Experten sprechen sich für Impfpflicht ab 50 Jahren aus
Experten sprechen sich für Impfpflicht ab 50 Jahren aus
Eine Gruppe mit fünf Experten spricht sich in ihrem Gutachten für eine Impfpflicht für Menschen über 50 Jahre und für Personen aus, die in direktem Kontakt mit vulnerablen Personen stehen. Das betrifft das Gesundheits- und Pflegepersonal sowie Personen aus Subunternehmen (zum Beispiel Reinigungspersonal). Die Impfung der über 50-Jährigen gilt für in Luxemburg ansässige Personen, die berufsgruppenspezifische ist länderübergreifend.
Das teilte die Expertengruppe am Freitag bei einer Pressekonferenz mit. Der Entscheidung zugrunde liegen medizinische und wissenschaftliche Erkenntnisse, die belegen, dass die Impfung ältere und vulnerable Menschen vor schweren Krankheitsverläufen und vor dem Tod schützt, wie Paul Wilmes, Wissenschaftler und Mitglied der Covid-19-Taskforce, erklärte.
Laut den Experten sind derzeit 40.000 Personen über 50 Jahre gar nicht geimpft, 30.000 Personen der über 50-Jährigen haben noch keine Booster-Impfung erhalten, macht zusammen 70.000 Menschen, die nicht komplett geimpft sind und den maximalen Schutz haben. Eine Komplettimpfung besteht nach dem Verständnis der Experten aus zwei Impfungen, einschließlich Booster-Impfung.
Ziele der Impfpflicht
„Mit der Impfpflicht wollen wir verhindern, dass zu viele Menschen gleichzeitig schwer krank und die Krankenhäuser überlastet werden“, erklärte der Virologe Claude Muller. Ein zweites Ziel ist es, die Pandemie zu einem Ende zu bringen. Die Impfung der über 50-Jährigen reduziere die schweren Verläufe und Todesfälle, die unter 50-Jährigen hätten ohnehin ein geringes Risiko, ernsthaft krank zu werden, was letzten Endes das Ende der Pandemie bedeuten würde, so Muller sinngemäß.
Die Daten, auf die die Experten sich in ihrem Gutachten berufen, beziehen sich auf die Delta-Variante. Mit der Omikron-Variante ändere sich das Paradigma, meinte Muller, weil das Virus sich schnell verbreite und riskiere, dass viele Menschen gleichzeitig krank oder in Quarantäne seien. Der Impfschutz gegen Omikron sei geringer, aber die Impfung schütze gut vor komplizierten Verläufen.
Zweijährige Impfpflicht
„Wir betrachten die Impfpflicht als Vorschrift, die man befolgen kann oder nicht so wie man die Straßenverkehrsordnung respektiert oder eben nicht“, sagte der Infektiologe Gérard Schockmel. Die Gruppe schlägt eine Impfpflicht während zwei Jahren vor, die Ende Juni 2024 endet. „Wir gehen davon aus, dass in den zwei Jahren das Virus weiter zirkuliert und die kollektive Immunität später größer sein wird als heute“, so Schockmel. Auf die Omikron-Welle werde die Impfpflicht wohl keinen Einfluss haben, meinte der Infektiologe, „da wir nicht morgen mit der Impfpflicht beginnen“. Dennoch sei es wichtig, die Impfpflicht so schnell wie möglich einzuführen.
Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger Maßnahmen brauchen wir.
Claude Muller, Virologe
Eine Impfpflicht für die über 50-Jährigen soll nicht bedeuten, dass alle unter 50-Jährigen auf eine Impfung verzichten könnten, so die Experten. Es sei wichtig, auch die Jüngeren zu impfen, denn auch unter ihnen gebe es Vulnerable, und weiterhin für die Impfung zu sensibilisieren. „Je weniger das Virus zirkuliert, desto schneller können wir die sanitären Maßnahmen lockern, die Quarantänen abschaffen, die Gastronomie wieder öffnen oder die Maskenpflicht im öffentlichen Transport abschaffen“, sagte der Experte für Infektionskrankheiten, Vic Arendt.
„Wir wollen mit der Impfpflicht die Vulnerablen schützen, aber wir wollen vor allem auch wieder zu einem möglichst normalen Leben zurückkehren“, so Gérard Schockmel. Und Claude Muller drückte es so aus: „Wir wollen ein günstigeres Gleichgewicht zwischen Impfung und Maßnahmen. Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger Maßnahmen brauchen wir.“
Gérard Schockmel erinnerte daran, dass Menschen, die wegen Covid-19 auf der Intensivstation waren und die Behandlung überlebt haben, "oftmals fürs Leben gezeichnet sind".
In Bezug auf die Petitionen-Debatte gegen die Impfpflicht am Mittwoch im Parlament und dem Vorwurf der ausländischen Experten, die Impfung sei keine Impfung, weil sie die Verbreitung des Virus nicht stoppe, meinte Schockmel: „Die Frage ist: Was wollen wir vom Impfstoff? Zu meinen, dass das Virus nicht mehr zirkuliert und verschwindet, ist illusorisch. Die Impfung schützt vor schweren Komplikationen und das ist der wichtigste Aspekt.“
In Richtung derer, die die Covid-19-Erkrankung mit einer Grippe vergleichen, sagte Vic Arendt: "Der Impfstoff gegen Covid-19 ist wirksamer als der Impfstoff gegen die Grippe und die Sterblichkeit bei Covid-19 ist zwischen fünf- und zehnmal höher für vulnerable Menschen als bei der Grippe."
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