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Kampf den Resistenzen
Politik 2 Min. 06.03.2018 Aus unserem online-Archiv

Kampf den Resistenzen

Kein Wundermittel: Bei Grippe und Erkältung helfen Antibiotika nicht.

Kampf den Resistenzen

Kein Wundermittel: Bei Grippe und Erkältung helfen Antibiotika nicht.
Foto: Shutterstock
Politik 2 Min. 06.03.2018 Aus unserem online-Archiv

Kampf den Resistenzen

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Die Resistenz gegen Antibiotika ist eine der größten Gesundheitsgefahren weltweit. Sie kostet auch in der EU jedes Jahr Leben: 25.000 Menschen sterben an multiresistenten Keimen. Am Dienstag wurde Luxemburgs erster Antibiotika-Plan für die nächsten fünf Jahre vorgestellt.

25.000 Menschen sterben jedes Jahr in der EU an einer Infektion von multiresistenten Bakterien, gegen die die herkömmlichen Antibiotika nicht mehr wirken. "Wir sind in einer Notsituation", sagte  Gesundheitsministerin Lydia Mutsch (LSAP). "Antibiotika waren eine medizinische Revolution, wenn wir die Antibiotika-Resistenzen nicht in den Griff bekommen, erleben wir einen ganz herben Rückschlag, der vor allem Menschen nach Organtransplantationen, Krebskranke oder Intensivpatienten trifft."

Schuld ist schlicht der falsche Gebrauch dieser Medikamente, die nur bei schweren bakteriellen Infektionen und nicht bei viralen wirken. Patienten meinen aber oft, dass nur Antibiotika schnelle Hilfe bei Erkrankungen aller Art mit sich bringen. Und auch in der Landwirtschaft und Tiermedizin werden sie teils unnötig verwendet. Nicht umsonst stellte Mutsch den nationalen Plan gemeinsam mit ihrem Kollegen Fernand Etgen (DP), Minister  für Landwirtschaft und Konsumentenschutz vor.

Gemeinsamer Ansatz in Human- und Tiermedizin

Gemeinsam ist auch das richtige Stichwort. Wenn langfristig die Resistenzen sinken sollen, müssen sich alle betroffenen Sektoren beteiligen, wurde am Dienstag betont: Die Human- und die Tiermedizin, die Landwirtschaft, der Umweltsektor, die Konsumenten und die Forschung. "Der Grundsatz, Prävention ist besser als heilen müssen gilt auch in der Tiermedizin", sagte Etgen. "Der Behandlung muss  immer eine korrekte Diagnose vorausgehen."


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Human- und Tiermedizin müssten hier eng zusammenarbeiten und ihre Verantwortung übernehmen, meinte der Minister. Dem Einsatz von Antibiotika könne man schon mit einer angepassten Stallhaltung und Fütterung entgegenwirken. Entsprechend würden nun Fortbildungen für Tierärzte und Landwirte angeboten - auch wenn sich der Gebrauch von Antibiotika in Luxemburgs Landwirtschaft eher in Grenzen hält.  

Erfolge in den letzten Jahren: Zehn Prozent weniger Antibiotika-Konsum

In der Humanmedizin sind zwar schon Erfolge zu verzeichnen, da in Luxemburg ja schon länger für das Problem sensibilisiert wird. So ging in den letzten zwei Jahren die ambulante Behandlung mit Antibiotika um sieben Prozent zurück und sank auch spürbar in den Krankenhäusern. Mit deutlichen zehn Prozent an Reduktion machte sich die Öffentlichkeitsarbeit beim Verschreiben und dem Konsum dieser Art Medikamenten in den Jahren 2014 bis 2016 bemerkbar.

Luxemburg ist aber nicht gerade der EU-Musterschüler: Wir belegen den siebten Platz unter 30 Ländern Europas beim Konsum von Antibiotika. "Das erklärt, warum der vorsichtige Gebrauch von Antibiotika, die strikte Umsetzung der Kontroll- und Präventionsprogramme von Infektionen sowie die strikte Anwendung der klassischen Hygieneregeln so wichtig sind", sagte Mutsch.

Register und Analysen der Veterinärverwaltung

In der Tiermedizin arbeitet die Veterinärinspektion  an einer Datenbank für den Gebrauch von Antibiotika bei Zuchttieren und es werden systematisch Analysen zu Antibiotika-Rückständen und resistenten Keimen bei Tieren sowie in tierischen Nahrungsmitteln durchgeführt.


ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Teresa Nauber vom 31. Januar 2018: Neben Medikamenten gehört in die Hausapotheke auch eine Schere, Pflaster und Verbandmaterial. (Archivbild vom 23.01.2018/Nur zur redaktionellen Verwendung durch Themendienst-Bezieher.) Foto: Robert Günther/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Für alle Fälle gerüstet
Schmerzmittel haben die meisten im Haushalt herumliegen. In eine Hausapotheke gehört aber noch viel mehr, vom Verbandsmaterial bis zur Notfalltelefonnummer. Und auch sonst gibt es einiges zu beachten: Ins Bad gehört die Hausapotheke zum Beispiel nicht.

Etgen erklärte: "Die Tierärzte sind verpflichtet, ein Medikamentenregister für jeden einzelnen Betrieb zu führen." Es sei seit 2006 zudem in der EU verboten, Antibiotika als Wachstumsfaktoren in der Tiernahrung zu verabreichen - ganz im Gegensatz zu den USA, wo es heute noch möglich ist.

Der Nationale Antibiotika-Plan beruht auf fünf Achsen: Gouvernance, Prävention, Erziehung und Kommunikation, Behandlung und Diagnostik sowie Überwachung und Forschung. 


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