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Kannerklinik bleibt wegen Bronchiolitis im Krisenmodus
Politik 3 Min. 16.12.2022
Grippewelle rollt früher an

Kannerklinik bleibt wegen Bronchiolitis im Krisenmodus

Weiter stark ausgelastet: Die Kannerklinik (Dr. Serge Allard, l.) und das Gesundheitsministerium (Dr. Jean-Claude Schmit, M., und Ministerin Paulette Lenert) bitten um die Mithilfe der Bevölkerung.
Grippewelle rollt früher an

Kannerklinik bleibt wegen Bronchiolitis im Krisenmodus

Weiter stark ausgelastet: Die Kannerklinik (Dr. Serge Allard, l.) und das Gesundheitsministerium (Dr. Jean-Claude Schmit, M., und Ministerin Paulette Lenert) bitten um die Mithilfe der Bevölkerung.
Foto: Luc Deflorenne
Politik 3 Min. 16.12.2022
Grippewelle rollt früher an

Kannerklinik bleibt wegen Bronchiolitis im Krisenmodus

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Die Kannerklinik bleibt wegen Bronchiolitis-Epidemie im Krisenmodus. Die Santé appelliert, die Kleinen zu schützen und sich auch gegen die Grippe impfen zu lassen.

Die Kannerklinik ächzt weiter unter dem Ansturm der Kleinkinder, die unter Bronchiolitis leiden. Derweil kommt die allgemeine Grippewelle früher als sonst. Sie wird ihren Höhepunkt in zwei bis drei Wochen, also diesmal ausgerechnet an den Feiertagen zum Ende des Jahres, erreichen. Am Freitag meldeten sich das CHL und das Gesundheitsministerium zu Wort und appellierten daran, die Kleinsten zu schützen, mit den von der Covid-Pandemie bekannten Maßnahmen. Es sei auch noch Zeit, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. 

„Gerade den älteren und den vulnerablen Menschen kann ich nur raten: Lassen Sie sich gegen die Grippe impfen.  Die Wirkung setzt jetzt noch rechtzeitig ein“, sagte Gesundheitsdirektor Dr. Jean-Claude Schmit. Verfügbar seien auch Pneumokokken-Impfungen. „Reden Sie mit Ihrem Hausarzt“, empfahl der Gesundheitsdirektor, der auch darauf hinwies, dass die Covid-Infektionen wieder steigen und eine Welle ansteht.

Covid-Auffrischung machen

Auch hier erging der Appell, dass sich vor allem die älteren Personen ab 60, aber auch übergewichtige Personen, die zweite Auffrischung verabreichen lassen sollen. Das hätten derzeit nur 55 Prozent gemacht - nicht genug, warnt Dr. Schmit. Denn: „Das Risiko, dass wir auch bei den Erwachsenen in einen Notstand geraten, ist durchaus gegeben.“      

Das Risiko, dass wir auch bei den Erwachsenen in einen Notstand geraten, ist durchaus gegeben.

Dr. Jean-Claude Schmit, Gesundheitsdirektor

Einen solchen erlebt die Kannerklinik. „Wir sind mittlerweile seit ein paar Wochen im Krisenmodus, die Arbeitslast und Belastung des Personals ist sehr hoch“, erklärte CHL-Generaldirektor Dr. Romain Nati. „Es ist ein Problem, das ganz Europa und die westlichen Industriestaaten betrifft. Wir kommen vergleichsweise noch gut über die Runden, wollen aber nicht in den Katastrophenmodus kommen.“


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53 Kinder waren Freitag früh in der Kannerklinik hospitalisiert, neun lagen auf der Intensivstation. Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr waren 21 Kinder hospitalisiert. Im Februar kamen zu den 35 Betten, über die die Kannerklinik verfügt, noch acht dazu. Um die 53 kranken Kinder stationär behandeln zu können, werden die Betten der Tagesklinik genutzt und Einzelzimmer werden doppelt belegt. 

Geplante Eingriffe werden, soweit medizinisch vertretbar, verschoben und größere Kinder auf der Erwachsenenstation behandelt. Das medizinische und Pflegepersonal unterstützt sich gegenseitig und Kinderpfleger, die auf andere Stationen gewechselt haben, helfen nun in der Kannerklinik aus. Daneben wurde die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Spitälern verstärkt: Sie diskutieren Tag für Tag die Situation der Betten miteinander. Wenn ein Spital kein Bett mehr freihat, werden die Kinder in eine andere Klinik im Land transferiert, das noch Kapazitäten hat. Das hatte Lenert auf eine parlamentarische Frage vor kurzem geantwortet.   

Bevölkerung muss sich an Prävention beteiligen  

Es sei zudem zusätzliches Material, wie Gitterbetten angeschafft worden, genug Atemgeräte würden noch aus der Covid-Zeit zur Verfügung stehen, betonte Dr. Nati. „Das alles braucht aber ein hohes Maß an Disziplin und kann nicht unendlich so weitergehen. Die Prävention in der Bevölkerung ist wichtig.“ 

In diesem Sinne forderte der Kinderarzt und Präsident der Kinderarztvereinigung, Dr. Serge Allard dazu auf, Menschenmassen zu meiden - vor allem in Supermärkten -, Masken zu tragen und die Hände regelmäßig zu waschen. „Es ist jetzt wichtig, alles anzuwenden, was wir in der Pandemie gelernt haben.“ Er mahnte auch, nicht gleich mit dem Kind zum Arzt zu gehen, wenn es einmal Fieber hat, außer es sind kleine Kinder, die dazu auch noch husten. 

Es ist jetzt wichtig, alles anzuwenden, was wir in der Pandemie gelernt haben.

Dr. Serge Allard, Kinderarzt

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„Große Kinder kann man mit Halsschmerzen auch drei Tage zu Hause behalten und sich an den Hausarzt wenden. Kinderärzte sollten sich derzeit auf die Kinder bis vier Jahre konzentrieren können.“ Kleinkinder sollten auch möglichst zu Hause betreut und nur in die Kita gebracht werden, wenn es unbedingt nötig ist. Das Personal der Kannerklinik sollte man derweil nicht anmotzen, wenn man nicht direkt einen Termin bekommt, so die Bitte von Dr. Allard. 

Auch Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) rief zur Mithilfe auf: „Wir müssen die RS-Viren mit denselben Gesten drosseln wie in der Covid-Pandemie. Babys unter sechs Monaten sind besonders gefährdet, sie müssen von uns allen geschützt werden.“ Eltern können im Übrigen den Krankenschein, um Familienurlaub zu beantragen, auch beim Hausarzt anfragen.

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