"Nicht mit der Pistole schießen"
"Nicht mit der Pistole schießen"
(ml) - "Die Welt wird nicht einfacher", sagte Außenminister Jean Asselborn gegenüber dem "Luxemburger Wort" in seiner ersten Reaktion nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Luxemburgs Chefdiplomat zieht eine Parallele mit dem Brexit. In beiden Fällen habe es einen starken Trend gegen das Establishment gegeben.
Asselborn sieht bei der US-Wahl mehrere Widersprüche. Als Unternehmer habe Donald Trump sein Vermögen mit der Elite, und zum Teil auf dem Rücken der kleinen Leute, aufgebaut. Trotzdem stelle der künftige US- Präsident für viele Amerikaner das Anti-Establishment dar.
Der luxemburgische Außenminister stellt noch einen weiteren Gegensatz fest. Der jetzige Präsident Barack Obama sei bis zum Ende seiner Amtszeit beliebt gewesen. Dennoch habe nun eine Mehrheit der Wähler gegen das gestimmt, was Obama in den vergangenen acht Jahren verwirklicht habe.
Während der Kampagne habe das Trump-Lager lediglich mit Slogans operiert, sagt Luxemburgs Außenminister. Die Menschen wüssten nicht, was die eigentlichen innen- und außenpolitischen Absichten des künftigen US-Präsidenten seien. Einen weiteren Grund für den Wahlerfolg von Trump sieht Asselborn in der Angst, die im Zusammenhang mit den Einwanderungsfragen geschürt worden sei. Es habe eine Vermischung von Flüchtlingen und Terroristen stattgefunden.
Partnerschaft in Gefahr?
In seiner Siegesrede kündigte Trump am Mittwochmorgen an, dass er Partnerschaften aufrechterhalten möchte. In welcher Form dies geschehe und ob dies überhaupt mit Trumps Wahlversprechen vereinbar sei, bleibe abzuwarten, unterstreicht Asselborn. "America First" war ein Schlachtruf von Trump. Die Politik werde zeigen, ob die USA auf eine isolationistische Politik setzen werden oder Partnerschaften bevorzugen.
Asselborn geht davon aus, dass Donald Trump einige Aussagen, die er während dem Wahlkampf gemacht hat, relativieren wird: "Ich hoffe, dass Menschen am Werk sind, die nicht mit der Pistole schießen, sondern wissen, dass es Partnerschaften in der Außenpolitik geben muss."
"Wir stehen vor großen Herausforderungen"
In seiner Wahlkampagne hatte Trump Steuererleichterungen für große Vermögen in Aussicht gestellt. Gleichzeitig möchte er massiv in neue Infrastrukturen investieren. Asselborn fragt sich, wie beides zu verwirklichen sei.
Die Angst, dass die Rechtspopulisten in Europa nach Trumps Triumph neuen Auftrieb erhalten, hält Jean Asselborn für berechtigt: "Wir stehen vor großen Herausforderungen". Entscheidend sei die Frage, wie die Politiker den Bürgern rationelle Lösungen vermitteln können. Die Gefahr, auf die populistische Schiene zu springen, nur um Wahlen zu gewinnen, müsse gebändigt werden.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
