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"Luxemburg muss Ressourcenverbrauch drastisch einschränken"
Politik 3 Min. 16.02.2023
Ökologischer Fußabdruck

"Luxemburg muss Ressourcenverbrauch drastisch einschränken"

Laut dem Global Footprint Network verbraucht Luxemburg pro Jahr fast acht Erden, das LIST kommt auf 6,88 Erden. Zudem wären laut der Berechnung des LIST Luxemburgs Ressourcen nicht am 14., sondern am 22. Februar aufgebraucht. Die Berechnungen basieren allerdings auf Daten aus dem Jahr 2018.
Ökologischer Fußabdruck

"Luxemburg muss Ressourcenverbrauch drastisch einschränken"

Laut dem Global Footprint Network verbraucht Luxemburg pro Jahr fast acht Erden, das LIST kommt auf 6,88 Erden. Zudem wären laut der Berechnung des LIST Luxemburgs Ressourcen nicht am 14., sondern am 22. Februar aufgebraucht. Die Berechnungen basieren allerdings auf Daten aus dem Jahr 2018.
Foto: Getty Images
Politik 3 Min. 16.02.2023
Ökologischer Fußabdruck

"Luxemburg muss Ressourcenverbrauch drastisch einschränken"

Michèle GANTENBEIN
Michèle GANTENBEIN
Luxemburg muss seinen Ressourcenverbrauch reduzieren, sagt der Nachhaltigkeitsrat - und erklärt, wo am dringendsten gehandelt werden muss.

„Luxemburg muss noch erhebliche Anstrengungen unternehmen, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern und seinen Wandel zu beschleunigen“, schreibt der Nachhaltigkeitsrat in einer Stellungnahme zum Overshoot Day. 

Den Overshoot Day hat Luxemburg laut der Denkfabrik Global Footprint Network (GFN) dieses Jahr am 14. Februar erreicht und liegt damit weltweit an zweiter Stelle. Luxemburg gehört damit zu den Spitzenreitern in Sachen Ressourcenverbrauch. Das kann nicht so weitergehen, meint der Nachhaltigkeitsrat und appelliert an die Entscheidungsträger und das Volk, das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell grundlegend zu verändern. 

Momentan wird der ökologische Fußabdruck nur als Bashing-Instrument eingesetzt, um zu zeigen, wie schlecht Luxemburg da steht.

Romain Poulles, Präsident des Nachhaltigkeitsrats

Fußabdruck verständlicher und transparenter machen

Weil der vom Global Footprint Network ermittelte ökologische Fußabdruck dem Nachhaltigkeitsrat zu global und auch etwas zu abstrakt ist, hat das Gremium das „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) beauftragt, einen differenzierteren ökologischen Fußabdruck zu ermitteln, „der die Besonderheiten des Landes besser widerspiegelt, die wichtigsten Handlungshebel aufzeigt und die Bemühungen um eine systematische Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks lenken soll“. 

Anders als das herkömmliche GFP-Modell, das auf UN-Daten basiert, basiere das Modell des LIST mehr auf lokalen Daten, erklärte der Präsident des Nachhaltigkeitsrats, Romain Poulles, am Mittwoch auf LW-Nachfrage. Ziel sei es gewesen, den ökologischen Fußabdruck transparenter und verständlicher zu machen, „damit er glaubwürdig wird und als Steuerungsinstrument eingesetzt werden kann. Momentan wird er nur als Bashing-Instrument eingesetzt, um zu zeigen, wie schlecht Luxemburg da steht“.

Tanktourismus verbraucht 1,63 Erden

Das LIST hat sieben Konsumbereiche definiert - eine Art rote Liste mit Aktivitäten, die die Erde am meisten belasten. Ganz oben mit einem Verbrauch von 1,63 Erden steht der Tanktourismus, gefolgt von den Kategorien Ernährung (1,3 Erden), Industrieprodukte (1,09 Erden), privater Energieverbrauch (0,85 Erden), Bau (0,78 Erden), Energieverbrauch im Dienstleistungssektor (0,66 Erden) und Luftfracht (0,49 Erden). 


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Für jeden Bereich hat der CSDD Vorschläge entwickelt, was die Politik, die Produzenten und die Verbraucher tun können, um den Verbrauch zu reduzieren. Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu sein. Ausgenommen sind die Bereiche Bau, Industrieprodukte und Ernährung. Hier soll der Verbrauch bis 2050 auf 0,3 bzw. 0,2 und 0,5 Erden heruntergefahren werden.  

Das bedeutet nicht, dass alle Veganer werden müssen, aber wir müssen den Fleischkonsum herunterschrauben.

Romain Poulles

Verbraucher spielt eine wichtige Rolle

Das LIST hat zudem die wichtigsten Unterbereiche des privaten Konsums konkret beziffert. Besonders ressourcenintensiv ist die Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs (0,66 Erden), aber auch beim Heizen (0,42 Erden), der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln (0,37 Erden) und dem Sprit fürs Auto (0,21 Erden) gibt es Einsparpotenzial. Die Verbraucher spielen Romain Poulles zufolge eine wichtige Rolle. Ansetzen müsse man besonders beim Fleischkonsum. „Das bedeutet nicht, dass alle Veganer werden müssen, aber wir müssen den Fleischkonsum herunterschrauben“, so Poulles. Auch müsse mehr lokal, regional und saisonal konsumiert, weniger verpackt und weggeworfen werden. 

Eine große Wirkung hätte Poulles zufolge auch der Wandel hin zu weniger kaufen, dafür mehr tauschen, teilen und reparieren. „Die Politik ist gefordert, den passenden Rahmen zu setzen, die Unternehmen müssen neue Modelle anbieten und der Konsument muss diese dann auch annehmen.“ Des Weiteren müsse die Politik die energetische Sanierung von privaten Immobilien noch stärker fördern und energieintensive Unternehmen beim Transformationsprozess unterstützen. 


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Mit ihrer kürzlich ins Leben gerufenen Initiative „One Planet Luxembourg“ möchte der Nachhaltigkeitsrat den Druck auf die Politik erhöhen. Das Manifest „Eng Äerd, eng Politik, eng Gesellschaft“ enthält konkrete Forderungen und kann auf der Internetseite www.oneplanetluxembourg.lu abgerufen und unterschrieben werden.

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