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Erzbischof fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen
Politik 44 1 3 Min. 23.06.2015 Aus unserem online-Archiv
Te Deum in der Kathedrale

Erzbischof fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen

Politik 44 1 3 Min. 23.06.2015 Aus unserem online-Archiv
Te Deum in der Kathedrale

Erzbischof fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen

Mit einem gemeinsamen Gebet der Religionen wurde in der Kathedrale von Luxemburg der religiöse Teil des Nationalfeiertags begangen. Musikalisch wurde an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnert. Erzbischof Jean-Claude Hollerich kritisierte in deutlichen Worten aufkommende Ablehnung von Flüchtlingen.

(rar) - Mit einem gemeinsamen Gebet der Religionen wurde in der Kathedrale von Luxemburg der letzte öffentliche Teil des Nationalfeiertags begangen. Wie bereits im Vorjahr war die mit rot-weiß-blauen Blumen geschmückten Kathedrale bis auf den letzten Platz besetzt.

"Wir beten heute für den Großherzog und dafür, dass wir mit allen Religionen geschlossen in die Zukunft gehen", sagte Erzbischof Jean-Claude Hollerich bei seiner Begrüßung, bevor Großrabbiner Alain Nacache, der Imam der moslemischen Gemeinschaft, Muhamed Rizvic, sowie Volker Strauß, Pastor protestantischen Kirche in Luxemburg, Gebete ihrer religiösen Gemeinschaften sprachen.

Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa hatten mit Erbgroßherzog Guillaume, Erbgroßherzogin Stéphanie sowie den Prinzen Félix  und Prinzessin Claire, Prinz Louis und Prinzessin Tessy und Prinz Sébastien und Prinzessin Alexandra im festlich geschmückten Chor des Gotteshauses Platz genommen. Premier Xavier Bettel sowie mehrere Minister nahmen an der Feier ebenso teil wie zahlreiche Diplomaten, Abgeordnete und Vertreter von Justiz und Verwaltung.

Musikalische Erinnerung an den April 1945

70 Jahre nach der Rückkehr der Großherzogin Charlotte aus dem Exil erinnerte das musikalische Programm an das historische Datum vom 14. April 1945. Am Tag nach der Ankunft der Monarchin in Luxemburg fand in der Kathedrale eine Danksagungsmesse statt. 

Wenn das so wäre, dann hätten wir unsere Luxemburger Identität verraten. Dann hätten wir es nicht mehr verdient, die Rückkehr der Großherzogin zu feiern.

Damals wurde die Adaptation des "Wilhelmus" erstmals aufgeführt, die an diesem Feiertag zur Einleitung erklang. Auch das "Domine salvum fac" von Albert Leblanc stammt aus dem Gottesdienst vom 15. April 1945.

Erzbischof Jean-Claude Hollerich ging in seiner Predigt auf die Identität der Luxemburger Nation ein. Gerade die Kathedrale sei ein Ort, der durch die Rückkehr von Großherzogin Charlotte aus dem Exil mit der Geschichte des Landes und daher mit der nationalen Identität verbunden sei. Identität sei wichtig in Zeiten rapiden gesellschaftlichen Wandels. "Zur Identität eines Landes gehören die Religionen."

Kommentare im Internet: "Dafür müssen wir uns schämen!"

Jean-Claude Hollerich verknüpfte das Wesen der nationalen Identität mit dem dramatischen Schicksal von Flüchtlingen in aller Welt und in Luxemburg. "Es macht mich traurig, wenn ich in manchen Internet-Kommentaren lese, was dort über Flüchtling gesagt wird", so Hollerich. "Dafür müssen wir uns schämen!"

Der Erzbischof, der zuletzt zwei Flüchtlinge aus Eritrea im Bischofspalais aufgenommen hat, richtete sich in aller Deutlichkeit gegen aufkommende Tendenzen der Ablehnung gegenüber Flüchtlingen.

Diese Menschen hätten viel Leid auf sich genommen, seien vertrieben worden. "Und wir, mit unseren Werten, wären nicht mehr bereit, diese Menschen aufzunehmen?", fragte Jean-Claude Hollerich. "Wenn das so wäre, dann hätten wir unsere Luxemburger Identität verraten. Dann hätten wir es nicht mehr verdient, die Rückkehr der Großherzogin und der Freiheit zu feiern." 

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Zum zweiten Mal nach 2014 war die religiöse Feier für den Nachmittag des 23. Juni anberaumt worden. Erzbischof Jean-Claude Hollerich hatte die Bevölkerung eingeladen, an diesem "Te Deum", der Danksagung an Gott, teilzunehmen. Alle Gläubigen waren dazu aufgerufen, am Nationalfeiertag für den Großherzog, die politischen Entscheidungsträger und das Wohl des Landes zu beten, hieß es in der Einladung des Erzbistums.



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