Mehr Inspektoren, mehr Bußgelder
Mehr Inspektoren, mehr Bußgelder
Das Schreckgespenst der Corona-Pandemie, das im Mittelpunkt der Pressekonferenzen der letzten zwei Jahre stand, scheint nun langsam zu verblassen. Bei der Vorstellung des Jahresberichts der Inspection du Travail et des Mines (ITM) am Dienstag lobte Arbeitsminister Georges Engel (LSAP) zwar kurz die Arbeit der Gewerbeinspektion während der Pandemie, doch pochte er besonders darauf, die ITM habe nebenbei ihre Aufgabe, für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu sorgen, nie vernachlässigt.
„Für manche mag es eher wie ein Vorwurf klingen, dass die ITM ihrer Arbeit nachgeht, aber wir wissen ihre wichtige Arbeit zu schätzen“, meinte Engel scherzhaft.
Mehr Inklusion bei höherer Personalstärke
Der bei der Pressekonferenz anwesende Direktor der ITM Marco Boly betonte hierbei, das Wachstum der Behörde und die Personalstärke seien ein Sinnbild für das gute Jahr der ITM: Im Gegensatz zum Jahr 2015 arbeiten gegen Ende 2021 213 Personen dort. Auch die Zahl der Arbeitsinspektoren, von denen 69 aktiv Kontrollen in Unternehmen durchführen, ist im letzten Jahr von 86 auf 96 gestiegen. Seit 2018 habe man die Zahl der Arbeitsinspektoren verdreifacht.
Boly rühmte sich im Kontext der Personalfrage, Diversität und Gleichberechtigung großzuschreiben: 51 Prozent Frauen und zehn verschiedene Nationalitäten würden bei der ITM ihrer Beschäftigung nachgehen. „Diversität allein genügt nicht. Für Inklusion braucht es, wie in einem Orchester, einen guten Dirigenten“, kommentierte Boly diese Entwicklung und verwies auf den aktiven Inklusionsprozess, den die ITM seit einigen Jahren vollzieht.
Für manche mag es eher wie ein Vorwurf klingen, dass die ITM ihrer Arbeit nachgeht, aber wir wissen ihre wichtige Arbeit zu schätzen.
Georges Engel, Arbeitsminister (LSAP)
Auf die Frage, ob die jetzige Personalstärke ausreiche, meinte der Direktor der ITM, Luft nach oben gebe es immer. „Wenn ich ihnen sagen würde, dass wir genügend Personal haben, dann wäre ich ein schlechter Direktor. Wir haben momentan pro 10.000 Arbeitnehmer einen Arbeitsinspektor. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes wird uns zeigen, ob wir diesen Wert verbessern müssen“, ergänzte Boly.
Steigerung der Anfragen und der Bußgelder
Im vergangenen Jahr wurden 326.877 Anfragen bearbeitet. Während 7,15 Prozent weniger Telefonanrufe und 63,14 Prozent weniger Briefe verarbeitet wurden, sind Anfragen per E-Mail um 14,10 Prozent gestiegen. 8.511 Kontrollen wurden durchgeführt, wobei diese Zahl um 2.874 coronabezogene Kontrollen ergänzt werden muss. 2.315 Strafen für insgesamt 9.243.000 Euro wurden 2021 verhängt.
Die meisten Bußgelder gab es im Kontext von Entsendungen von Arbeitnehmern. 5.509 Kontrollen wurden hierbei durchgeführt und 1.543 Strafen in Höhe von insgesamt 6.627.000 Euro verhängt, wodurch die Entsendung von Arbeitnehmern weiterhin eine wesentliche Herausforderung der ITM bleibt. Die Gesamtzahl der entsandten Arbeitnehmer in Luxemburg beträgt heute 162.734. Es gab im Gegensatz zu den letzten drei Jahren 2021 eine wesentliche Erhöhung von Entsendungen. 2020 waren es noch 139.528 Arbeitnehmer.
Während sexuelle Ausbeutung nicht im Zuständigkeitsbereich der ITM liegt, wurden aber sechs Kontrollen zur Einhaltung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz durchgeführt, bei denen ein schriftlicher Bericht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde. 49 potenzielle Opfer von Zwangsarbeit wurden hierbei identifiziert.
Neue Verwaltung für Sicherheit und Tunnelbauwerke
Boly rückte bei der Pressekonferenz zudem die Wichtigkeit der Gründung des Service Securité, Autorisations et Tunnels (SAT) in den Vordergrund, da Luxemburg europäischer Spitzenreiter ist, wenn es um die Anzahl an Tunneln pro Kilometer geht. Sicherheit sieht Boly als oberste Priorität der neuen Verwaltung.
Der Direktor der ITM verwies dabei auf den gesellschaftlichen Wandel, der in puncto Gesundheit und Sicherheit seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vollzogen wurde: „Vor dem Zweiten Weltkrieg ging man noch davon aus, ein Arbeiter sollte auf seine eigene Sicherheit achten. Heute ist dies immer noch der Fall, aber natürlich wird der Arbeitgeber inzwischen stärker in die Verantwortung gezogen.“
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