildung fördern: Es verfolgt einen ganzheitlichen und positiven Ansatz, möchte den Zugang zu neutralen Informationen und zur Beratung im Bereich sexuelle Gesundheit verbessern und zu einer besseren Kenntnis der sexuellen Rechte beitragen. Das Planning Familial übernimmt die Verwaltung auf Basis einer jährlichen Konvention mit dem Gesundheitsministerium.
Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften
Gleich vier Ministerien haben gemeinsam am Plan gearbeitet: Das Bildungsministerium von Claude Meisch (DP), das Gleichstellungsministerium von Taina Bofferding (LSAP), das Familienministerium von Corinne Cahen (DP) und das Gesundheitsministerium von Etienne Schneider (LSAP). Alle vier Minister stellten denn auch ihre Schwerpunkte vor, angefangen bei Schneider, der betonte, dass es nicht nur um die Thematisierung sexueller Beziehungen gehe, sondern auch um Gefühle und Respekt sich selber und anderen gegenüber. Und natürlich auch um die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten oder ungewollten Schwangerschaften.
Dass Aufklärung für jedes Alter geeignet sei, sofern sie altersgerecht ist, befand Meisch. „Es sollen Kompetenzen vermittelt werden, eigene Entscheidungen treffen zu können, was man will oder nicht will, um emotionale Verletzungen zu vermeiden“, meinte er. „Jeder soll seine Sexualität so ausleben können, wie er will – Menschen mit Behinderung, ältere Personen oder solche mit Migrationshintergrund – und unabhängig von der sexuellen Orientierung. Jeder soll vom Plan profitieren“, forderte Cahen.
Bofferding sagte: „Sexualität gehört von Geburt an zum Menschen und wird sein Leben lang gelebt. Deswegen braucht es auch ein umfassendes Konzept.“ Die Überflutung mit sexuellen Botschaften habe massiv zugenommen, mit Bildern, die nicht für Kinder geeignet sind – vor Bildern der Gewaltverherrlichung und Darstellungen von Mann und Frau, die nicht der Realität entsprechen, warnte sie und betonte, dass ein respektvoller Umgang miteinander wichtig sei, auch für die Prävention von häuslicher Gewalt.
Der "Plan d'action national Promotion de la Santé affective et sexuelle"
14 Aktionen sieht der Plan vor sowie eine regelmäßige Analyse ihrer Entwicklung. Die Aktionen sind in vier Bereiche aufgeteilt. Fünf Aktionen beschreiben die Gouvernance, sprich den interministeriellen Austausch oder die Zusammenarbeit mit den Professionellen aus der Arbeitswelt.
Im Bereich Information, Sensibilisierung und Bildung geht es um die Förderung der sexuellen und affektiven Gesundheit in den Schulen und Betreuungsstrukturen, die Förderung der Gleichstellung, um Diskriminierungen und sexuelle Gewalt zu bekämpfen und die Aufklärung über Vorteile, aber auch Gefahren neuer Medien sowie der Digitalisierung.
Vier Aktionen befassen sich mit der Verbesserung der Kompetenzen: Gemeint ist die Verstärkung der Aus- und Weiterbildung in puncto affektiver und Sexualerziehung von Lehr- und Betreuungspersonal, von Sozial- und Gesundheitspersonal sowie von allen, die im Sektor der öffentlichen Gesundheit arbeiten. In diesem Punkt soll auch die Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen verstärkt werden. Für Schulärzte und medizinisches Schulpersonal soll eine solche Aus- und Weiterbildung entwickelt werden.
Und schließlich geht es um den Bereich Zugang für alle in sprachlicher, kultureller, sozio-ökonomischer Hinsicht: Hier sollen interdisziplinäre Projekte initiiert werden, mit denen zum einen die spezifischen Bedürfnisse der Gesamtbevölkerung, zum anderen die von verletzlichen Personen, wie ältere Menschen, Asylbewerber, Flüchtlinge oder von Armut Betroffenen, identifiziert werden, um dann bestimmte Sensibilisierungsaktionen auszuarbeiten.
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