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Grüne Kreuze und rote Stiefel als Ausdruck von Existenzangst
Politik 2 Min. 16.09.2022 Aus unserem online-Archiv
Agrargesetz

Grüne Kreuze und rote Stiefel als Ausdruck von Existenzangst

Der rote Stiefel und das grüne Kreuz symbolisieren das Sterben grüner Landwirtschaftsbetriebe.
Agrargesetz

Grüne Kreuze und rote Stiefel als Ausdruck von Existenzangst

Der rote Stiefel und das grüne Kreuz symbolisieren das Sterben grüner Landwirtschaftsbetriebe.
Foto: Guy Jallay
Politik 2 Min. 16.09.2022 Aus unserem online-Archiv
Agrargesetz

Grüne Kreuze und rote Stiefel als Ausdruck von Existenzangst

Michèle GANTENBEIN
Michèle GANTENBEIN
In der Nacht zum Freitag haben die Jungbauern und Jungwinzer entlang der Straßen grüne Kreuze mit roten Stiefeln aufgestellt, sie sind verärgert wegen des neuen Agrargesetzes.

Am frühen Freitagmorgen dürfte sich so mancher Autofahrer über die entlang der Straßen aufgestellten grünen Kreuze mit roten Stiefeln gewundert haben. Hinter dieser Aktion stecken die Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren, die Jongwënzer der Vinsmoselle und der Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend der Bauernzentrale. Zwischen 300 und 400 Kreuze haben sie in den vergangenen Tagen gebaut, angemalt und in der Nacht zum Freitag im ganzen Land aufgerichtet.


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Bei einer Pressekonferenz am Freitagmorgen auf der Place Clairefontaine vor dem Landwirtschaftsministerium gab es Erklärungen dazu. „Der rote Stiefel, der kopfüber hängt und nicht mehr gebraucht wird, symbolisiert das ungebremste Sterben der grünen Betriebe und die ,Flemm' der jungen Landwirte, sich in der Landwirtschaft zu engagieren“, sagte der Vorsitzende der Jungbauern, Luc Emering.

Marthe Burg und Luc Emering von der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren sowie Joé Biver und Charel Kayl vom Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend der Bauernzentrale (v.l.n.r.) sind der Meinung, „dass die Landwirtschaft einen Minister braucht, der für die Interessen der Landwirte und der Landwirtschaft eintritt".
Marthe Burg und Luc Emering von der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren sowie Joé Biver und Charel Kayl vom Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend der Bauernzentrale (v.l.n.r.) sind der Meinung, „dass die Landwirtschaft einen Minister braucht, der für die Interessen der Landwirte und der Landwirtschaft eintritt".
Foto: Guy Jallay

Stein des Anstoßes ist das neue Agrargesetz, das Landwirtschaftsminister Claude Haagen (LSAP) Anfang August auf den Instanzenweg geschickt hat. Sie könnten sich in Teilen mit dem neuen Gesetz identifizieren, sagte Emering, aber nicht mit allem und vor allem nicht „mit der Art und Weise, wie das Gesetz zustande gekommen ist“. Das könne man nicht mittragen.

Die Jungbauern und Jungwinzer fühlen sich nicht ernst genommen, die Zeit und Energie, die sie in einen „konstruktiven“ Beitrag gesteckt haben, nicht wertgeschätzt. „Alle Bemühungen, Anregungen und Versammlungen mit den Gewerkschaften wurden eiskalt ignoriert, alle Vorschläge in den Papierkorb geworfen“, so Emering. 

Mit der Aktion wollen die Jungbauern und Jungwinzer nicht nur die Öffentlichkeit auf ihre Existenzängste aufmerksam machen, sondern Minister Haagen ein letztes Mal ihre Forderungen mit auf den Weg geben. Sollte er diese erneut ignorieren, so Emering, „dann muss damit gerechnet werden, dass der Sektor sich zeitnah wehren wird“ - wobei er durchblicken ließ, dass das Ausmaß derartig sei, dass der Landwirtschaftsminister nicht zu beneiden sein wird. 

Zwischen 300 und 400 Kreuze mit rotem Stiefel wurden in der Nacht zum Freitag unter anderem entlang der Straßen aufgerichtet, um auf die Existenzängste der jungen Bauern aufmerksam zu machen.
Zwischen 300 und 400 Kreuze mit rotem Stiefel wurden in der Nacht zum Freitag unter anderem entlang der Straßen aufgerichtet, um auf die Existenzängste der jungen Bauern aufmerksam zu machen.
Foto: Guy Jallay

Die Jungbauern und Jungwinzer fordern einen baldigen Agrargipfel mit dem Landwirtschaftsminister und Premier Xavier Bettel (DP), mit dem Agrargesetz als Hauptpunkt. Im Agrargesetz stoßen den Bauern insbesondere Artikel 6 und 7 auf, die die Einführung einer Genehmigung zur Vergrößerung des Viehbestandes und eine Deckelung des Viehbestandes vorsehen. Diese Punkte seien zu keinem Moment diskutiert worden, sagte Joé Biver vom Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend der Bauernzentrale. „Wir wollen vom Minister wissen, wie es zu dieser Entscheidung kam und auf welcher wissenschaftlichen Basis jeder einzelne Aspekt dieser Artikel beruht.“ Die drei Organisationen wollen, dass über diese beiden Artikel noch einmal intensiv mit dem Sektor diskutiert wird. 


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Unzufrieden sind die Jugendverbände auch über die Lockerungen für den Zugang zum Beruf und fordern in dem Zusammenhang strengere Kriterien zum Erhalt von Prämien. Weiter fordern sie eine „gerechte Entlohnung für die Dienste, die eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft leistet“ durch eine Erhöhung des nationalen Budgets. Die geplante Deckelung des Viehbestands und die daraus resultierende Beschränkung der tierischen Lebensmittelproduktion haben zur Folge, dass mehr Lebensmittel aus Drittstaaten importiert werden müssen. Diese müssten mindestens EU-Standards erfüllen, lautet eine weitere Forderung. 

Die Jungbauern fürchten um ihre Existenz, wenn das Agrargesetz wie geplant in Kraft treten wird.
Die Jungbauern fürchten um ihre Existenz, wenn das Agrargesetz wie geplant in Kraft treten wird.
Foto: Guy Jallay

Auch die Jungwinzer fühlen sich durch das Agrargesetz in diversen Punkten benachteiligt und fordern einen offenen Austausch mit dem Minister über diese Punkte.

Die drei Jugendorganisationen appellierten an alle anderen landwirtschaftlichen Verbände, sich an der Aktion zu beteiligen. Dem Minister setzten sie ein Ultimatum: Wenn er sich bis zum 3. Oktober nicht gesprächsbereit zeigt, werden weitere Aktionen folgen. 

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