Gramegnas Kommunikationsdebakel
Gramegnas Kommunikationsdebakel
Von Christoph Bumb
Eigentlich geht es bei Pressebriefings darum, dass die Minister politische Projekte vorstellen und sich den Fragen der Journalisten stellen. Letzteres war für Pierre Gramegna anscheinend zu viel verlangt. Auf dem jüngsten Briefing am Freitagnachmittag verlor der Finanzminister völlig die Contenance und lieferte sich ein emotional höchst angeregtes Duell mit einer Journalistin.
Nachdem Premierminister Xavier Bettel zunächst den Verkauf des Arbed-Gebäudes an die Spuerkeess vermeldete und dann Arbeitsminister Nicolas Schmit über die Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit referierte, kam es zur üblichen Fragestunde. Hier stand erwartungsgemäß die Frage im Mittelpunkt, wann und inwiefern Gramegna über die Enthüllungen der LuxLeaks-Affäre im Vorfeld informiert war (worüber mittlerweile alle großen Medien des Landes berichteten).
Nach einer entsprechenden Frage einer Journalistin des "Lëtzebuerger Land" verlor der Finanzminister langsam aber sicher die Fassung. Dass er sich verbitte, dass man ihn unterbreche - das war noch die freundlichste Äußerung des Ministers in diesem Zusammenhang. Gramegna machte eindrucksvoll deutlich, dass ihm die Frage, wann er informiert gewesen sei und wann er den Premier darüber informierte, nicht gelegen kam. Er suchte nach Ausflüchten und betonte, dass es in Zeiten, in denen "Luxemburg von der ganzen Welt angegriffen" werde, wichtigere Fragen gebe.
"Lo haalt dach op ze gestikuléieren"
Als die Journalistin sich aber herausnahm, Nachfragen zu stellen, um eine konkrete Antwort zu erhalten, war Gramegna regelrecht aufgebracht. Der Ton der Frage sei von einer "unglaublichen Unfreundlichkeit". Er befinde sich hier "nicht in einem Verhör", sondern mache nur seine Arbeit. Als die Journalistin dann wiederum das Wort ergreifen wollte und sich regelrecht erdreistete, dafür die Hand zu heben, sagte der Finanzminister allen Ernstes: "Lo haalt dach op ze gestikuléieren."
Ein derartiger Auftritt eines Ministers ist ein Novum in Luxemburg - vielleicht auch darüber hinaus. Ein erfahrener Politiker - und auch ein quereingestiegener langjähriger Diplomat und Direktor der Handelskammer - darf sich nicht so schnell aus der Fassung bringen lassen. Mit seinem Auftritt vor den Journalisten des Landes, und dank Livestreaming vor der gesamten Öffentlichkeit, hat sich Gramegna selbst geschadet. Zu dem "massiven Imageschaden" des Landes durch LuxLeaks, kommt jetzt also der ganz persönliche Image-GAU des Finanzministers.
Dabei hätte Gramegna mit einer kurzen, geschickten Antwort, alle weiteren Spekulationen aus dem Weg räumen können. Stattdessen reagierte er fast schon hysterisch. Fragen von Journalisten gehören zum politischen Geschäft - egal wie unangenehm oder in den eigenen Augen unfair sie sein mögen. Das hat Pierre Gramegna jetzt vielleicht endlich verstanden - und mit ihm die ganze Regierung.
Die gesamten Ausführungen des Ministers während der Pressekonferenz sehen Sie hier:
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