Konzept für Umweltklinik im CHEM in Ausarbeitung
Konzept für Umweltklinik im CHEM in Ausarbeitung
Eigentlich ist es heute unumstritten, dass die Problematik der Umwelteinflüsse auf die Gesundheit sehr breit gefächert ist. Es gibt klare Quellen für Krankheiten, wie Dioxin für die Sevesokrankheit, es gibt aber auch versteckte Substanzen im Alltag, die immer mehr Menschen krank machen.
Solche Umweltgifte können eine Rolle als Ko-Faktor für Krebs, für Lungenerkrankungen, Herz- und Kreislaufprobleme, Allergien und viele anderen Krankheitsbildern spielen. 70 bis 80 Prozent der Patienten in umweltmedizinischen Praxen sind in Kontakt mit Innenraum-Schad- und Reizstoffen. Dazu gehören chemische Substanzen, physikalische Einflüsse, wie Lärm und elektromagnetische Strahlen und biologische Faktoren, wie Schimmel.
Darauf machte Marc Hansen (Déi Gréng) aufmerksam, als er am Dienstag die Regierung zur Umweltmedizin interpellierte. Speziell zum Nationalen Service dafür mit „clean unit“-Zimmern, die in Niederkorn entstehen sollten, die aber nun auf eine ambulante Anlaufstelle für Patienten und Ärzte reduziert werden soll.
Dabei habe Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) noch im März 2021 in Aussicht gestellt, dass das Projekt einer Umweltklinik zwar durch die Pandemie Verzögerung bekam, aber die ersten Patienten Ende 2023 in Niederkorn empfangen werden könnten.
Bislang Akzent auf Analysen gelegt
Hansen verwies darauf, dass im Laufe der vergangenen Jahre viele Analysemöglichkeiten eingerichtet wurden, wie die Umweltambulanz, die Privatwohnungen und Arbeitsplätze auf Schadstoffe untersucht. Deren Aktivität sei aber stark rückläufig. Und: „Der Akzent wurde auf die Analyse von Umweltgiften gelegt, aber die Diagnose und die Behandlung von Umweltkrankheiten wurde bislang wenig gefördert, obwohl fünf Prozent der Bevölkerung - 0,5 Prozent stark - betroffen sind.“
Die Grünen begrüßen nun allgemein das Konzept vom CHEM mit der Universität und dem Staatslabor, weil es sowohl die Sprechstunde für Patienten, die Ausbildung vom medizinischen und Pflegepersonal wie auch die Forschung miteinander verbindet und für die Umweltmedizin einen faktenbasierten Rahmen schafft.
Sie begrüßen laut Hansen auch, dass ab April im CHEM umweltmedizinische Sprechstunden von Spezialisten beginnen. Es sei aber nicht nachvollziehbar, wieso über drei Jahre nach der Auftragsvergabe an das CHEM nicht längst ein Konzept ausgearbeitet und die vorbereitenden Standortstudien abgeschlossen wurden.
„Sollte das CHEM sich aus dem Projekt zurückziehen wollen, muss schnellstmöglich an einer Umsetzung des alternativen Konzepts der HRS gearbeitet werden“, meinte Hansen. Er wollte auch wissen, wie es mit den Tarifen aussehe, damit nicht weiter eine Zwei-Klassen-Medizin besteht. „Die Umweltmedizin muss für jeden zugänglich sein, oft leben aber gerade die, die sie sich nicht leisten können, in einem Umfeld, in dem sie Umweltgiften ausgesetzt sind.“
Forderung nach Betten
Auch Carole Hartmann (DP) forderte: „Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir der Umweltmedizin auch einen Stellenwert geben - die derzeitigen Ressourcen reichen nicht.“ So sei die Umweltambulanz überlastet und personell unterbesetzt. Ziel müsse eine qualitativ hochwertige Medizin sein - auch für Umweltkrankheiten.
„Auch ein paar Betten müssen vorgesehen werden, eine clean unit frei von allen Schadstoffen ist wichtig“ erklärte sie. Diese könnten auch in einer kleinen externen Einheit außerhalb einer Klinik beheimatet sein. Es müssten zudem eine Ausbildung für Ärzte und Kurse an der Uni eingeführt werden, damit sich die Fachrichtung etablieren kann.
Auch Nathalie Oberweis (Déi Lénk) bekannte sich klar dazu, dass clean units-Zimmer gebraucht werden. Für sie war es „ein Skandal, dass eine einzige Person entscheiden kann, was mit einer Umweltklinik passiert“.
Lenert stellt sich vor Metz
Diese Kritik ließ Paulette Lenert nicht gelten. Die Umweltklinik sei „eine klare, große Priorität und ein persönliches Anliegen“. Als Gerüchte bezeichnete sie, dass weder CHEM-Generaldirektor René Metz noch Esch daran interessiert sein sollen. „René Metz hat sich ganz im Gegenteil stark damit auseinandergesetzt und er hat meine ganze Unterstützung.“
„Ich bin erstaunt zu hören, dass eine Person das Projekt stürzen soll. Der Nationale Service einer Umweltmedizin steht noch“, betonte sie. 2019 kam der Zuschlag für Esch, im Juli 2o21 wurde pandemiebedingt eine Fristverlängerung beantragt. „Die Pandemie musste bewältigt werden – sowohl im Ministerium wie auch in Esch.“
Das Koalitionsprogramm sei in keiner Hinsicht infrage gestellt: „Neben dem ambulanten Angebot wird auch ein stationäres aufgebaut. Ich habe es nicht so nicht verstanden, als wären die Betten vom Tisch.“ Das detaillierte Konzept dafür sei in Ausarbeitung und werde Mitte Mai vorgelegt.
Ich habe es nicht so nicht verstanden, als wären die Betten vom Tisch.
Paulette Lenert
Es beinhalte auch eine Grundausbildung an der Universität, um Exzellenz zu bieten. Und für die spätere Kostenberechnung werde nun der Typ des Patienten und die Etappen der Anamnese definiert und ein Behandlungsparcours erstellt. „Wenn das abgeschlossen ist, kann man das Ausmaß erfassen und dann sehen wir, welches Krankheitsbild und welcher Patient behandelt werden soll.“
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