"Gut, dass offener darüber geredet wird"
"Gut, dass offener darüber geredet wird"
Vergangene Woche veröffentlichte Ecpat Luxembourg, eine ONG, die sich im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern einbringt, den Aktivitätsbericht 2020, der ganz im Zeichen von zwei parallelen Phänomenen stand: Der Pandemie, die die Vulnerabilitäten verstärkte, aber auch eine bestimmte Öffnung beim offenen Ansprechen von sexueller Gewalt.
Überall auf der Welt habe die Prekarität der Vulnerabelsten zugenommen, wobei ökonomisch gesehen die verschiedenen Lockdowns vor allem die Frauen und Kinder zunehmend in Armut trieben, die Schwierigkeiten in der Gesundheitsversorgung zunächst die Ärmsten traf und in sozialer Hinsicht die Gewalt stieg, besonders die innerhalb der Familien.
Oftmals musste Ecpat erleben, dass die Präventions-, Schutz- und Rehabilitationsarbeit durch die Pandemie zunichtegemacht wurde. So wurde jungen Frauen geholfen, aus der Prostitution auszusteigen und sie wie in Nepal darin unterstützt, einen Verkaufsstand zu eröffnen. Und dann kam der strikte Lockdown und die Initiativen waren nichts mehr wert.
„Wir mussten diese Frauen dann wieder wirtschaftlich unterstützen, damit sie infolge fehlender Alternativen nicht wieder in die sexuelle Ausbeutung zurückfallen“, heißt es im Bericht. Diese Situationen traten vor allem in den asiatischen Ländern auf, wie Indien, Nepal und Kambodscha, die besonders von der Pandemie betroffen waren.
Es wird mehr darüber gesprochen
Als einen sehr positiven Effekt der Pandemie bezeichnet Ecpat aber das Phänomen, dass im vergangenen Jahr mehr über Gewalt und sexuelle Ausbeutung gesprochen wurde. Das sei ein Katalysator gewesen, zumal auch die Medien die Steigerung der mit der Pandemie verbundenen Gewalt aufgriffen.
Es sehe so aus, als sei eine weitere Etappe zurückgelegt worden, wenn es um das offene Ansprechen der sexuellen Gewalt geht, freut sich Ecpat. „Nur durch das Sichtbarmachen eines Problems kann man es auch lösen“, schreibt Ecpat. „Seit dem Beginn unserer Aktivitäten haben wir daran gearbeitet, das Tabu, das diese Gewaltarten umgibt zu brechen.“
Nun beobachte man eine Anerkennung des Rechts der Opfer, darüber zu sprechen, diese Verbrechen anzuzeigen, Entschädigung zu verlangen und das Recht auf Reha und Wiedereingliederung einzufordern. Die sexuelle Gewalt ist ein transversales Thema geworden, das man auf der politischen Tagesordnung zahlreicher Länder findet und besonders in Luxemburg.
Ecpat hat im vergangenen Oktober ein nationales Projekt in Nepal angestoßen, mit dem die Regierung den Schutz von Kindern in Betreuungsstrukturen durch Prozeduren und Maßnahmen verstärkt. In Luxemburg macht man dieselbe Arbeit nun im Bereich der Sportstrukturen.
Die neuen Gefahren im Internet
Wichtig ist die Arbeit gegen sexuelle Ausbeutung gerade in Zeiten, in denen die neuen Technologien zu einer Explosion dieses Phänomens geführt hat. Der Zugang zum Internet, den es nun auch in den ärmsten Ländern gibt, erlaubt neue Formen der Gewalt, wie das Grooming, bei dem sich ältere Herren als Jugendliche ausgeben und junge Menschen zu sexuellen Akten oder Fotos verleiten, oder das Sexting.
Denn Pädophile können jetzt zu Hause bleiben und den Missbrauch von dort aus zu sich bestellen.
„Wir sensibilisieren die jungen Menschen in Luxemburg und sonst auf der Welt dafür“, betont Ecpat im Bericht. Denn Pädophile können jetzt zu Hause bleiben und den Missbrauch von dort aus zu sich bestellen.
Ecpat weist noch auf den Site www.childprotection.lu hin, der eingerichtet wurde, um jede Form kindlicher Ausbeutung anzeigen zu können.
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