Politmonitor: Die großen Sorgen der Bürger
Politmonitor: Die großen Sorgen der Bürger
Was macht den Menschen in Luxemburg die größten Sorgen? Was sind die drängendsten Probleme, um die sich die Politik kümmern sollte? Und wie stehen die Menschen zu einzelnen Maßnahmen, die umgesetzt, geplant oder im Gespräch sind? Um diese Fragen geht es im dritten und letzten Teil der Politmonitor-Umfrage, die zwischen dem 22. Oktober und dem 3. November 2020 im Auftrag von „Luxemburger Wort“ und RTL durchgeführt wurde.
Die Folgen der Corona-Krise
Die Corona-Krise macht den Menschen eindeutig zu schaffen. Sie sorgen sich um ihre Gesundheit, aber auch um ihre Zukunft. 71 Prozent der 1.039 wahlberechtigten Teilnehmer fürchten die Folgen der Corona-Krise und fragen sich, welche Auswirkungen die Krise für das Land und die Menschen hat. Frauen (76 Prozent) machen sich mehr Sorgen als Männer (66 Prozent). Am wenigsten beunruhigt sind die Grünen-Wähler (65 Prozent).
Die Sorge spiegelt sich in spezifischen Bereichen wider. So ist beispielsweise die Angst um die Sicherheit der Arbeitsplätze im Vergleich zur Umfrage im Oktober 2019 stark gestiegen. Damals gaben 32 Prozent der Befragten an, sich um die Arbeitsplatzsicherheit Sorgen zu machen. Dieser Anteil ist auf 45 Prozent gestiegen. Damals belegte das Thema Arbeitsplatzsicherheit Platz 8 – jetzt ist sie die sechstgrößte Sorge der Menschen.
Es sind vor allem die unteren Einkommens- und Bildungsschichten, die Angst um die Arbeitsplatzsicherheit haben. Die Sorge steigt mit zunehmendem Alter. Am größten ist sie bei der Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen. Vergleicht man die Wählergruppen, sind die LSAP-Wähler am meisten (50 Prozent) und die Grünen-Wähler (32 Prozent) am wenigsten besorgt.
41 Prozent der Umfrageteilnehmer machen sich um die wirtschaftliche Lage in Luxemburg Sorgen. Dieser Bereich wurde im Vorjahr nicht abgefragt – es gibt also keine Vergleichsmöglichkeit.
Die Wohnungskrise ist die Sorge Nummer 1 in diesem Land.
Ein Thema aber treibt die Menschen noch viel mehr um als die Corona-Krise: der Zugang zu einer bezahlbaren Wohnung. 78 Prozent der Befragten bereiten die immer schneller steigenden Immobilienpreise große Sorgen. Das sind vier Prozent weniger als noch vor einem Jahr, dennoch ist die Wohnungskrise nach wie vor die Sorge Nummer 1 in diesem Land.
Am größten ist sie bei den 18- bis 24-Jährigen (84 Prozent) und den 55- bis 64-Jährigen (82 Prozent). Am niedrigsten ist sie bei den 35- bis 44-Jährigen (73 Prozent). Interessant auch: Am wenigsten – wenngleich immerhin noch 70 Prozent – ist die Wohnungsnot für DP-Wähler ein Thema, gefolgt von CSV-Wählern (74 Prozent). Am besorgtesten sind die LSAP-Wähler (83 Prozent) und die Grünen-Wähler (82 Prozent).
Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen nehmen in den Köpfen der Menschen einen großen Raum ein und drängen Themen, die ihnen vor der Krise wichtig waren, ein bisschen in den Hintergrund. So sorgen sich zwar immer noch viele Menschen (62 Prozent) um das hohe Verkehrsaufkommen und das Thema landet im Ranking der größten Sorgen auf Platz 3. Vor einem Jahr aber, als es weit und breit noch keine Corona-Krise gab und das Land tatsächlich vor einem Verkehrskollaps stand, lag der Anteil noch bei 76 Prozent und das Thema auf Platz 2.
Zukunftschancen der Kinder
Die Corona-Krise bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die junge Generation – auf ihren schulischen Erfolg, ihre psychische Gesundheit oder ihren Einstieg in die Berufswelt. Wie hart die Krise sie am Ende treffen wird, ist noch nicht absehbar, aber 61 Prozent der Befragten blicken mit Sorge in die Zukunft, wobei die Zukunftschancen der Kinder bereits vor der Krise ein großes Thema waren.
Vor einem Jahr sagten 60 Prozent der Befragten, dass sie sich um die Zukunft der jungen Generation Sorgen machen. Es war die drittgrößte Sorge damals – dass es heute die viertgrößte ist, liegt daran, dass sich die Angst vor den Folgen der Corona-Krise vorgeschoben hat.
Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) befürwortet, dass die Schulen trotz Krise geöffnet sind.
Worum die Politik sich kümmern muss
Auch der Klimawandel bleibt ein Thema, wenngleich der Anteil derer, die sich um die Folgen des Klimawandels Sorgen machen, von 57 auf 54 Prozent gesunken ist. Sieht man einmal von der Corona-Krise ab, ändert sich an der Reihenfolge der Top 4 im Vergleich zum Vorjahr nichts. Das sind dann auch die Themen, um die sich die Politik am dringendsten kümmern sollte, allen voran die Wohnungskrise (29 Prozent), die Folgen der Corona-Krise (24 Prozent) und mit zehn Prozent gleichauf die Folgen des Klimawandels und die Zukunftschancen der Kinder.
Zustimmung für Öffnung der Schulen
15 Pro-Kontra-Fragen galt es zu beantworten, von denen einige in direkter Verbindung zur Corona-Krise stehen. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten befürwortet, dass die Schulen trotz Krise geöffnet sind. 34 Prozent sind dagegen und neun Prozent haben keine Meinung.
Die Zustimmung steigt mit zunehmendem Alter. Am geringsten ist die Zustimmung bei den 18- bis 24-Jährigen (37 Prozent). Die 25- bis 34-Jährigen sind gespalten (49 Prozent), am höchsten ist sie bei den über 65-Jährigen (68 Prozent).
Dass der Staat sich stärker verschulden sollte, um die Krise zu meistern, stößt bei der Hälfte der Wähler auf Zustimmung. Dass sie selbst zahlen sollen, begeistert sie weniger. 61 Prozent lehnen eine allgemeine Steuererhöhung zur Bekämpfung der Krise ab.
Über die Hälfte (53 Prozent) der Befragten lehnt eine obligatorische Corona-Impfung für vulnerable Bevölkerungsgruppen ab, 37 Prozent sind dafür. Die Zustimmung variiert je nach Alterszugehörigkeit. Am höchsten ist sie bei den über 65-Jährigen gefolgt von den 18- bis 24-Jährigen. Die Grünen-Wähler (34 Prozent) halten eher nichts von einer Impfpflicht, die DP-Wähler sind mehrheitlich dafür (51 Prozent). LSAP- und CSV-Wähler liegen bei 45 und 43 Prozent.
Nicht sonderlich begeistert sind die Wähler über die Akzisenerhöhung auf Benzin und Diesel ab 2021. 56 Prozent lehnen sie ab, 35 Prozent sind dafür. Einzig die grünen-Wähler (73 Prozent) unterstützen die Maßnahme. Am schlechtesten schneidet die Maßnahme bei den CSV-Wählern ab (28 Prozent). Die Akzeptanz steigt mit zunehmendem Alter auf maximal 46 Prozent (+65 Jahre).
Die Mehrheit der befragten befürwortet eine stärkere Besteuerung von Vermögen (62 Prozent), 27 Prozent lehnen das ab. Hier unterscheiden sich die Grünen- und LSAP-Wähler mit 79 und 75 Prozent Akzeptanz deutlich von den DP- und CSV-Wählern (59 und 56 Prozent). Am größten ist die Zustimmung bei den unteren Bildungsschichten (68 Prozent).
Beim Thema Enteignung im öffentlichen Interesse sind die Teilnehmer etwas gespalten. 43 Prozent sagen Ja, 35 Prozent sagen Nein. Einzig bei den LSAP- und den CSV-Wählern schält sich eine Mehrheit heraus, die dafür ist (LSAP: 58 Prozent, CSV: 51 Prozent), immerhin noch 46 Prozent der Grünen-Wähler sind dafür, bei den DP-Wählern ist die Zustimmung mit 42 Prozent am niedrigsten. Die Frauen halten wenig von der Enteignung (33 Prozent), die Männer sind eher dafür (53 Prozent).
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