"Ein Schlüsseljahr für die Kirche"
"Ein Schlüsseljahr für die Kirche"
(DS) - Das Erzbistum Luxemburg befindet sich im Umbruch. Das vergangene Jahr war vor allem geprägt durch Neuausrichtung der Pfarrlandschaft: „2016 war ein Schlüsseljahr für die katholische Kirche“, erklärte Generalvikar Leo Wagener am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz des „Groupe Archevéché“.
Pünktlich zum Beginn der Oktave Anfang Mai 2017 konnten schließlich die 57 Pfarrverbände zu 33 neuen Pfarreien zusammengefasst werden. Wagener hob besonders hervor, dass die Basis in die Arbeiten an der Territorialreform von Anfang an eingebunden wurde. Insgesamt hatten 1.200 Menschen sich an dem Prozess beteiligt und an den 47 lokalen Veranstaltungen teilgenommen.
Neues Angebot bei der Katechese
Es war aber nicht nur die Territorialreform, die im letzten Jahr die Arbeiten im Bistum prägte. Weil im Zuge der von der Regierung angestrebten Trennung zwischen Staat und Kirchen der Religions- und der Moralunterricht durch einen allgemeinen Werteunterricht ersetzt werden, konzentrierten sich die Verantwortlichen der Kirche auf die Vorbereitungen für ein neues Angebot bei der Pfarrkatechese. Wie bereits bei der Zusammenlegung der Pfarreien wurde auch bei der Katechese die Basis einbezogen. Mehr als 200 Mitglieder der Pastoralteams und ungezählte Gläubige beteiligten sich an den Vorarbeiten.
Im Herbst soll die Katechese dann in den Pfarreien angeboten werden. Neben einem speziellen Angebot für Kinder und Jugendliche gibt es auch die „Katechese für alle“. Die Kurse werden auf lokaler Ebene organisiert, betonte Patrick de Rond, Direktor der Katechese. De Rond sieht in der neuen Katechese übrigens eine Chance für die katholische Kirche.
Auch in finanzieller Hinsicht fiel die Bilanz der katholischen Kirche recht positiv aus. Der „Groupe Archevéché“ schloss das Geschäftsjahr 2016 mit einem Überschuss von 4,1 Millionen Euro ab, erklärte der Generalökonom des Bistums, Marc Wagener, bei der Pressekonferenz. Im vergangenen Jahr lag das Resultat somit zwischen den Geschäftsjahren 2014 und 2015.
Keine Schulden
Positiv bewertete der Finanzexperte vor allem die Tatsache, dass die Eigenmittel die Grenze von 100 Millionen Euro überschritten haben, zum ersten Mal überhaupt seit das Erzbistum einen Konzernabschluss vorlegt. Am 31. Dezember 2016 verfügte das Bistum über Eigenmittel in Höhe von 103,2 Millionen.
Auch bei der Verschuldung zeichnet sich ein positiver Trend ab. Die Nettoverschuldung bei den Banken konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr vollständig abgebaut werden.
Allerdings könnte sich die insgesamt positive Tendenz in den nächsten Jahren wieder umkehren. Seit dem 1. September 2016 sind nämlich die neuen Gesetze in Kraft, die die staatliche Unterstützung für die einzelnen anerkannten Religionsgemeinschaften neu regeln. Das Gesetz sieht u.a. vor, dass Kultusdiener, die neu eingestellt werden, nicht länger vom Staat bezahlt werden, sondern direkt vom Bistum. Allerdings kam es zwischen dem 1. September und dem 31. Dezember nicht zu Neueinstellungen.
Der Kirchenfonds
Zu einer zusätzlichen Belastung könnte aber auch der Unterhalt der Kirchen werden, die demnächst dem neuen Kirchenfonds gehören werden. Ist das Gesetz erst einmal in Kraft, werden etwa 50 Kirchen in den Fonds überführt, nachdem sich die Vertreter der Gemeinden und der Kirchenfabriken in der Besitzfrage geeinigt und dies in einer entsprechenden Konvention festgeschrieben hatten. Etwa 40 Kirchen waren im Besitz der Kirchenfabriken und gehen daher automatisch an den Fonds. Generalvikar Leo Wagener gab am Mittwoch zu bedenken, dass man im Moment die mögliche finanzielle Belastung noch nicht genau chiffrieren kann.
Warten auf den Staatsrat
Nicht klar ist auch, ob der Gesetzentwurf von Innenminister Dan Kersch überhaupt in der vorliegenden Form verabschiedet werden wird. Zur Zeit warten alle Beteiligten gespannt auf das Gutachten des Staatsrats, das noch vor der Sommerpause veröffentlicht werden soll. Es könnte durchaus sein, dass noch die eine oder die andere Änderung vorgenommen werden muss, bevor der Gesetzestext in Kraft treten kann.
Besonders umstritten ist das Kofinanzierungverbot. Geht es nach dem Willen des Innenministers, ist es den Kommunen in Zukunft untersagt, sich am Unterhalt der Kirchen zu beteiligen, die sich im Besitz des neuen Kirchenfonds befinden.
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