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Frauen sind weiterhin wenig sichtbar
Politik 3 Min. 04.10.2021 Aus unserem online-Archiv
Gleichstellung in den Medien

Frauen sind weiterhin wenig sichtbar

Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (M.) stellte mit Anik Raskin vom Nationalen Frauenrat (l.) die Analyse vor.
Gleichstellung in den Medien

Frauen sind weiterhin wenig sichtbar

Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (M.) stellte mit Anik Raskin vom Nationalen Frauenrat (l.) die Analyse vor.
Foto: Guy Jallay
Politik 3 Min. 04.10.2021 Aus unserem online-Archiv
Gleichstellung in den Medien

Frauen sind weiterhin wenig sichtbar

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Das Global Media Monitoring Project 2020 zeigt: Frauen bleiben in den Medien stark unterrepräsentiert. Es gibt sogar Rückschritte seit 2015.

Der 29. September 2020 war ein Dienstag. Ein ganz normaler Tag, der hauptsächlich von der Pandemie geprägt war: In Luxemburg hält die Acel, die Vereinigung der 40 Studentenzirkel Rück- und Ausblick zur Rentrée des akademischen Jahres und der Streamingdienst Disney+ geht an den Start, während in den USA der Wahlkampf tobt. 

Es war aber auch der Tag, an dem weltweit die Medien daraufhin ausgewertet wurden, inwieweit Frauen dort vertreten sind – in welcher Funktion in der Berichterstattung oder als aktive Journalistin. 

Das Global Media Monitoring Project wird seit 1995 alle fünf Jahre durchgeführt. Luxemburg nahm im vergangenen Jahr zum dritten Mal teil und zeigt dasselbe Resultat wie der Rest der Welt: Nur 24,9 Prozent der in den Nachrichten erwähnten Personen waren Frauen, zu 74,9 Prozent prägten Männer die Berichterstattung

Zwischen 2010 und 2015 stieg der Anteil der Frauen um acht Prozent an, zwischen 2015 und 2020 war es nur noch ein Prozent. Dieses Resultat zeigt sich weltweit“, erklärte die Politologin Anissa Amjahad, als Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) am Montag gemeinsam mit Anik Raskin vom Nationalen Frauenrat das Ergebnis vorstellte. 

Rückschritte im Vergleich zu 2015 

Frauen bleiben stark unterrepräsentiert sowohl als genannte Personen als auch als Berichterstatter. Im Vergleich zeigt sich, dass es nach einer Steigerung im Jahr 2015 sogar verschiedentlich 2020 zu Rückschritten kam. 

Frauen als Thema eines Artikels oder einer Reportage liegen nach 21 und 25 Prozent jetzt nur noch bei 20 Prozent, Frauen als befragte Experten nach 14 und 31 Prozent jetzt bei 27 Prozent. Rückschritte gibt es auch bei der Wichtigkeit der Nachrichten: Frauen spielen in den nationalen Nachrichten mit jetzt noch einem Anteil von 19 Prozent eine geringere Rolle als noch vor fünf Jahren (28 Prozent).

In wichtigen Themen noch weniger präsent

Generell zeigt sich das doppelte Phänomen: Die Themen Politik und Regierung (25 Prozent), Wissenschaft und Gesundheit (23 Prozent) sowie Wirtschaft (19,5 Prozent) dominieren die Medien und in genau diesen prestigeträchtigen Themenbereichen sind Frauen deutlich weniger präsent. Auch diese Aufteilung zeigt sich europa- und weltweit. 

Themen wie Gesellschaft und Gesetzgebung sowie Wissenschaft und Gesundheit kommen nur in geringerem Maß vor. Frauen sind in den digitalen Medien allerdings mit 31 Prozent besser vertreten als in den klassischen Medien Zeitung, Radio und Fernsehen mit 20 Prozent. 

Auch bei der Funktion, die die Person in den Medien spielt, schneiden Frauen schlechter ab: Sie bilden am wenigsten das Thema der Berichterstattung oder geben Erfahrungsberichte zu einem Thema ab, sondern kommen zu 33 Prozent als Kommunikationsbeauftragter einer Organisation oder Institution vor und werden zu 60 Prozent als Vertreter der Volksstimme zu ihrer Meinung befragt. 

Teilt man die Akteure der Nachrichten in 27 verschiedene Status und Beschäftigungen auf, so sind Männer in 25 vertreten und Frauen nur in 17. In Bereichen wie Polizei oder Armee oder auch als Landwirte, Athleten oder Pensionierte sind sie quasi inexistent. Daran hat sich seit 2015 auch nichts geändert. 

Weniger Journalistinnen 

Rückschritte gibt es auch in der Berufswelt. Der Anteil der Journalistinnen an den im Projekt analysierten Artikeln und Reportagen lag 2020 nur noch bei 30,2 Prozent, 2015 waren es noch 39,1 Prozent weibliche Berichterstatter. Bei den Informationen zum Coronavirus ist die weibliche Beteiligung etwas höher: 34,2 Prozent der erwähnten Personen und 36,2 Prozent der Reporter waren Frauen. 

Taina Bofferding möchte diese Resultate nun im Sektor präsentieren und eine Reflexion über die Gründe und Hindernisse anstoßen. „Der Bericht bewertet einen Tag und ist eine Momentaufnahme der Medienarbeit mit ganz wichtigen Indikationen“, betonte sie. 

Medien können einen wertvollen Beitrag leisten, um gegen Stereotype vorzugehen.

Sie möchte zudem anregen, dass Material internationaler Organismen und gute Beispiele gesammelt werden, um die Situation zu verbessern. „Medien haben einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung und darauf, wie Jungen und Mädchen sich wahrnehmen. Sie können einen wertvollen Beitrag leisten, um gegen Stereotype vorzugehen.“

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