Luxemburg: 3.200 Betriebe beantragen Kurzarbeit wegen Corona
Luxemburg: 3.200 Betriebe beantragen Kurzarbeit wegen Corona
Der Arbeitsminister, Dan Kersch (LSAP), und der Minister für soziale Sicherheit, Romain Schneider (LSAP), haben am Donnerstag die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf den Arbeitsmarkt erläutert.
Auch wenn Dan Kersch während der Pressekonferenz anerkennt, dass wegen der Corona-Pandemie "die allererste Priorität bei der Gesundheit der Menschen liegt", so handelt die Regierung in Voraussicht, "damit aus der Gesundheitskrise keine Sozialkrise entsteht."
Um der durch die Betriebsschließungen und wirtschaftlichen Stillstand aufkommenden Rezession entgegenzutreten, hat die Regierung zwei Prioritäten definiert. Die größte Wichtigkeit gilt der Erhaltung der Arbeitsplätze: "Bereits bestehende Arbeitsplätze müssen trotz der Krise abgesichert sein", so Kersch.
Die Betriebe sollen schnellstmöglich finanzielle Hilfen erhalten, um überleben zu können. "Dies hängt aber stark mit dem Faktor Zeit zusammen, die Unternehmen müssen schnell Hilfe bekommen", sagte Kersch. Um dies zu ermöglichen wurde die Bürokratie vereinfacht. "Aber auch die Arbeitnehmer müssen jeden Monat ihr Gehalt bekommen, nur so lassen sich die sozialen Auswirkungen der Krise so niedrig wie möglich halten", so Kersch.
Bisheriger Stand
"3200 Luxemburger Betriebe haben bisher wegen der Corona-Krise Kurzarbeit angefragt", sagte der Arbeitsminister während der Pressekonferenz. Zudem besteht die Möglichkeit, Kurzarbeit rückwirkend ab dem 16. März zu beantragen.
Dabei solle man nicht vergessen, fügte Dan Kersch an, dass "wir an alle Angestellten denken müssen, die nur 80 Prozent ihres Grundgehalts erhalten werden. Einige Unternehmen werden den Unterschied bezahlen können, aber nicht alle werden dazu in der Lage sein." Den Unternehmen werden vereinfachte Formulare für die Kurzarbeit zur Verfügung gestellt und Kurzarbeit soll in jedem Sektor angefragt werden können.
So sollen die Betriebe nicht mit den bestehenden Formularen die Kurzarbeit anmelden, sondern noch zwei Tage warten, da ein neues Digitalsystem eingeführt werden wird. Es ist jedoch klar für Minister Kersch, dass das vorgesehene Budget von 11 Millionen Euro für 2020, um die Kurzarbeit zu finanzieren, gesprengt werden wird.
So seien allein durch die Schließung der Baubranche in Luxemburg 45.000 Menschen betroffen, was den Staat 150 Millionen Euro kosten wird. Der Arbeitsminister appellierte auch an die Bevölkerung: "Alle diese Maßnahmen, die im Rahmen der Corona-Krise getroffen werden müssen, werden uns viel Geld kosten. Daher bitte ich sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen darum, nur das anzufragen, was man auch wirklich braucht."
Auch die Regeln für die Telearbeit werden vorübergehend gelockert. Die 25 Prozent-Regelung, die hauptsächlich die französischen Grenzgänger betrifft, ist temporär außer Kraft gesetzt, sagte Romain Schneider. Schneider nutzte sein Amt als Landwirtschaftsminister, um über die Versorgung Luxemburgs mit Nahrungsmitteln zu sprechen. Die Risiken einer Verknappung für die kommenden Monate hat er beiseite geschoben.
Congé pour raisons familiales
Romain Schneider kam während der Pressekonferenz auf den Urlaub wegen familiären Gründen zurück. Seit Beginn der Coronavirus-Krise gingen insgesamt 15000 Anträge ein. Der Minister für soziale Sicherheit erinnerte daran, dass diese Freistellung nicht mit anderen Regelungen wie Kurzarbeit und Telearbeit kombiniert werden kann. Wie Minister Schneider betonte, "der Urlaub steht in direktem Zusammenhang mit der Schließung von Kinderkrippen und Schulen". Damit kann dieser Urlaub beantragt werden, bis die Schulen wieder öffnen.
Koordination auf EU-Ebene
Bei all den letzten Pressekonferenzen der Regierung, kommt das Thema der Grenzen immer wieder auf. Dementsprechend hat Dan Kersch in einer EU-Videokonferenz, in der auch Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis teilgenommen hat, über die besondere Situation Luxemburgs hervorgehoben.
"Wir müssen untereinander Solidarität zeigen", so der Arbeitsminister. Durch Luxemburgs Abhängigkeit von Pendlern aus der Großregion würde im Großherzogtum vor allem das Gesundheitssystem durch zusätzliche Grenzschließungen belastet werden. "Wir brauchen die europäische Solidarität mehr denn je, um die Grenzen nicht zu schließen", sagte Kersch auf der Pressekonferenz. Von den anderen europäischen Ministern habe Kersch jedoch während der Diskussionen, die per Videokonferenz geführt wurden, Garantien erhalten, dass die Grenzen nicht geschlossen werden.
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