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Plädoyer für ein Schulfach und die freie Wahl

Leserbriefe Politik 01.10.2014

Als Religionslehrer stehe ich, wie meine Kolleginnen und Kollegen auch, zu unserem Fach. Wir wollen auch noch in Zukunft Religion unterrichten. Das Vorhaben der Regierung, den aktuellen Religionsunterricht sowie den Moral- und Sozialunterricht abzuschaffen und durch ein neues Fach zu ersetzen, bleibt für mich weiter unverständlich. Bis heute wurde von der Regierung keine Analyse beider bestehenden Fächer durchgeführt.

Wie der Religionsunterricht aufgebaut ist, was er vermittelt, welche kompetenzorientierten Methoden angewendet werden, das alles wurde, wie es aussieht, in keiner Weise Beachtung geschenkt.

Immer wieder hört man aus Regierungskreisen, die Bürger des Landes müsse man mehr in die Entscheidungen der Politik einbinden. Im Bereich der Grundschule findet sich ein System des Mitspracherechtes für alle Eltern schulpflichtiger Kinder. Eltern haben zum heutigen Zeitpunkt eine Möglichkeit bei der Bildung ihrer Kinder mitzubestimmen, indem sie sich durch Wahlfreiheit für Religionsunterricht oder Moral- und Sozialunterricht entscheiden können. Dieses Recht soll nun den Eltern entzogen werden. Ist denn die Meinung von über 70 Prozent der Eltern, die den Religionsunterricht durch das Einschreiben ihrer Kinder unterstützen, unwichtig für unsere Regierung, gar belanglos?

Über 21 000 Unterschriften der Initiative „Fir de Choix“ zeigen, wie wichtig es den Bürgern ist mitentscheiden zu können, wenn es um die schulische Ausbildung der Kinder geht. Ebenfalls sprach sich die Elternvertretung FAPEL, in ihrer FAPEL News Nr. 53 vom Mai 2014, für die Beibehaltung der beiden Fächer, in der Grundschule aus. Damit die Eltern weiter entscheiden können.

Das Argument, durch ein neues Einheitsfach, die Schüler in der Grundschule nicht mehr trennen zu möchten, steht doch auf wackligen Füßen, bedenkt man das Vorhaben der Regierung, neben der deutschen nun auch eine französische Alphabetisierung einzuführen. Der Religionsunterricht ist ein Unterrichtsfach, welches den ganzen Menschen betrifft. Man kann ihn grob in 5 Bereiche einteilen: „Themen des Lebens, Erzählungen aus der Bibel, Religionen der Welt, Feiertage sowie Verantwortung für Mensch und Natur.“ Dieser Unterricht trägt in seiner Form zu einer ganzheitlichen Bildung des Schülers bei und hat somit eine Daseinsberechtigung in der Schule verdient.

Yves Brosius, Religionslehrer

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