LUXEOSys: Armee wurde nicht eingebunden
LUXEOSys: Armee wurde nicht eingebunden
Es ist ein Thema, das die Mitglieder der parlamentarischen Budgetkontroll- sowie der Verteidigungskommission bereits seit Monaten begleitet: die Mehrkosten für den Observationssatelliten LUXEOSys. Dieser soll im Rahmen der luxemburgischen NATO-Verpflichtungen angeschafft werden. Ursprünglich wurden die Kosten für das Projekt auf insgesamt 170 Millionen Euro chiffriert. Zwischenzeitlich war dann plötzlich von Mehrkosten in Höhe von 180 Millionen Euro die Rede; Mitte Juli erklärte François Bausch (Déi Gréng), der das Projekt von seinem Amtsvorgänger Etienne Schneider (LSAP) geerbt hat, dass die Zusatzkosten zwischen 117,7 und 138,3 Millionen Euro liegen werden.
Seit dem Bekanntwerden der Kostenexplosion versuchen die Abgeordneten herauszufinden, wer dafür die Verantwortung trägt. Im Rahmen dieser Bemühungen sagte Armeechef Alain Duschène am Montag in der Budgetkontrollkommission aus.
Machbarkeitsstudie sechs Monate nach Annahme des Gesetzes
Dabei staunten die Parlamentarier nicht schlecht, als der General erklärte, dass die Armee überhaupt nicht in die Ausarbeitung des Projektes einbezogen wurde, obwohl sie den Satelliten laut Schneider hätte betreiben sollen. Erst am 25. Januar 2019, also gut sechs Monate nachdem das Gesetz von der Chamber angenommen worden war, wurde auf dem Militärzentrum Herrenberg eine Machbarkeitsstudie in Bezug auf das Aufstellen der benötigten Antennen durchgeführt.
Laut Ausschusspräsidentin Diane Adehm (CSV) können die Antennen aber aus zwei Gründen nicht auf dem Herrenberg aufgestellt werden. Da sie drehbar sind und einen entsprechend großen Platz für die Schwenkbewegung benötigen, ist am vorgesehenen Ort durch den angrenzenden Hangar nicht ausreichend Platz. Auf Betonsockel kann man die Anlagen ebenfalls nicht anbringen, da sie ansonsten die dort startenden und landenden Drohnen stören würden.
„Cowboymethoden“ von Schneider
Adehm kann nicht nachvollziehen, warum Schneider das Projekt in dieser Geschwindigkeit durch das Parlament gepeitscht hat. „Das waren Cowboymethoden, ich kann es mir nur so erklären, dass er dachte, seine Partei wäre nach den Nationalwahlen 2018 nicht mehr in der Regierung.“ Persönliche Vorteilnahme unterstellt sie dem früheren Verteidigungsminister jedenfalls nicht.
Auch André Bauler (DP) und Mars Di Bartolomeo (LSAP) zeigen sich angesichts der Vorgehensweise erstaunt. „Dem Parlament wurde ein Projekt vorgelegt, das nicht bis zum Ende durchdacht war. In Zukunft müssen Machbarkeitsstudien durchgeführt werden, bevor über ein Gesetz abgestimmt wird“, fordert Bauler.
Finanzierungsgesetz bis November benötigt
Di Bartolomeo wundert sich vor allem über die mangelnde Kommunikation zwischen Défense und Armee. Er fordert, dass „alle Karten auf den Tisch kommen“. Als Nächstes wird Patrick Biewer, Generaldirektor der Firma LuxGovSat, am 25. September in der Budgetkontrollkommission aussagen. Adehm schließt nicht aus, dass danach noch weitere Personen befragt werden.
Um den Terminplan bis zum Abschuss des Satelliten einhalten zu können, muss das Parlament bis November einem zusätzlichen Finanzierungsgesetz in Höhe von 139 Millionen Euro zustimmen. Würde das Projekt im aktuellen Stadium abgebrochen, wäre laut Bausch mit 145 Millionen Euro ein Großteil der ursprünglich veranschlagten Summe verloren.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
