"Mir schwätzen Zukunft": Meisch und seine Bildungsvisionen
"Mir schwätzen Zukunft": Meisch und seine Bildungsvisionen
(mig) - Nachdem der Konflikt mit den Sekundarschullehrern beigelegt werden konnte, hofft Claude Meisch nun auf einen Neustart. Im Bildungsministerium wird derzeit an rund 85 Projekten getüftelt. Unter dem Motto "Mir schwätzen Zukunft" möchte der Minister das Bildungssystem der schnelllebigen Zeit anpassen und die jungen Menschen auf eine Zukunft vorbereiten, "die nach Ende ihrer Schulzeit eine andere sein wird als zu Beginn ihrer Schulzeit", so Claude Meisch.
Um die Schule fit für die Zukunft zu machen reiche es nicht, einzelne punktuelle Reformen umzusetzen, sagte der Bildungsminister. Claude Meisch möchte für mehr Kohärenz im gesamten Bildungssystem sorgen, angefangen bei der Kleinkindbetreuung bis hin zum Abschlussdiplom. Prozesse und Strukturen werden professionalisiert. Das betrifft die Aus- und Weiterbildung der Lehrer, die Ausarbeitung von Lehrplänen, Schulprogrammen und Lehrmaterialien sowie das Bildungsmonitoring.
Zentrum für Schulentwicklung
Zu diesem Zweck wird an der Universität Luxemburg ein Zentrum für Schulentwicklung (Luxembourg Centre for Educational Studies) geschaffen, das seine Arbeit 2016 aufnehmen soll. Hier entsteht ein Verlag für didaktisches Material sowie ein Kompetenzzentrum mit Wissenschaftlern, die die Programmkommissionen bei der Ausarbeitung der Schulprogramme unterstützen und die Ausarbeitung neuer Lehrmaterialien wissenschaftlich begleiten.
Mehr Schulautonomie
Meisch strebt eine größere Schulautonomie an. Die Schulen werden aufgefordert, dank eines Schulentwicklungsplans ihr eigenes Profil zu erstellen und so zur Diversität der Schullandschaft beizutragen. Meisch stellte den Schulen in Aussicht, den Anteil an curricularer Autonomie (heute zehn Prozent) anzuheben.
Der Minister möchte die Mehrsprachigkeit fördern. Die geplante Europaschule in Differdingen ist der Anfang. Der Minister stellte gestern ein englischsprachiges Angebot in den Grundschulen in Aussicht, wenn die Gemeinden dies wünschen. Der Bedarf an englischsprachigen Berufsausbildungsgängen wird geprüft.
Das MINT-Projekt (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologien) richtet sich an Schüler, die, so Meisch, "möglicherweise weniger sprachen-, dafür aber naturwissenschaftlich und technisch begabt sind". Das Land brauche mehr Naturwissenschaftler, mehr Mathematiker und Ingenieure, im herkömmlichen Bildungssystem aber würden viele begabte Schüler den Weg zu einem solchen Abschluss nicht schaffen.
Flüchtlingskrise
Auf die Schulen kommt im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise eine große Herausforderung zu. Der Minister versprach, alle notwendigen Ressourcen und Mittel zur Verfügung zu stellen und Gemeinden, die bereit sind, Kinder in ihren Schulen und Betreuungseinrichtungen aufzunehmen, finanziell zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde im Ministerium eine Task Force eingerichtet. Momentan sei das Ausmaß der Situation aber noch schwer abzuschätzen, meinte der Minister.
Zwei neue Institute für Problemkinder
Die Regierung plant darüber hinaus die Schaffung von zwei Instituten, eines für Kinder mit Lernstörungen, ein anderes für Kinder mit Verhaltensstörungen.
Hoffnung für Chargés
Claude Meisch kündigte für Anfang 2016 Gehälterverhandlungen sowie Verhandlungen über die Tâche mit den Chargés (Lehrbeauftragte) im Secondaire an. Die Chargés beklagen sich seit Langem über die vergleichsweise geringe Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen. Lehrbeauftragten mit Berufserfahrung wird der Zugang zur Lehrerkarriere erleichtert. Im Secondaire machen die 1.300 Chargés über ein Viertel aller Lehrkräfte aus.

