"Die Regierung ist bereit, Verantwortung zu übernehmen"
"Die Regierung ist bereit, Verantwortung zu übernehmen"
(DS) - Das Historikerteam um Vincent Artuso kommt in seinem Bericht zum Schluss, dass die Verwaltungskommission, die 1940 als Ersatzregierung agierte, eine Mitschuld an der Deportation der Juden trifft:
„Les administrations du Luxembourg sous occupation ne furent pas forcées de participer aux persécutions antisémites nazies sous la menace. Elles y collaborèrent tant qu’elles y furent invitées par l’occupant et s’acquittèrent bien souvent de leur mission avec diligence, voire avec zèle – certains chefs d’administration n’hésitant pas à prendre des initiatives. Cette attitude s’explique tout d’abord par l’existence de ce qui était perçu comme une « Question juive », bien avant l’invasion.“ So die Schlussfolgerung des 261 Seiten starken Dokuments.
Historiker Vincent Artuso ging bei einer Pressekonferenz am Dienstag auf die Form der Kollaboration ein:
"Die Regierung ist bereit, die Verantwortung zu übernehmen, die zu übernehmen ist", sagte Premier Xavier Bettel bei der Vorstellung des Berichts am Dienstagnachmittag. Eine Antwort auf die Frage, ob eine Entschuldigung gegenüber den Opfern angebracht ist, blieb der Staatsminister jedoch schuldig. Erst will er sich die Meinung des Parlaments im Rahmen einer Konsultierungsdebatte anhören, ehe er Schlussfolgerungen ziehen werde. Ohnehin seien die Arbeiten zum Thema noch nicht abgeschlossen.
Außer Zweifel steht für Xavier Bettel aber, dass "wir nicht alle Helden waren, auch wenn wir das gerne hätten. Es ist traurig, dass es 70 Jahre dauert, ehe wir bereit sind, das einzugestehen. Der Premier will die "Unklarheit", respektive das "Flou", von dem Jean-Claude Juncker im Januar 2013 in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage sprach, aus der Welt schaffen. Es kann nicht sein, dass wir alle unter einer Amnesie leiden und uns nicht erinnern wollen."
Befehl widerstandslos akzeptiert
In ihrem Bericht sehen die Historiker um Vincent Artuso die Hauptschuld der Kollaboration in der Tatsache, dass die Verwaltungskommission vorbehaltlos die Order von Gauleiter Gustav Simon akzeptiert habe und es den Luxemburger Juden nicht erlaubt habe, nach Hause zurückzukehren.
Die Historiker gehen auch der Frage nach, ob die Verwaltungskommission überhaupt eine andere Möglichkeit hatte. „Vielleicht, wenn sie es denn gewollt hätte,“ heißt es in dem Bericht. „Peut-être, si elle l’avait souhaité, car le 13 août 1940, jour où elle lui annonça que son ordre avait été transmis, elle ne s’était pas encore totalement soumise au Gauleiter. Mais elle avait déjà professé son intention de s’adapter à l’ordre nouveau allemand et pris certaines mesures qui indiquaient qu’elle ne souhaitait pas le retour des «Juifs» qui avaient fui l’invasion."
Der Historiker Michel Pauly erklärt, warum es erst heute zur Aufarbeitung kommt:
Der nun vorliegende Bericht zur Rolle der Verwaltungskommission, die nach der Flucht der Großherzogin und der Regierung vom Parlament ab Mai 1940 mit den Vollmachten der Regierung ausgestattet worden war, war 2013 noch von der Regierung Juncker-Asselborn in Auftrag gegeben worden.
Auslöser war die Debatte, die in Luxemburg einsetzte, nachdem der damalige belgische Premier Elio Di Rupo sich bei den Juden in Belgien für die Mitverantwortung der belgischen Behörden bei der Deportation der Juden während der deutschen Besatzung entschuldigt hatte.
Lesen Sie hier den vollständigen Bericht:
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