„Prognosen waren immer falsch”
„Prognosen waren immer falsch”
(mig) - In den Reserven des Pensionsfonds lagern derzeit knapp 18 Milliarden Euro. Das reicht, um viereinhalb Jahre lang die Renten zu zahlen, ohne Beiträge zu erhöhen. Bis 202o werden es laut Angaben der „Inspection générale de la sécurité sociale” (IGSS) sogar 25 Milliarden sein.
In den vergangenen 20 Jahren sind die Reserven stetig gestiegen. „Das ist darauf zurückzuführen, dass der Anteil der Beschäftigten im Vergleich zu den Rentnern stark gestiegen ist”, sagte Sylvain Hoffmann, beigeordneter Direktor der Arbeitnehmerkammer am Montag bei einer Pressekonferenz über die Entwicklung des Luxemburger Rentensystems. Anders ausgedrückt: Die Versicherten zahlen seit vielen Jahren mehr ein als an Renten ausgezahlt wird.
Seit Jahren liegen die Beiträge unverändert bei 24 Prozent der beitragspflichtigen Lohnmasse, die Rentenzahlungen hingegen liegen seit Jahren zwischen 19 und 22 Prozent. Das wird in den kommenden Jahren auch so bleiben.
Erst ab 2023 (ohne Anpassungen) wird das System defizitär sein, hat die IGSS berechnet. Ab dann müssen die Reserven zur Finanzierung der Renten herangezogen werden. Bis 2034 wäre das kein Problem, denn bis dahin lägen die Reserven immer noch über der gesetzlichen Mindestgrenze von 1,5 Mal die jährlichen Rentenleistungen. Ab 2043 dann wären sämtliche Reserven aufgebraucht.
Rentenmauer
In der Öffentlichkeit ist immer wieder von der Rentenmauer die Rede, doch die CSL hat festgestellt, dass „sämtliche Prognosen falsch und immer zu pessimistisch waren”, sowohl was die Entwicklung der Bevölkerung, des Wirtschaftswachstums oder auch der Beschäftigung betraf.
Angesichts der gesunden finanziellen Lage der Rentenkassen sieht die CSL keinen Bedarf am aktuellen Rentensystem etwas zu ändern, abgesehen von punktuellen Anpassungen, um Schwachstellen zu beheben. „Sollte das Gleichgewicht des Rentensystems irgendwann aus dem Gleichgewicht geraten, kann man immer noch Maßnahmen ergreifen, um die Einnahmen zu erhöhen”, so Hoffmann.
Lohnungleichheiten bekämpfen
Eine Schwachstelle ist nach Ansicht der CSL die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, was die Renten betrifft. 2015 lag die Durchschnittsrente der Männer (gebietsansässige) bei 3.600 Euro, die der Frauen bei 1.900 Euro. Das sei kein Problem des Rentensystems, meinte Hoffmann, sondern habe mit der Lohnungleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu tun und mit dem Umstand, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten.
Handlungsbedarf sieht die Arbeitnehmerkammer auch bei der Mindestrente. Sie liegt bei 1.770 Euro. Empfänger sind in erster Linie Frauen.
Des Weiteren empfiehlt die CSL, einen Teil der Reserven in den Wohnungsbau zu investieren, um das Angebot an Wohnungen zu steigern und die Preisspirale zu brechen. Das käme besonders den jungen Menschen zugute. Auch sollte verstärkt in die lokale Wirtschaft investiert werden.
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