Lenert: Die sechs Phasen der Impfkampagne
Lenert: Die sechs Phasen der Impfkampagne
Mit gleich zwei Strategien wartete Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Montag auf: Der Prävention und dem Kampf gegen die Covid-19-Pandemie sowie die weiteren Impfphasen. Nachdem sie einen Rückblick auf die Entwicklung und den Stand der Infektionen gemacht hatte, blickte sie in die Zukunft der Impfkampagne. Da warten allerdings noch einige Probleme.
In den weiteren Phasen werden nun die Vulnerablen geimpft - gestaffelt nach Altersgruppen und nach gesundheitlichen Problemen. Angefangen in der zweiten Phase mit den über 75-jährigen und den Erwachsenen mit Trisomie 21, den Organtransplantierten, operierten Personen, die unter Immunsuppression stehen oder eine der seltenen Krankheiten mit einer Immunschwäche haben sowie den Patienten in einer Krebsbehandlung.
Verschiedene Krankheitsstufen
Diese Phase beginnt, wenn die erste abgeschlossen ist - laut Lenert voraussichtlich Anfang März. In der dritten Phase kommen dann die 70- bis 74-Jährigen an die Reihe sowie Patienten mit einer Immunschwäche, mit chronischen Lungenkrankheiten, wie schwerem Asthma, mit schweren Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen, mit Demenz sowie mit morbider Fettleibigkeit.
Die vierte Phase betrifft die Alterkategorie 65 bis 69 Jahre, immer angefangen mit den Ältesten und Patienten mit Diabetis sowie kardio-neuro-vaskulären Komplikationen, Patienten mit Bluthochdruck und einem bereits erfolgtem Schlaganfall sowie Patienten mit einer neuromuskulären Erkrankung sowie klinischen Auswirkungen.
Zahl der vulnerablen Patienten schwer zu schätzen
Die Personen zwischen 55 und 64 sowie die mit Diabetis, Bluthochdruck und Fettleibigkeit (BMI von 30 bis 40) kommen in der fünften Phase in Frage, während in der sechsten alle übrigen zwischen 16 und 54 Jahren geimpft werden. Hier werden diejenigen, die in einer sozio-ökonomischen Vulnerabilität leben vorgezogen: Arme, die in Gemeinschaftsunterkünften leben. Berufsgruppen wie Lehrpersonen beispielsweise sollen nicht vorgezogen werden.
Während die Personen, die in die jeweils betroffene Altersgruppe gehören eine offizielle Einladung erhalten werden, laufen derzeit noch die Gespräche mit der Ärzteschaft, wie und nach welchen Kriterien die Zertifikate der Vulnerabilität für die Personen ausgestellt werden sollen, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben.
Wie viele Personen pro Phase betroffen sind, konnte am Montag nicht mitgeteilt werden. Wo die Impfungen stattfinden werden, auch nicht: „Inwieweit wir dezentral außerhalb der Impfzentren spritzen können, hängt vom Typ des Impfstoffs ab - welche Bedingungen er braucht. Wir müssen mit den Krankenhäusern noch diskutieren, ob auch sie vakzinieren könnten.“
Nicht direkt zum Arzt laufen!
Man soll als Patient, der zu einer der Vulnerabilitätskategorien gehört auf alle Fälle weitere Informationen abwarten und sich nicht schon direkt an seinen Hausarzt wenden, hieß es von Seiten des Gesundheitsdirektors Jean-Claude Schmit. Die Vulnerabilitätskategorien wurden auf Empfehlung vom Conseil supérieur des maladies infectieuses (CSMI) festgelegt.
Bislang liegt die Impfbeteiligung bei den Personen in den Alten- und Pflegeheimen bei 86 Prozent, bei den Personen, die in das Impfzentrum eingeladen wurden bei 48,1 Prozent für die erste Impfung und 43,3 Prozent für die zweite. Wer nicht direkt der Impfeinladung gefolgt ist, erhält noch eine zweite Chance und muss ich dann an die normale Reihenfolge halten.
Zweite Welle besser eingedämmt als in Nachbarländern
„Die zweite große Welle konnte relativ gut eingedämmt werden, es bleiben aber noch immer Unsicherheiten, vor allem zu den neuen Varianten und es sterben weiterhin Menschen“, stellte Lenert fest. Man sollte auch das Phänomen der Pandemiemüdigleit nicht unterschätzen und müsse weiterhin daran arbeiten, dass die Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden.
Die Neuinfektionen halten sich derzeit auf einem Niveau von 160 pro Tag, bei der Positivitätsrate, vor allem der von unter fünf bei den Tests auf Verschreibung, sowie den Patienten in Intensivversorgung stehe man verglichen mit den Nachbarländern gut da. „Sorge bereitet uns die Reproduktionsrate, die bei über eins liegt und sich gerade wieder beschleunigt.“
Sorge bereitet uns die Reproduktionsrate, die bei über eins liegt und sich gerade wieder beschleunigt.
Paulette Lenert
Präventionsstrategie bleibt unverändert
An der Strategie zu informieren, zu prävenieren mit den Schutzmaßnahmen, zu testen und zu tracen, die Gesundheits- und Pflegestrukturen zu begleiten und neuerdings zu impfen wird nun festgehalten. Es werden in Pilotprojekten auch neue Schnelltests wie beispielsweise der Speicheltest parallel zu den PCR-Tests ausprobiert, bevor sie in den Umlauf kommen.
Gut aufgestellt ist man auch bei der Virusuntersuchung: Mit der im Staatslabor durchgeführten Sequenzierung des Virus von jeder zehnten Infektion, um neue Virusvarianten aufzuspüren liegt Luxemburg in der EU an zweiter Stelle und weltweit an neunter Stelle. Bewährt hätten sich auch die Centres de consultation auf dem Kirchberg und in Esch/Alzette, die weiterhin zur Entlastung der Spitäler und der Arztpraxen beitragen.
Dritte Phase des Large Scale Testing
Das Large Scale Testing (LST), das im Prinzip am 24. März ausläuft, soll derweil in eine dritte Phase gehen, entschied der Regierungsrat am vergangenen Freitag. Dann sollen die mobilen Test-Mannschaften verstärkt werden, um sich auf die Alters- und Pflegheime sowie die Strukturen für andere vulnerable Personen zu konzentrieren. Auch an den Schulen soll dann öfters getestet werden.
Damit wird nicht zuletzt die Effizienz der Impfkampagne kontrolliert: Es soll herausgefunden werden, inwieweit die geimpften Personen noch infiziert sein und so das Virus weitergeben können. Klarheit besteht darüber noch nicht. Das LST soll zudem dazu beitragen, neue Varianten im Auge zu behalten.
Die dritte LST-Phase soll spätestens am 15. März beginnen und bis zum 15. Juli laufen, könnte aber auch bis zum 15. September verlängert werden, wenn die epidemiologische Lage es erfordert und noch keine Herdenimmunität erreicht ist. In sechs Zentren zur Blutentnahme soll auch gezielt die Immunität in der Bevölkerung überprüft werden.
Immunität bei sieben Prozent der Bevölkerung
Derzeit weisen sieben Prozent Antikörper gegen Covid-19 auf. Die Gesamtkosten für maximal 53.000 PCR-Tests und 1.000 serologische Tests auf Antikörper pro Woche belaufen sich auf 42,83 Millionen Euro bis Mitte Juli. Zwischen dem 16. September und dem 16. Januar konnten mit dem LST 9.211 positive und asymptomatische Fälle detektiert und deren Infektionskette unterbrochen werden.
Da mittlerweile jeder Flugpassagier, der sich nach Luxemburg begibt, einen negativen Covid-Test vor dem Einstieg vorweisen muss, der nicht älter als 72 Stunden ist, ist die Teststation am Findel nun geschlossen. Diese Testkapazitäten sollen nun in die Altersheime verlegt werden.
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