Mehr und mehr Strom aus erneuerbaren Quellen
Mehr und mehr Strom aus erneuerbaren Quellen
„Luxemburg ist auf dem besten Weg, sein Ziel von elf Prozent erneuerbarer Energie beim Endenergieverbrauch bis 2020 zu erreichen.“ Dies bekräftigt Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) in seiner Antwort auf eine parlamentarische Frage zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Luxemburg. Das Land stellt mit steigender Tendenz „grünen Strom“ her, greift aber auch auf den „Import“ von alternativen Energien aus Estland und Litauen zurück. So besteht seit 2017 zwischen dem Großherzogtum und den beiden baltischen Staaten ein Kooperationsabkommen über den statistischen Transfer erneuerbarer Energien.
Luxemburg kaufte den beiden Staaten in den Jahren 2017 und 2018 für 16,5 Millionen Euro insgesamt 1 100 Gigawattstunden Energie ab, die allerdings nur statistisch verbucht wurden. Dies entspricht einem Viertel der nationalen Energieproduktion aus alternativen Quellen. Litauen und Estland decken bis zu 30 Prozent ihres Energieverbrauchs mit Erneuerbaren und können anderen europäischen Ländern ihre Überschüsse zum Verkauf anbieten. Somit wird der Transfer aus den beiden baltischen Staaten, der zwei Prozent des Jahresverbrauchs Luxemburgs ausmacht, zum erklärten Ziel des Landes beitragen, elf Prozent erneuerbare Energien im Jahresenergieverbrauch bis 2020 zu erreichen.
Nationale Produktion erneuerbarer Energie steigt
Aber neben diesen sogenannten Ausgleichsregelungen, die fast ein Viertel der nationalen Anstrengungen ausmachen, scheint die Förderung neuer nachhaltiger Quellen zur Kilowatt-Produktion (Wasser, Sonne, Wind, Biomasse) Früchte zu tragen. Dieser Optimismus seitens der Regierung beruht in erster Linie auf einer Tatsache: Das Großherzogtum hat in der Tat das für den Zeitraum 2017-2018 festgelegte Zwischenziel erreicht. Die Zielquote betrug 7,47 Prozent, die erreichte Menge lag bei 7,67 Prozent. Allein 2018 wurde mit 9,06 Prozent eine Steigerung beim Anteil der grünen Energie im Energiemix erreicht. Zur Erinnerung: 2013 betrug der Prozentsatz nur 3,66 Prozent.
Der Energieminister unterstreicht die Fortschritte, die 2018 erzielt wurden, das letzte Jahr, zu dem noch statistische Daten mit Gültigkeit zur Verfügung stehen. Gemessen wird der erneuerbare Anteil am gesamten Bruttoendenergieverbrauch, also nicht nur Strom. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Verbrauch im Sektor „Strom“ liegt bei über neun Prozent, im Sektor „Heizungs- und Kühlungssektor“ bei 8,78 Prozent und im Sektor „Transport“ bei 6,54 Prozent. Anzumerken ist, dass Luxemburg beim letztgenannten Bereich, durch den Tanktourismus an Prozentpunkten verliert. „Deshalb sind auch Prognosen für das Jahr 2020 immer noch schwierig“, so Claude Turmes, „die große Unbekannte ist der Endenergieverbrauch, auf dem der Prozentsatz basiert, der in den vergangenen drei Jahren gestiegen ist. Zum Teil aufgrund des gestiegenen Kraftstoffverkaufs.“
Repowering
Beeindruckend ist die Entwicklung der Energieerzeugung durch Windenergieanlagen. So stieg die Zahl der Windräder zwischen 2013 und 2018 von 51 auf 69 „nur“ um 35 Prozent an. Da jedoch verschiedene Windkraftanlagen mit leistungsfähigeren Rotorblättern ausgestattet wurden, das sogenannte Repowering Verfahren, verdreifachte sich im Jahr 2018 die jährliche Stromgewinnung von etwa 83 000 MWh auf rund 254 600 MWh. Gab es 2013 in Luxemburg noch 4 454 Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von 95 MW, so stieg deren Anzahl 2018 auf knapp 7 000 mit einer Leistung von rund 131 MW.
Entwicklung in den EU-Staaten sehr unterschiedlich
Zwischen den EU-Mitgliedern bestehen erhebliche Unterschiede beim Ausbau der erneuerbaren Energie. Dies erklärt sich durch die unterschiedlichen Ausgangssituationen, das topografische Potenzial im Bereich Ökostrom und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. EU-Klassenbeste waren für 2018 Schweden mit 54,6 Prozent nachhaltiger Energie, gefolgt von Finnland mit 41,2 Prozent und Lettland mit 40,3 Prozent. Die schwächsten Werte der Europäischen Union hatten Luxemburg mit 9,06 Prozent, Malta mit acht Prozent und die Niederlande mit 7,4 Prozent.
Wenn man jedoch die Spezifität Luxemburgs berücksichtigt, ein kleines dicht bebautes Land, erscheint das Großherzogtum in einem besseren Licht. Wie bereits erwähnt ist innerhalb von fünf Jahren die Anzahl der Solarstromanlagen um 57 Prozent gestiegen. Genug, um das Großherzogtum „auf Platz sieben in der Europäischen Union bei der Fotovoltaikkapazität (222,6 W pro Kopf)“ zu platzieren, hält Claude Turmes fest. Wenn man die Windkraftanlagen pro 1 000 Einwohner misst, so ist Luxemburg für das Jahr 2018 auf dem 15. Platz von 28 mit 196,4 kW. Damit befindet sich Luxemburg in der Nähe von Ländern, die die Möglichkeit von Offshore-Windparks besitzen, wie Frankreich (Platz 14) oder die Niederlande (Platz elf).
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