Regierung plant "Zentrum fir d'Lëtzebuergescht"
Regierung plant "Zentrum fir d'Lëtzebuergescht"
Von Christoph Bumb
Die Regierung will einen 20-Jahres-Plan zur Förderung der luxemburgischen Sprache ausarbeiten. Erste Details dieser Strategie wurden am Donnerstag von Bildungsminister Claude Meisch und Kulturstaatssekretär Guy Arendt (beide DP) auf einer Pressekonferenz präsentiert.
Dazu gehört unter anderem die Schaffung eines "Zentrum fir d'Lëtzebuergescht". Dieses Zentrum soll unter Aufsicht des ebenso neu zu schaffenden Regierungskommissars für die luxemburgische Sprache seine Arbeit aufnehmen. Die Regierung habe die Ambition, beide Maßnahmen "noch in dieser Legislaturperiode" umzusetzen, sagte Claude Meisch auf Nachfrage.
Luxemburgisch auf EU-Ebene stärken
Der neue Regierungskommissar, den schon Premierminister Xavier Bettel (DP) im Anschluss an die Anhörung zur Sprachenpetition ankündigte, soll bei der Ausarbeitung der neuen Strategie der Regierung federführend sein. Der Kommissar soll zwar vor allem dem Bildungs- und Kulturministerium beratend zur Seite stehen. Die gesamte Strategie betreffe aber alle Ministerien und quasi alle Bereiche der Gesellschaft, so Meisch.
Ebenso soll das Luxemburgische auf EU-Ebene als offizielle Sprache anerkannt und gestärkt werden. Laut Claude Meisch wolle man dabei vor allem erreichen, dass Luxemburger Staatsbürger ein Recht erhalten, ihre Anfragen an europäische Verwaltungen auf Luxemburgisch zu stellen und auch eine Antwort auf Luxemburgisch erhalten. Was die Details und die praktische Umsetzbarkeit dieser Maßnahme betrifft, verweist der Minister auf weitere Gespräche auf EU-Ebene.
Maßnahmen in Bereichen Bildung und Kultur
Weitere Maßnahmen betreffen Förderungsmaßnahmen im Bildungs- und Kulturbereich. Dazu gehören etwa die mittelfristige Übersetzung der Webseiten des Staates auf Luxemburgisch, eine strukturiertere Dokumentation und Vermittlung der Sprachgeschichte, verstärkte Initiativen zur Normierung von Rechtschreibung und Grammatik sowie die Kommunikation der Forschungsergebnisse des Instituts für luxemburgische Sprache und Literatur der Uni Luxemburg.
Im Bildungsbereich sieht die Strategie der Regierung unter anderem die Verbesserung der Lehre des Luxemburgischen in vorschulischen Betreuungsstrukturen, die Einführung von Pflichtkursen in internationalen Schulen sowie vom Fach Luxemburgisch als Fremdsprache auf allen Ebenen der Schulausbildung. In der Erwachsenenbildung plane man unter anderem eine Ausweitung des Sprachurlaubs ("congé linguistique") sowie andere gezielte Maßnahmen für bestimmte Beschäftigungssektoren.
Reaktion auf "breiten Wunsch der Bevölkerung"
Die Details einiger Maßnahmen sollen erst noch ausgearbeitet werden, betonen Meisch und Arendt. Generell soll das neue "Zentrum fir d'Lëtzebuergescht" in enger Zusammenarbeit mit der Universität und jeglichen in der Sprachförderung aktiven Akteuren die Maßnahmen des 20-Jahres-Plans koordinieren. Da es für die Einführung des Zentrums aber noch kein Stichdatum gibt, könnte die Umsetzung so mancher Maßnahme also noch auf sich warten lassen.
Laut dem Bildungsminister reagiere man mit der neuen Strategie auf einen "breiten Wunsch in der Bevölkerung, das Luxemburgische zu stärken". Die entsprechenden Forderungen würden "nicht nur aus den Bopebistroen" kommen, sondern insbesondere auch von jungen Menschen, sagt Claude Meisch. Die luxemburgische Sprache sei ein "wichtiger Teil unserer Kultur und unserer Identität", so Meisch weiter. Dies werde von Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern anerkannt.
Laut Meisch reagiere man auch nicht allein auf die Debatte um die Petition 698 und deren Forderung nach Luxemburgisch als erste Amtssprache. Das Hauptanliegen der Petition werde auch nicht umgesetzt, erklärt Meisch. Allerdings: "Das Thema bewegt die Menschen", so Meisch. Es gebe sehr wohl "diffuse Ängste", die man zwar ernst nehmen müsse, auf die die Politik aber nicht wirklich reagieren könne. Vielmehr beziehe man sich mit der neuen Strategie auf einen konkreten Bedarf und nachvollziehbare Forderungen der Gesellschaft, so Meisch.
Die Förderung der luxemburgischen Sprache als "Ausdruck unserer kulturellen Identität" stehe auch nicht im Widerspruch zur mehrsprachigen und weltoffenen Realität des Landes, so Meisch abschließend.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
