Heimliches Treffen unter Freunden

Michèle GANTENBEIN

Anfang März trafen sich der luxemburgische Premier Xavier Bettel und sein belgischer Amtskollege Charles Michel mit Emmanuel Macron. Heimlich. Eingefädelt wurde das Treffen vom französischen Journalisten Stéphane Bern.

(mig) - Wenn führende Politiker sich treffen, dann sind Fotografen und Fernsehkameras meist willkommen, um das herzliche Händeschütteln und das freundschaftliche Schulterklopfen in Bild und Ton einzufangen.

Ganz anders bei dem Treffen, das laut der belgischen Zeitung "L'écho" Anfang März zwischen dem Luxemburger Premier Xavier Bettel, seinem belgischen Amtskollegen Charles Michel und dem französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron stattfand. "Einfädler"des Treffens und Gastgeber war kein anderer als der für seine guten Beziehungen zur europäischen "High Society" bekannte französische Journalist Stéphane Bern, der auch mit Xavier Bettel gut befreundet ist.

Dieses Treffen sollte geheim bleiben, ist es doch unüblich, dass führende ausländische Politiker sich im Vorfeld einer Wahl mit Kandidaten sehen lassen und somit den Eindruck erwecken, diese zu unterstützen und somit die Wahl beeinflussen zu wollen.

Das hielt die drei junge Politiker jedoch nicht davon ab, sich dennoch auf ein diskretes Treffen in der Pariser Wohnung des französischen Journalisten einzulassen. Doch wie kam es dazu?

Bern und Michel auf Bettels Hochzeit

Laut dem Zeitungsbericht haben Charles Michel und Stéphane Bern sich im Mai 2015 auf der Hochzeitsfeier von Xavier Bettel und Gauthier Destenay kennen und schätzen gelernt. Die neue Verbindung blieb auch über das kurzweilige freudige Ereignis hinaus bestehen.

Macron fast überfahren

Kurze Zeit später, im Sommer 2015, kam es zu einem ersten Aufeinandertreffen zwischen Stéphane Bern und dem damaligen sozialistischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Dieses war von den Umständen her weitaus weniger erfreulich, hätte Bern den Schützling Hollandes nach einem Mittagessen im Senat doch beinahe mit seinem Auto überfahren. Doch statt böser Worte wurden Nettigkeiten ausgetauscht und es entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Stéphane Bern und dem Ehepaar Macron.

Bern ist angetan von dem smarten Politiker und bemüht, den noch jungen und unerfahrenen Macron, der 2016 als Wirtschaftsminister zurücktritt, eine eigene politische Bewegung (En marche) gründet und Ende 2016 seine Präsidentschaftskandidatur bekannt gibt, zu internationalen Kontakten zu verhelfen.

Er vereinbart ein Treffen mit Xavier Bettel und Charles Michel, mit führenden Politikern also, die den 39-jährigen Senkrechtstarter unterstützen und ihm zu der notwendigen Glaubwürdigkeit verhelfen können, sollte er den ersten Wahlgang überstehen.

Beide Premiers lassen sich auf das Treffen ein, informieren aber vorab Präsident François Hollande, der beide am darauffolgenden Montag in den Elysée zu einem eineinhalbstündigen Gespräch "u. a. über den französischen Wahlkampf" einlädt.

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