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Jeder Fünfte von Armut bedroht
Politik 2 Min. 15.10.2015 Aus unserem online-Archiv
Statec stellt Sozialbericht 2015 vor

Jeder Fünfte von Armut bedroht

Politik 2 Min. 15.10.2015 Aus unserem online-Archiv
Statec stellt Sozialbericht 2015 vor

Jeder Fünfte von Armut bedroht

Luxemburg zählt zu den reichsten und wirtschaftlich erfolgreichsten EU-Staaten. Dennoch ist jeder fünfte Bürger von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Am stärksten betroffen sind ausländische Haushalte, Menschen mit geringer Bildung und Arbeitslose. Am Donnerstag stellte das Statec seinen neuesten "Rapport travail et cohésion sociale" vor.

(mig) - Luxemburg geht es wirtschaftlich gut. Seit Jahren steigt die Beschäftigung unaufhaltsam an, seit 2000 um 53 Prozent (Eurozone: 6,8 Prozent). Selbst während der Krise wurden in Luxemburg neue Arbeitsplätze geschaffen, mehr als in jedem anderen EU-Land. Seit 2009 ist die Beschäftigung hierzulande immerhin um 16 Prozent gestiegen. Über die Jahre hat die Beschäftigungsquote der Grenzgänger stark zugenommen, seit 2008 aber liegt sie unverändert bei 42 Prozent.

Zu den dynamischsten Branchen zählen der wissenschaftliche und technische Sektor, das Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der öffentliche Dienst. Zu den weniger dynamischen Bereichen zählen die Industrie, der Bau- und Transportsektor sowie die Finanz- und Versicherungsbranche und der Handel.

Immer mehr Frauen berufstätig

2014 lag die Beschäftigungsquote bei der Luxemburger Bevölkerung bei 72,1 Prozent. 2000 lag sie noch bei 67,5 Prozent. Grund für den Zuwachs ist die steigende Anzahl an Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Von 2000 bis 2014 stieg die weibliche Beschäftigungsquote von 53,8 auf 65,5 Prozent. Bei den Männern ist die Quote von 80,8 (2000) auf 78,4 Prozent (2014) zurückgegangen.

Schwacher Anstieg der Kaufkraft

Seit 2000 sind die Gehälter (nominal) um 46 Prozent gestiegen, mehr als in jedem anderen EU-Land. Der Kaufkraft hat das nicht gedient, sie ist seit 2000 nur um acht Prozent gestiegen. Seit der Krise ist sie 2013 erstmals leicht gestiegen (+ 1,9 Prozent, 2014: + 1,2 Prozent).

Wer sind die Arbeitslosen?

Mit einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent (Berechnung der internationalen Arbeitsorganisation) steht Luxemburg im Vergleich zum europäischen Durchschnitt (10,4 Prozent) noch gut da und belegt den vierten Platz nach Deutschland, Österreich und Malta. Am meisten betroffen sind Menschen mit geringer Bildung - hier liegt die Quote nach internationaler Berechnung bei zehn Prozent - und Bürger aus Drittstaaten. 2014 war jeder fünfte Nicht-EU-Bürger in Luxemburg arbeitslos. 


Armutsrisiko unverändert hoch

In Luxemburg ist jeder fünfte Bürger (19 Prozent) laut europäischer Berechnung (Europa 2020) von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. 2003 lag die Quote noch bei 15,8 Prozent. Laut der europäischen Definition sind das Menschen, deren Einkommen inklusive Sozialtransfers weniger als 60 Prozent des medianen Einkommens (1.716 Euro) ausmachen, die sich grundlegende Dinge (Miete, Heizung, Auto usw.) nicht leisten können sowie Menschen unter 60 Jahre, die in Haushalten mit niedriger Beschäftigungsfrequenz leben.

Wer ist von Armut betroffen?

Die relative Armutsrisikoquote (hier zählt nur das verfügbare Einkommen) lag 2014 in Luxemburg bei 16,4 Prozent (2013: 15,9 Prozent). Ausschlaggebend sind die Nationalität, das Bildungsniveau und die wirtschaftliche Situation der Haushalte. Ausländer sind doppelt so häufig von Armut bedroht (22,2 Prozent) wie Luxemburger (9,1 Prozent). Bei Menschen mit geringer Bildung liegt die Quote bei 20,8 Prozent (mittleres Bildungsniveau: 10 Prozent, hohes Bildungsniveau: 6,1 Prozent).

Arbeitslosigkeit und niedrige Einkommen

Ein wichtiger Faktor ist die Arbeitslosigkeit. Jeder zweite Haushalt, in dem das Familienoberhaupt arbeitslos ist, ist armutsgefährdet. Doch auch Haushalte, in denen niemand arbeitslos ist, sind gefährdet. Das ist bei jedem zehnten Haushalt der Fall. 85 Prozent der armutsgefährdeten Haushalte verfügen über ein monatliches Einkommen zwischen 1.000 und 1.716 Euro, also unterhalb der Armutsgrenze.


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