Kompetenzzentren: SPEBS kritisiert Bildungsminister Meisch
Kompetenzzentren: SPEBS kritisiert Bildungsminister Meisch
Die Lehrer, Erzieher, Therapeuten, die in den nationalen Kompetenzzentren mit Kindern mit spezifischen Bedürfnissen arbeiten, sind in Sorge und sie sind sauer. Auf Bildungsminister Claude Meisch. Der Grund: Sie müssen ein Sicherheitskonzept umsetzen, das es offensichtlich noch nicht gibt, und sie werden noch nicht in die Ausarbeitung des Konzeptes eingebunden. Das behauptet zumindest das Syndicat du personnel de l'Education nationale oeuvrant spécifiquement dans l'intérêt des élèves à besoins éducatifs spécifiques, kurz SPEBS/CGFP.
Die CGFP-Unterorganisation hatte sich bereits Ende April zu Wort gemeldet und darauf hingewiesen, dass die vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen - Mundschutz und Abstandsregel - bei Kindern mit Behinderungen schwer bis gar nicht umsetzbar seien. Atemschutzmasken seien problematisch, da beispielsweise schwerhörige Schüler zum Verständnis die Mundbewegungen ihrer Bezugspersonen sehen müssen.
In einem neuerlichen offenen Brief an den Bildungsminister beschwert sich die Gewerkschaft über die Ungleichbehandlung von Kindern in den Kompetenzzentren gegenüber Kindern in den Regelschulen. So dürften Kinder aus den Kompetenzzentren nicht in ihre Classe d'attache in der Regelschule, nach Schulschluss nicht in die Maison relais und zum Mittagessen nicht nach Hause. Anders als in den Regelschulen werde die Unterrichtszeit nicht angepasst und die Gruppen nicht verkleinert. Des Weiteren hätten die Kinder keine B-Wochen, also keine Möglichkeit, alle zwei Wochen von zu Hause aus zu lernen wie die Regelschüler.
Des Weiteren befürchtet die Gewerkschaft, dass die Kinder hauptsächlich an ihre Schulbank gebunden sein werden, weil "jegliche Art praktischen Unterrichts in Werkstätten, jegliche taktile Impulse, jede gemeinsame Arbeit an Material oder mit Material, jede körperliche Nähe zu den Schülern, jede Art sportlicher Betätigung, also wesentliche Aspekte der Arbeit bei EBS (Enfants à besoins spécifiques, Anm.d.Red.) in den Kompetenzzentren und in der Regelschule untersagt" seien. "Ihre Bewegungsfreiheit wird auf ein Minimum eingeschränkt, und das in den Kompetenzzentren an mehr als doppelt so vielen Stunden wie in der Regelschule". Das sei schulisch, physisch und emotional nicht förderlich für die Kinder, heißt es in dem Schreiben.
Eltern fragen: Warum wird unser Kind anders behandelt als seine Geschwister oder als die Nachbarkinder, die die Regelschule besuchen?
Das SPEBS ist auch verärgert, weil das Bildungsministerium Entscheidungen treffe, ohne sich mit den Fachkräften zu beraten. Anders als Eltern von Kindern aus der Regelschule, die zumindest halbwegs regelmäßig informiert würden, sei das bei Eltern von Kindern in den Kompetenzzentren nicht der Fall, so noch das SPEBS.
Bei vielen Eltern herrsche große Verunsicherung, Angst und Wut über den Mangel an Informationen. "Die immer wiederkehrende Frage an die Lehrer, Erzieher, Therapeuten und andere Mitarbeiter: Warum wird unser Kind anders behandelt als seine Geschwister oder als die Nachbarkinder, die die Regelschule besuchen? Wir müssen den Eltern antworten: Wir wissen es nicht! Und verstehen tun wir es auch nicht!", schreibt das SPEBS.
Die Gewerkschaft hätte sich einen Austausch auf Augenhöhe mit den Gewerkschaften und Personalvertretungen gewünscht. "Das hätte für Sicherheit und Entspannung bei allen Beteiligten sorgen können. Leider findet er nicht statt", so die Gewerkschaft.
Hier der offene Brief des SPEBS in voller Länge:
Anfang Mai hatte sich die Elternvertretung ALPEBS (Association luxembourgeoise de parents d'enfants à besoins spécifiques) in einem offenen Brief an den Bildungsminister gewandt. Sie vermissten bei seiner Pressekonferenz am 5. Mai konkrete Informationen über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs für Kinder mit spezifischen Bedürfnissen.
Die Eltern beschweren sich in dem Brief, ihre Kinder stünden an zweiter Stelle. Sie wünschen sich mehr Unterstützung und dass der Minister in seinen öffentlichen Stellungnahmen Kindern mit spezifischen Bedürfnissen einen größeren Stellenwert und eine größere Bedeutung einräumen möge.
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