LNS: Pathologie und Genetik brauchen mehr Mittel
LNS: Pathologie und Genetik brauchen mehr Mittel
Das Laboratoire national de santé (LNS) wird auch in den nächsten vier Jahren seine beiden Diagnostikzentren weiter betreiben können. Die hierzu notwendigen Genehmigungen für das National Center of Pathology (NCP) und das National Center of Genetics (NCG) wurden kürzlich auf einstimmige Empfehlung der Commission Permanente pour le Secteur Hospitalier (CPH) vom Gesundheitsministerium erteilt.
Zwei Jahre sind sie schon anerkannt und laufen seither über das CNS-Budget, zwei Jahre Erfolgsgeschichte - über Mangel an Arbeit können sie sich nicht beklagen. Ganz im Gegenteil. Mit zu wenig Personal werden ständig steigende Fallzahlen und immer mehr Aufgaben übernommen: im internationalen Vergleich mit der Hälfte der erforderlichen Pathologen und Genetiker.
Mehr Personal, bessere IT
Am Montag zog LNS-Direktor Prof. Friedrich Mühlschlegel mit den beiden Abteilungleitern Prof. Michel Mittelbronn für die Pathologie und Dr. Barbara Klink für die Genetik Bilanz und blickte in die Zukunft: Personalrekrutierung und eine stärkere Informationstechnik stehen auf der Wunschliste.
16 Pathologen arbeiten unter Mittelbronn, die sich alle auf ein Fachgebiet subspezialisiert haben, wie Brust-, Leber-, Haut oder Knochengewebe. Zwischen 30 und 40 müssten es sein, möchte man alle Aufgaben mit der angestrebten Exzellenz erledigen: sechs Pathologen auf 100.000 Versicherte - 850 000 hat die CNS mit den Grenzgängern - rechnet man international.
Immer mehr Aufgaben
Denn zu den Aufgaben gehören heute nicht mehr nur eine Diagnose einer Gewebeprobe in unter fünf Tagen, sondern auch Tele-Diagnosen von Schnellschnitten, während der Patient noch im OP-Saal liegt und die Teilnahme des Pathologen an Fallbesprechungen. Tumorboards nennt man diese multidsiziplinär besetzten Teams, die die bestmögliche Behandlung für einen Patienten gemeinsam erstellen. Von Ausbildung, Forschung und Lehre ganz zu schweigen.
Es ist beeindruckend, was von so einem kleinen Team geleistet wird.
Prof. Friedrich Mühlschlegel
"Im Jahr 2016 wurden noch 40 Prozent der pathologischen Untersuchungen ins Ausland verschickt, seit 2018 sind es keine mehr", sagte Mühlschlegel und verwies auch auf die steigenden Fallzahlen: 2015 untersuchte man 130.000 Proben, 192.000 waren es 2019. "Es ist beeindruckend, was von so einem kleinen Team geleistet wird", lobte Mühlschlegel sein Personal. "Eine performante IT wäre hilfreich, sie ist im Moment ein limitierender Faktor."
Nicht immer Zeit für Tumorboards
"Mit 16 Pathologen können wir aber nicht immer bei den Tumorboards präsent sein, obwohl nachweislich das Outcome bei Patienten, deren Fall multidisziplinär besprochen wurde, besser ist. Wir brauchen mehr Personal", bedauerte denn auch NCP-Leiter Mittelbronn.
Wir bräuchten ein nationales IT-Netz, das ist ein ganz wichtiger Punkt für die Zukunft.
Prof. Michel Mittelbronn
Er weist auch auf den Mangel an Daten und Vernetzung hin. "Wir bräuchten ein nationales IT-Netz, das ist ein ganz wichtiger Punkt für die Zukunft. Wir haben keinen Zugriff auf Patientendaten, dabei ist für uns wichtig, auch einmal ein Röntgenbild anschauen zu können."
DSP nicht hilfreich
Denn im Sinne einer klinischen Spitzendiagnostik sei angestrebt, den ganzen Patienten zu behandeln. "Dafür müssen wir aber auch wissen, was der Patient schon durchgemacht hat. Wir arbeiten deswegen eng mit den Kliniken zusammen", erklärt Mittelbronn, der das DSP (Dossier de Soins Partagé) der Agence E-Santé für nicht hilfreich hält.
"Es ist eine sehr gute Idee, aber der Patient hat die Möglichkeit des Opt-out, er kann aussteigen", erklärt Mittelbronn. "Wer in Luxemburg eine bessere Behandlung haben will, muss aber auch seine Daten zur Verfügung stellen." Mittelbronn vermisst hier eine übergeordnete Vision, die nachhaltig ist und einen unverzüglichen Zugriff zulässt.
Starke Entwicklung bei der Genetik
Auch die Genetik hat sich seit 2018 stark entwickelt, wobei die Arbeitsbelastung 2019 das Dreifache und 2020 das Vierfache ausmachte. So wurden unter anderem die nicht invasiven vorgeburtlichen Tests eingeführt, wo anhand einer einfachen Blutprobe der Mutter zahlreiche genetische Anomalien nachgewiesen werden können.
Personell stiegen die Genetiker von 1,3 Personen auf sechs. Mindestens zwei auf 100.000 Einwohner müssten es sein. "Die Genetik wird eine immer größere Rolle spielen, vor allem bei den Neugeborenen", prophezeite Mühlschlegel.
Genetische Diagnostik und Beratung
Das LNS deckt mittlerweile in der Diagnostik von erblichen genetischen Krankheiten vor und nach der Geburt das ganze Spektrum ab. "Die Zusammenarbeit mit den Pathologen erlaubt uns eine exzellente klinische und genetische Tumordiagnostik", betonte NCG-Chefin Klink. "Wir bieten auch genetische Beratung von Familien, Paaren mit Kinderwunsch oder Schwangeren an und arbeiten eng bei Fallbesprechungen, vor allem von seltenen Krankheiten mit Ärzten und Krankenhäusern zusammen."
Künftig sieht sie weitere Aufgaben in der Rekrutierung und Ausbildung von Fachärzten sowie in der Forschung. Klink möchte vor allem die Sequenzierungskapazitäten von DNS ausbauen. "Wir wollen ganze Genome seqiuenzieren, das ist bislang noch nicht möglich."
Auch Mittelbronn zeigte sich überzeugt, dass das LNS angesichts der geplanten Medizinerausbildung an der Uni.lu eine Spitzenausbildung von Ärzten gewährleisten kann. "Unsere Ausstattung ist exzellent."
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