Finanzieller Druck auf Kirchen
Finanzieller Druck auf Kirchen
"Durch die Trennung zwischen Kirche und Staat gibt es natürlich noch immer einige interne und externe Spannungen. Meine Rolle ist es, diese zu schlichten", sagte Generalvikar Leo Wagener am Samstag in der RTL-Radiosendung "Background am Gespréich". Innerhalb des Fonds hätten sich die Wogen in den letzten Monaten weitgehend geglättet.
Mittlerweile ist jedoch der Kontakt zwischen dem Bistum und dem Kirchenfabrikensyndikat Syfel abgebrochen. Die gerichtlichen Prozeduren laufen. "Ich glaube nicht, dass dieser Prozess etwas bewirkt, außer hohe Prozesskosten und der Erkenntnis, dass wir nicht der gleichen Meinung sind", so Generalvikar Leo Wagener.
Hoher finanzieller Druck
Der Fonds stehe nun vor großen Herausforderungen, so der Generalvikar. Geklärt sei, wem welche Kirchen und Kapellen gehörten, bei manchen Grundstücken wisse man aber noch nicht genau, wer die Besitzer sind.
Zudem sei der finanzielle Druck für den Fonds sehr hoch, die rund 500 Kirchen im Land zu verwalten. "Wir sind bis jetzt zwar klar gekommen, doch wir fürchten, dass in Zukunft weitere Kosten auf uns zukommen werden. Das macht uns Sorgen, da wir die Ressourcen dafür nicht haben", erklärt der Stellvertreter des Erzbischofs.
Laut Leo Wagener könnten künftig etwa höhere Energiekosten auf den Fonds zukommen: "Dann müssen wir beispielsweise an den Heizkosten sparen und einige Kirchen nicht mehr beheizen. In anderen Ländern ist das ganz normal." Ansonsten könne es vorkommen, dass vom Fonds verwaltete Kirchen desakralisiert werden müssten.
In diesem Sinne fordert der Generalvikar Gläubige auf, sich regelmäßig finanziell für ihre Kirchen einzusetzen. Aber auch das Bistum habe mit seinen Finanzen nun mehr zu kämpfen, da es seit der Trennung von Kirche und Staat die Gehälter der geistlichen Mitarbeiter zahlen muss.
Weniger Gläubige
Tendenziell sei die Zahl der Gläubigen in ganz Europa gesunken, so auch in Luxemburg. Dennoch würden manche Fälle für Hoffnung sorgen. "Die Zahl der Gläubigen aus anglofonen Gemeinschaften, die an Gottesdiensten teilnehmen, steigt. Und auch die Zahl der kirchlichen Trauungen ist im vergangenen Jahr gestiegen." Wichtig sei, dass die Gottesdienste einfach gestaltet werden, sowohl die Predigten des Priesters als auch die Chorgesänge, so Leo Wagener.
Et ass net esou, datt mir eis all Méindesmoies beim Kaffi treffen."
Was die Beziehung des Bistums zur CSV anbelangt, stellte der Generalvikar klar, dass es zwar gemeinsame Werte gebe, aber keiner dem anderen in die Arbeit hineinreden würde. "Wir treffen uns nicht jeden Montagmorgen zum Kaffeetrinken. Das Bistum sagt der christlichen Partei nicht, wie sie ihre Politik gestalten soll." Umgekehrt gelte dies genauso.
Missbrauchsgipfel im Vatikan
Erzbischof Jean-Claude Hollerich ist zum Vatikan-Gipfel in der kommenden Woche in Rom eingeladen. Dort werden Geistliche aus der ganzen Welt über Missbrauchsfälle in der Kirche beraten. "Wenn der Erzbischof aus Rom zurückkommt, wird das Bistum eine Stellungnahme zu dem Thema und den Bezug auf Luxemburg abgeben", erklärte Leo Wagener.
Dieses Thema werde heute sehr ernst genommen und sei bereits in der Priesterausbildung fest eingebunden, so der Generalvikar. Es werde auf Prävention geachtet, etwa indem angehende Priester sich einem psychologischen Gutachten unterziehen müssen. "Es werden mehrere Maßnahmen getroffen, damit in Zukunft Missbrauchsfälle in der Kirche nicht mehr vorkommen."
Treten Vorfälle aus der Vergangenheit bekannt werden, leite das Bistum diese unverzüglich an die Staatsanwaltschaft weiter, so der Generalvikar. "Es gilt null Toleranz".
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