Neue Lehrer braucht das Land
Neue Lehrer braucht das Land
(DS) - Das Problem ist nicht ganz neu: In der Grundschule gibt es seit geraumer Zeit nicht genug Lehrer. Beim Schulanfang im September hatte sich die Situation weiter zugespitzt. Viele Lehrerposten mussten mit Lehrbeauftragten besetzt werden, was wiederum dazu führte, dass die Réserve des suppléants dramatisch schrumpfte und somit kaum noch Ersatzlehrer zu finden waren, die beispielsweise im Krankheitsfall hätten einspringen können.
Um die Engpässe zu überbrücken, musste das Bildungsministerium für Lehrervertretungen auf pensionierte Pädagogen zurückgreifen. Zudem wurde den Lehrkräften so manche Überstunde abverlangt.
Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Gestern haben sich Bildungsminister Claude Meisch und die Vertreter der Lehrergewerkschaft SNE auf eine Reihe von Maßnahmen verständigt, die kurzfristig Abhilfe schaffen sollen.
Die wohl wichtigste Neuerung betrifft die Einstellungspolitik. In Zukunft sollen auch Kandidaten, die nur drei Jahre Erziehungswissenschaften studiert haben und somit nur im Zyklus 1 oder nur in den Zyklen 2 bis 4 unterrichten können, zum Concours zugelassen werden. Die Kandidaten können die erforderlichen Kompetenzen später über Weiterbildungsmaßnahmen erwerben.
Aus drei mach zwei
Eine zweite Maßnahme betrifft die Stage-Zeit. Schulabsolventen, die nach einem vierjährigen Studium ein Bachelor-Diplom erworben haben und ein Praktikum von mindestens 20 Wochen vorweisen können, brauchen nur noch eine Stage-Zeit von zwei Jahren zu absolvieren. Von der Maßnahme profitieren nicht nur die Neuzugänge, sondern auch die Lehreranwärter, die zur Zeit bereits ihr Stage absolvieren.
Für den SNE ist es dabei wichtig, dass der Lehrstoff, der bislang in drei Jahren durchgenommen wurde, nun nicht in zwei Jahren absolviert werden muss. Die Inhalte müssten entschlackt und auf das Wesentliche reduziert werden, so die Forderung. Auch deshalb soll ein Comité d'accompagnement die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen in den kommenden vier Jahren begleiten.
Lehrerberuf soll wieder attraktiver werden
Die Lehrergewerkschaft hofft, dass die Verkürzung der Stage-Zeit dazu führen wird, dass der Lehrerberuf wieder attraktiver wird. Der Lehrermangel sei nämlich u.a. darauf zurückzuführen, dass sich immer weniger Studenten für die Lehrerausbildung entscheiden. Die Hauptursache für den akuten Personalmangel sieht der SNE aber in den „ressourcenfressenden“ Reformen im Fondamental.
Die beiden Verhandlungspartner haben sich zudem darauf verständigt, die Réserve des suppléants aufzuwerten. Die Kandidaten mit Bachelor-Diplom müssen an einer 20-stündigen Weiterbildung teilnehmen, bevor sie in der Grundschule als Lehrbeauftragte zugelassen werden. Im ersten Jahr sind weitere Fortbildungsmaßnahmen Pflicht. Erst dann können sich die Kandidaten dem Aufnahmeverfahren für die Lehrerlaufbahn stellen.
Um eine langfristige Lösung herbeizuführen, will Bildungsminister Meisch darüber hinaus bei der Uni intervenieren, damit in dem nächsten Jahren mehr Studienplätze im Fach Erziehungswissenschaften angeboten werden.
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