Luxemburg am Pranger
Luxemburg am Pranger
(ml/vb) - Neue Enthüllungen treffen Luxemburg mitten ins Herz. Rund 28.000 bisher streng geheim gehaltene Dokumente belasten das Großherzogtum. Der Vorwurf: Multinationale Konzerne sollen über Jahre hinweg mit Hilfe Luxemburgs, Steuern in Milliardenhöhe vermieden haben. Das berichten mehr als 80 Journalisten aus 26 Ländern nach sechs Monate langen Recherchen.
Die brisanten Dokumente wurden vom amerikanischen Konsortium für Investigativjournalismus veröffentlicht. Zu den Medien, die an den Recherchen beteiligt waren, gehören unter anderem die "Süddeutsche Zeitung", "Le Monde" und "The Guardian". Insgesamt waren 40 Medienhäuser in das Rechercheprojekt eingebunden.
Aus dem Datenleak geht hervor, dass die luxemburgischen Behörden komplizierte Finanzstrukturen genehmigt haben sollen. Die spitzfindigen Konzepte wurden im Auftrag der Firmen vom BeratungsunternehmenPricewaterhouse-Coopers (PwC) ausgearbeitet. Einige Konzerne sollen auf diese Art und Weise auf Gewinne weniger als ein Prozent Steuern gezahlt haben. Laut der Recherche sollen Luxemburger Behörden den Unternehmen die Sparmodelle vorgeschlagen und ihnen bei der Umsetzung geholfen haben.
Erstmals kamen bei der Recherche die so genannten "Comfort Letters" zutage, die die Luxemburger Behörden mit den einzelnen Unternehmen abgeschlossen haben. In diesen Sonderregelungen wird das Steuersparmodell genau erklärt. So rechneten die Firmen ihre Gewinne klein, indem europäische Tochtergesellschaften Zinsen oder firmeneigene Patentgebühren an die Luxemburger Niederlassung zahlten. In Luxemburg wurden diese Gelder dann nur minimal besteuert.
Die Liste der Konzerne, die sich an diesem Steueroptimierungsmodell beteiligt haben ist lang: Unter anderem sollen Pepsi, E.ON, Procter & Gamble und die Deutsche Bank davon profitiert haben. Die Spur führt auch zu Firmen wie Amazon und Ikea. Beide Konzerne wurden bereits zuvor wegen dubiosen Steuerpraktiken kritisiert. Insgesamt hätten 340 internationale Konzerne die Steuersparmodelle genutzt.
"Luxemburg ist keine Steueroase"
Premierminister Xavier Bettel ist der Ansicht, dass das Großherzogtum sich nichts vorzuwerfen hat. "Was Luxemburg gemacht hat, war okay", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Sein Land sei keine Steueroase. "Ich kann aber die Steuern nicht erhöhen, nur weil es dann meinen verschuldeten Nachbarländern besser geht", so Bettel.
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